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Heimatkultur Nedderdütsch-Snackers söcht: Auch in Genthin spricht man Platt

Genthin und Burg gehören zur Plattdeutsch-Region. Das Land fördert zum Erhalt der Sprache Niederdeutsch-Unterricht an Grundschulen. Aber es fehlt an Lehrkräften.

Von Mike Fleske Aktualisiert: 03.03.2024, 13:32
In Deutschland gibt es viele Idiome. In Nord-und Ostdeutschland wird Platt gesprochen.
In Deutschland gibt es viele Idiome. In Nord-und Ostdeutschland wird Platt gesprochen. Foto: P. Kneffel/picture alliance / dpa

Genthin - Nicht nur in Norddeutschland, wird Platt gesnackt, sondern auch in unserer Region. Das Jerichower Land gehört, zur ostniederdeutschen Sprachfamilie, in dem Altmärker platt gesprochen wird Allerdings ist die Sprache in der Region kaum noch verbreitet. Das soll sich nun ändern.

Deshalb hat das Land Sachsen-Anhalt das auf drei Jahre angelegte Programm „Niederdeutsch in der Schule“ ins Leben gerufen, in dem bestehende und neugegründete Plattdeutsch-AGs an Sachsen-Anhalts Grundschulen finanziell und ideell gefördert werden. Im Schuljahr 2023/24 hat das Land fünf von acht Plattdeutsch-AGs gefördert, in denen Ehrenamtliche Plattdeutsch-Unterricht geben. Diese liegen aber alle in der Börde, im Harz oder in Stendal.

Jerichower Land noch nicht bei Plattdeutsch-AGs dabei

„Aus dem Jerichower Land ist mir aus jüngerer Vergangenheit keine Grundschule bekannt, die Plattdeutsch angeboten hat“, bestätigt Yulian Ide von der Pressestelle des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt. Dabei wären im Grunde noch fünf weitere Plätze frei, die gefördert werden könnten. Die Initiative muss aber natürlich von den Schulen selbst kommen.“

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Und dort hakt es leider. „Wir wären sehr interessiert an einem solchen Unterricht, allerdings bräuchten wir dazu eine Person, die die niederdeutsche Sprache lebt und den Kindern vermitteln kann“, sagt etwa Cordula Joron, Schulleiterin der Grundschule Tucheim. Dort habe sie im Moment allerdings niemanden im Blick, der oder die einen solchen Unterricht übernehmen könne.

Schwierige Suche nach Lehrkräften

Ähnlich sieht es auch in der Genthiner Grundschule Stadtmitte aus. Auch dort würde sich derzeit niemand anbieten, mit dem ein solcher Unterricht umzusetzen wäre. Wenngleich Schulleiter Ingo Doßmann einräumt: „Grundsätzlich halte ich die Bewahrung der Historie unserer Sprache für eine wichtige Angelegenheit.“ Allerdings führe der Aufwand bei Antragstellung, Durchführung und Abrechnung zu einem nicht unerheblichen Mehraufwand für Schulen.

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„Mein Kollege Christian Sadel ist gern bereit, bei der Gründung unterstützend tätig zu werden“, bietet Yulian Ide an. Dadurch könnte die bürokratische Hürde durchaus gemeistert werden. Die Unterstützung beinhalte zudem eine Ehrenamtspauschale (420 Euro im Halbjahr) für nichthauptamtliche Lehrkräfte und einer Sachkostenpauschale (200 Euro) für die Schule, die Bereitstellung von Lehrmaterialien (je Kind ein sogenannter Plattdütschbüdel mit Plattdeutsch-Fibel und Büchern in Altmärker, Harzer oder Börde-Platt), sowie Fortbildungs- und Vernetzungsangebote für die Lehrkräfte.

Sprachen lernen wird einfach durch Platt sprechen

Die Arbeitsstelle Niederdeutsch an der Otto-von-Guericke-Universtität begleite das Programm wissenschaftlich. Und dort ist man an einer Zusammenarbeit auch im Jerichower Land durchaus interessiert. „Natürlich würden wir es sehr begrüßen, wenn Plattdeutsch auch dort in die eine oder andere Grundschule einzieht, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind“, sagt Saskia Luther von der Arbeitsstelle Niederdeutsch.

Die niederdeutsche Sprache sei auf der einen Seite die Sprache der Region und Heimat und gehöre einfach zum kulturellen Erbe dazu. „Auf der anderen Seite erweitert das Erlernen dieser Sprache, wie das anderer Sprachen auch, die kognitiven Fähigkeiten der Kinder.“ Ähnlich sehen es auch die Schulleiter der Tucheimer und Genthiner Grundschulen.

Volkshochschule bietet Kurse für Erwachsene an

Die niederdeutsche Sprache könne beim Erlernen von weiteren Sprachen durchaus weiterhelfen, bestätigt Cordula Joron. Das Niederdeutsche ähnele in Satzgliedstellungen dem Englischen. Niederdeutsch in der Grundschule helfe durchaus beim Lernen der englischen Sprache.

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Und nicht nur Kinder bringen ihren Geist mit dem Erlernen von Sprachen in Schwung, auch Erwachsene können sich geistig fit halten und eine heimatliche Sprache am Leben halten.

Die Volkshochschule in der Hansestraße in Stendal bietet ab dem kommenden Donnerstag (7. März, 17 Uhr) an zehn Terminen einen Plattdeutschkurs (nicht nur) für Anfänger an.

Plattdeutsch – Nicht nur in der Altmark

  • Plattdeutsch – Nicht nur in der Altmark Sprachwissenschaftlich gilt Niederdeutsch als eigenständige Sprache, die es im heutigen Sachsen-Anhalt seit Jahrhunderten gibt.
  • Das Sprachgebiet der Altmark gehört der Ostniederdeutschen Sprachfamilie an. Etwa von der nördlich liegende Ohre bis zum westlichen Teil des Jerichower Landes.
  • In der Altmark wird zwischen dem Ost-Altmärkischen und das West-Altmärkischen unterschieden.
  • Beiden Mundarten ist gemein, dass die zweite Lautverschiebung ausblieb. So sind Appel, Plumen, helpen, slapen nicht zu Apfel, Pflaumen, helfen, schlafen geworden.
  • Ein typischer Satz im Ost-Ältmärkischen lautet etwa so: „Ick mag dat nich, gahn rut bi Regen.“ (Ich möchte bei Regen nicht rausgehen).
  • Ein typischer Satz im West-Altmärkischen : „An wecken Wochendach deist du Dütsch hämm?“ (An welchem Wochentag hast du Deutsch?)
  • Deutlich wird die Anlehnung an die Satzstellung in der englische Sprache.