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Landwirtschaft Bauern wollen mehr Geld vom Bund

Der Bund hat den Landwirten wegen der Trockenheit finanzielle Unterstützung zugesagt. Wie kommt das in der Region an?

Von Frank Bürger 24.08.2018, 06:00

Parey l Die Trockenheit macht den Bauern zu schaffen. Jeder 25. landwirtschaftliche Betrieb, etwa 10.000 insgesamt, sind nach Einschätzung der Länder aufgrund der Witterungsverhältnisse in ihrer Existenz bedroht. Es gäbe aber große regionale Unterschiede. Alle 16 Bundesländer meldeten Schäden, am stärksten betroffen sind Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt . Hier ist von 26 Prozent Ernteeinbußen im Vergleich zum Vorjahr die Rede.

Der Bund wird den Bauern finanziell helfen. Das sicherte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Glöckner am Mittwoch zu. Ein Programm von rund 340 Millionen Euro, finanziert von Bund und Ländern, soll die Ernteausfälle durch die Dürre teilweise kompensieren. Glöckner wolle bis September mit den Ländern Vereinbarungen treffen.

Auch die Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen hofft auf eine Entschädigung. „Wir haben mehr als 30 Prozent weniger Erträge als im Vorjahr“, sagt Geschäftsführer Patrick Wolter. Er hat sich die Zahlen genau angeschaut. In Sachsen-Anhalt kämen demnach 30 Millionen Euro an, berücksichtigt werden 4000 Betriebe. „Das ist deutlich zu wenig, um die Ernteausfälle zu kompensieren“, sagt der Geschäftsführer.

Wolter verweist auf die Maisernte. Hier seien deutliche Einbußen zu verzeichnen. „Wir können 60 bis 70 Prozent weniger Mais als im Vorjahr einfahren.“ Das Extremwetter in diesem Jahr sei überall zu spüren. „Wir müssen alles viel früher ernten als in den vergangenen Jahren.“ Eigentlich sei der Mais erst im September oder Oktober dran.

Aufgrund der Trockenheit wird auch das Futter für die Tiere knapp. Stroh muss von außerhalb dazu gekauft, anstatt aus der eigenen Ernte genommen, werden.

Rund 1600 Tiere gehören der Agrargenossenschaft. Derzeit arbeiten unter dem Dach des Unternehmens knapp 50 Festangestellte. „Die Leute arbeiten gut und müssen monatlich auch bezahlt werden“, so Wolter. Wie bereits bei der Spargelernte zu merken war, spielt das Thema Mindestlohn auch eine Rolle. Bereits hier sprach Wolter von einer betriebswirtschaftlichen Katastrophe. Im kommenden Jahr soll statt auf 160 Hektar nur noch auf 130 Hektar Spargel angebaut werden.

Unabhängig von dem Ergebnis aus der Bundeshauptstadt wurden bereits Gespräche mit den Banken geführt. „Ohne Kredite und Hilfe von außen ist unsere Liquidität in Gefahr“, stellt Wolter fest. Aber das Signal von Seiten der Banken sei positiv.

Zum Extremwetter in diesem Jahr sagt er: Hier zu spekulieren sei wie in die Glaskugel zu schauen. „Wetterextreme sind Teil der Geschichte.“ Nahrungsmittel würden immer gebraucht.

In wenigen Tagen beginnt nun die Herbstaussaat. „Wir werden mit Raps anfangen“. Leider sei hier auch das Wetter wieder ein unsicherer Faktor. „Der Niederschlag war regional so verschieden, viele haben keinen Regen bekommen. Da ist natürlich die Zukunft unsicher“, so Wolter. Viele überlegten, wie es nun weitergehe. So habe ein Landwirt in Parey bereits seine Milchkühe abgeschafft.

Kritisch sieht er den Import von Lebensmitteln aus dem Ausland. „Wenn man da etwas holt, weiß man nicht, was damit passiert ist.“

Die Landwirte der Region tauschen sich gerade jetzt intensiv aus. „Wir reden miteinander, gerade in diesen schweren Zeiten“, so Wolter. Wichtig seien hier Gespräche mit der Agrargenossenschaft Tucheim, mit Betrieben in Parey, Zerben und Gladau. So sind die Festangestellten der Agrargenossenschaft derzeit damit beschäftigt, anderen beim Häckseln von Mais unter die Arme zu greifen.

Derzeit bewirtschaftet die Agrargenossenschaft rund 2000 Hektar Boden. Im Eigentum sind 15 Traktoren und zwei Mähdrescher. Angepflanzt werden Mais, Weizen, Gerste, Roggen, Raps und Zuckerrüben. Dazu kommt Grünland für die Tiere.

Die Agrargenossenschaft ist gesellschaftliche engagiert. Dazu gehört am 8. September der Kartoffeltag. Los geht es um 9 Uhr in der Bauernscheune. Begrüßt wird zu diesem Anlass die fünfte Genthiner Kartoffelkönigin Nicole I. Dazu gibt es Kartoffelklappern mit der Gruppe „Anno Dazumal“. An diesem Tag wird es Kartoffelpuffer, Kartoffelsuppe und andere Leckereien geben. Es gibt regionale Ernteprodukte, nämlich Kartoffeln von Bauer Thiem aus Dretzel und von Bauer Liesau aus Krüssau. Bereits um 7 Uhr beginnt an diesem Tag der Bauern- und Kleintiermarkt. Mit vielen fliegenden und regionalen Händlern sowie der Aktion „Kunst und Krempel“ des Hohenseedener Vereins „Lindenblüte“.