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Ortschaftsrat Sorgenkind Mühlengraben

Der Mühlengraben, auch Torfschifffahrtskanal, und die Zernau sind Sorgenkinder der Mützeler.

Von Simone Pötschke 03.04.2019, 01:01

Mützel l „Im Sommer haben die Angler am Mühlengraben gesessen und im Winter sind wir als Kinder auf dem Eis des Grabens Schlittschuhe gelaufen“, sagte Uwe Gutjahr vom Mützeler Ortschaftsrat, um deutlich zu machen, welch dramatische Verschlechterung das Gewässer in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat.

Weder Angeln noch Schlittschuh-Laufen gibt der Mühlengraben heute noch her. Uwe Gutjahr sprach damit die zunehmende Sorge vieler Mützeler um ein Gewässer aus, dessen Zustand sich in den vergangenen Jahren sichtbar verschlechtert hat. Damit wurde Lothar Koch, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Stremme-Fiener Bruch, bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung insbesondere von den Einwohnern konfrontiert.

Große Erwartungen, dass sich der Zustand des Torfschiffahrtskanals oder auch Mühlengrabens, schlagartig zum Guten entwickeln könnte, weckte Lothar Koch allerdings nicht. Denn die Hoffnung des Unterhaltungsverbandes auf eine grundhafte Sanierung des Gewässers, um es ökologisch durchgängig zu gestalten, wurde nach einer Begehung mit Mitarbeitern des Landesverwaltungsamtes abgelehnt.

Völlig neu, sagte Koch, sei jetzt die Überlegung, bauliche Veränderungen im Bereich des festen Verteilerwehrs vorzunehmen, das den Torfschifffahrtskanal mit dem Fiener-hauptvorfluter verbindet. Ein Auslauf eines Teils des Wassers aus dem Fiener in den Torfschiffahrtskanal ist bisher an dieser Stelle nicht regulierbar.

Ein Abfluss ist nur ab einer bestimmten Höhe möglich, die in den vergangenen Jahren allerdings nicht erreicht wurde. Diese ökologische Sperre setzt dem Mühlengraben, aber auch der Zernau, seit mittlerweile knapp 20 Jahren zu. Deshalb sei der Unterhaltungsverband an den Landesbetrieb für Hochwasserschutz mit der Überlegung herangetreten, den Bereich der festen Stauanlage mit einer langgezogenen Steinschüttung über etwa 100 Meter, einer sogenannten Sohlgleite, zu überbrücken.

Die würde zugleich als Fischtreppe dienen und dafür Sorge tragen, dass sowohl im Mühlengraben, aber auch in der Zernau die biologische Vielfalt einen Entwicklungsschub erhält. Nach einem Vorort-Termin mit Mitarbeitern des Landesverwaltungsamtes sei er inzwischen zuversichtlich, dieses Vorhaben auch umsetzen zu können, sagte Koch vor den Mützelern. Der Bau der Sohlgleite solle aus Mitteln finanziert werden, die das Land und die Europäische Union zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie gewähren. Koch geht davon aus, dass in diesem Jahr die Planungen bewältigt werden, sodass 2020 gebaut werde.

Die Wasserprobleme, die die Mützeler aufbringen, erstrecken sich neben dem Mühlengraben zwangsläufig auch auf die Zernau. Bettina Wolle machte ihrer Verärgerung Luft: Überall werde von Natura 2000 gesprochen und vor der Haustür müssten die Mützeler untätig zusehen, wie in der Zernau die Bestände an Fischen, Fröschen, wilden Enten und Gänsen zusehends schrumpften. Hier tätig zu werden, wies der Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Stremme-Fiener Buch allerdings von sich, indem er darauf verwies, dass allein die Stadt Genthin Eigentümer des Gewässers sowie seines Zu- und Ablaufes sei.

Koch unterbreitete allerdings die Option, dass die Stadt einen Antrag stellen könnte, die Zernau mit ihrem Zu- und Ablauf als Gewässer II. Klasse auszuweisen, so dass sie dann in die Obhut des Unterhaltungsverbandes fielen. Nach vorgetragenen Kritiken der Einwohner am Pflegezustand des Mühlengrabens im unmittelbaren Ortsbereich einigte man sich, eine gemeinsame Vorort-Besichtigung in Anwesenheit des Schaubeauftragten durchzuführen.

Ortsbürgermeister Rüdiger Feuerherdt (FFW Mützel) zeigte sich mit dem Verlauf der Ortschaftsratssitzung zufrieden. „Ich kann die Bedenken der Mützeler gut verstehen und fand gut, dass wir Hintergrundinformationen erhalten haben und uns Lösungsansätze in der Kompetenz des Unterhaltungsverbandes aufgezeigt wurden. Wir werden jetzt mit der Stadt reden müssen“, resümierte der Ortsbürgermeister. Für ihn persönlich sei es jetzt auch wichtig, eine Strategie in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Behörden zu entwickeln, wie ein drohendes Kippen des ökologischen Gleichgewichts in der Zernau bei einem niederschlagsarmen Sommer wie den vergangenen verhindert werden kann.