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Neuer Vertrag Bewegung im Bootshaus-Streit

Für die Bewirtschaftung des Bootshauses Genthin bahnt sich eine Einigung zwischen Stadt und SV Chemie an.

Von Simone Pötschke 16.07.2018, 01:01

Genthin l Noch ist die Zeit nicht reif, um weißen Rauch als Zeichen eines Verhandlungsergebnisses aufsteigen zu lassen. Nach den Aufgeregtheiten der Vergangenheit, die ihren Anfang damit nahmen, dass die Stadt im Zuge ihrer Sparbemühungen das Bootshaus auf die Verkaufsliste setzte, stehen die Zeichen nun auf Befriedung.

So gab es jetzt ein Gespräch zwischen Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) und Peter Knobel vom Fachbereich Immobilienwirtschaft einerseits und Fritz Mund, Vorsitzender des SV Chemie, und Wolfgang Schultz als dessen Stellvertreter auf der anderen Seite.

Die Bewirtschaftung des Bootshauses gehört zu der Erbmasse, die Bürgermeister Günther von seinem Vorgänger Thomas Barz übernommen hat. „Im Rathaus arbeiten wir derzeit an einer ordentlichen Lösung, die perspektivisch tragfähig sein soll“, sagte Genthins neuer Stadtchef in einem Volksstimme-Gespräch.

Günther bestätigte, dass die Variante eines Erbbaupachtvertrages durch die Verwaltung geprüft werde.

Zeitlich würde sie allerdings erst 2023 nach Auslaufen des gegenwärtig bestehenden Vertrages zwischen der Stadt und dem SV Chemie zum Tragen kommen. Die Zeit drängt beide Vertragspartner also noch nicht.

Die Variante eines Erbbaupachtvertrages ist allerdings nicht neu. Offenbar gibt es jetzt auch ein Einlenken der Verwaltung.

Rückblick: Das Bootshaus geriet in die Schlagzeilen, nachdem der Stadtrat den beabsichtigten Verkauf des Bootshauses, der im Haushaltskonsolidierungskonzept bereits festgeschrieben war, stoppte. Die Stadträte Gerd Mangelsdorf (CDU), Wilmut Pflaumbaum (FDP) und Lutz Nitz (Grüne) hatten sich dafür stark gemacht und fanden Mehrheiten im Rat. Das Trio favorisierte alternativ einen Erbbaupachtvertrag. Doch über weitere Schritte sollte dann, so die Vorgehensweise des damaligen Bürgermeisters, nach Vorlage einer Entwicklungskonzeption, die das gesamte Gelände mit Bootshaus, Sportboothafen und Sportboothafen betrachtet, entschieden werden.

Dass das Bootshaus in Regie des SV Chemie erhalten bleibt, war jedoch bereits Konsens eines Gespräches zwischen Bürgermeister Thomas Barz (CDU), Vertretern des SV Chemie und Sportfunktionären des Landes Sachsen-Anhalt.

Bewegung in die Angelegenheit brachte im April ein Antrag von Andreas Buchheister (CDU) im Stadtrat, der ausdrücklich den Kanuten im Bootshaus ein „Bleiberecht“ zusichern sollte. Der Stadtrat roch hier allerdings Wahlkampf und verwies diesen Antrag in eine Sitzung des Sozialausschusses nach den Wahlen. Da die Mitglieder hinter diesem Antrag, vereinsinterne Auseinandersetzungen vermuteten, fiel der Antrag durch.

Einmal aufs Tableau gehoben, nutzte nun Günter Sander (Grüne) die Gelegenheit, wieder für einen Erbbaupachtvertrag für das Bootshaus zwischen der Stadt und dem Verein zu werben. Sein Antrag wurde angenommen, womit sich der Bauausschuss – geht alles seinen Gang – demnächst mit dem Erbbaupachtvertrag zu beschäftigen hat.

Bürgermeister Günther informierte am Freitag darüber, dass bei einem nächsten Treffen, das für den 16. August geplant ist, der Erbbaupachtvertrag erneut thematisiert werde. Im Rathaus werde gleichzeitig an der Standortkonzeption, die sein Amtsvorgänger angeregt hatte, weitergearbeitet.

Für Fritz Mund vom SV Chemie wäre ein Erbbaupachtvertrag eine „gute Variante, die dem Verein langfristig Sicherheit geben würde. Wichtig sei allerdings aus seiner Sicht, „erst einmal Ruhe in eine langwierige und aufgeregte Diskussion zu bringen“. Die Stadt und der Stadtrat seien jetzt am Zuge. „Wir wollen sie nicht bedrängen. Ich bin aber optimistisch“, sagte Fritz Mund.

Der SV Chemie zeichnet mittlerweile auf der Grundlage eines Vertrages mit der Stadt seit 23 Jahren für die Bewirtschaftung und Instandhaltung des Bootshauses verantwortlich. Für den aktuelle Haushaltsplan bildete der Verein aufgrund der unsicheren Situation eine Rücklage in Höhe von 16 000 Euro für Sanierungen, die eigentlich fällig wären.

Nach 15 Jahren kündigte nun auch der Pächter der Gaststätte im Hause. Erst wenn der Verein Gewissheit habe, was mit dem Haus perspektivisch geschehe, könne sich der Verein nach einem neuen Pächter umschauen, sagte Mund. Für die verbleibenden fünf Jahre, die der bestehende Vertrag noch absichert, ließe sich jedoch kein Gastwirt finden. Dass der Verein die Gastwirtschaft betreiben würde, schließt Mund kategorisch aus.

Das Bootshaus wurde Ende der 1930er Jahre im Auftrag eines Genthiner Rudervereins gebaut.