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Papieratlas Recyclingblätter und Tablets

Wenn Papier, dann umweltschonendes. In Kommunen wird auf die Verwendung von Recyclingmaterial geachtet.

Von Mike Fleske 19.10.2020, 01:01

Burg/Genthin l Druck- und Kopierpapier ohne „Blauen Engel“ auf der Verpackung zu ordern, ist in vielen Kommunen und Landkreisen Deutschlands verpönt. Steht das Signet doch für umweltfreundliches und wiederverwertetes Papier. Der „Papieratlas 2020“, der von der Initiative Pro Recyclingpapier (IPR) ermittelt wird, bringt es an den Tag. In Deutschland hat Recyclingpapier an Akzeptanz gewonnen, gerade in vielen Verwaltungen.

Bei den 99 deutschen Groß- und Mittelstädten, die am „Papieratlas“ teilgenommen haben, ist eine Recyclingquote von mehr als 90 Prozent zu verzeichnen. Die 40 am Papieratlas teilnehmenden Landkreise liegen mit einer Recyclingpapierquote von rund 85 Prozent nur knapp darunter.

Der Landkreis Jerichower Land gehörte nicht zu den Teilnehmern, beschäftigt sich aber dennoch mit der Verwendung von umweltfreundlichen Materialien, etwa mit einem Siegel des Forest Stewardship Council (FSC), das glaubwürdig für eine ökologische Waldnutzung steht: „Das verwendete Papier im Landkreis trägt das Europäische Umweltschutzzertifikat ,EU Ecolabel‘, das FSC-Label und muss nach der Norm ‚Umweltmanagementsystem‘ zertifiziert sein, weiterhin wird sämtliche Standard-Briefpost in Briefumschlägen aus recyceltem Papier versandt“, erklärt Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann.

Zudem werde darauf geachtet, dass erst gar kein Papier verbraucht wird: „Durch die Möglichkeit der digitalen Verarbeitung und Steuerung von Prozessabläufen kann der Papierbedarf im Landkreis reduziert werden.“ So gebe es in der Kreisverwaltung ein virtuelles lokales Netzwerk. Per gemeinsamen Laufwerken, das Scannen von Dokumenten, E-Mail-Verkehr, Online-Terminplanungen, IP-Telefonie und vieles andere, könne effektiv ohne Papier kommuniziert werden.

Die Stadt Burg gehöre mit ihren etwa 24 000 Einwohnern (inklusive Ortschaften) weder zu Großstädten, noch zu den mittelgroßen Städten im Sinne des Papieratlas, begründet der Burger Stadtsprecher Bernhard Ruth die Abwesenheit der Kreisstadt im Papieratlas. Allerdings beschäftige man sich mit der Reduzierung des Papierverbrauches, denn in der Stadtverwaltung werde kein Recyclingpapier verwandt. „Derzeit arbeiten wir intensiv an der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems, welches digitale Aktenhaltung in allen Verwaltungsbereichen ermöglichen wird. So lässt sich viel Papier sparen.“

In der Stadt Genthin wurden vor zehn Jahren rund 150 000 Blatt Papier für die pro Jahr etwa 90 städtischen Sitzungen bedruckt. Allein die Druckkosten beliefen sich auf 13 000 Euro. Für den Versand der Unterlagen kamen weitere 5000 Euro hinzu. Plus die Personalkosten.

„Zuviel“, befand man damals noch unter Bürgermeister Wolfgang Bernicke und beschloss die papierlose Ratsarbeit, die unter seinem Nachfolger Thomas Barz umgesetzt wurde. Seitdem werden etwa Sitzungseinladungen, Beschlussvorlagen und Informationen für die Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter digital versendet. Jedes Stadtratsmitglied hat zudem ein Tablet um diese digitalen Unterlagen abrufen zu können.

Allein im ersten Jahr konnte durch den Wegfall von Toner-Tinte- und Papierkosten ein Betrag von knapp 12 000 Euro eingespart werden. Genthin war damit ein gutes Beispiel für andere Kommunen im Kreis. Unter anderem Burg, Gommern und Möser folgten. Auch im Kreistag wird seit einigen Jahren digital gearbeitet.

Dort, wo doch Papier verwendet wird und im Abfall landet, kommt die Abfallwirtschaftsgesellschaft Jerichower Land (AJL) zum Einsatz. Diese sammele, laut Geschäftsführer Henning Gehm, sowohl bei den Haushalten und Gewerbebetrieben als auch bei den Wertstoffhöfen Papier und Pappe/Kartonagen ein.

Die Gesamtmenge belaufe sich bei den Haushalten auf rund 5600 Tonnen während die Menge an gewerblichem Altpapier rund 1300 Tonnen pro Jahr betrage. „Bei Gewerbebetrieben und den Wertstoffhöfen ist die Qualität als gut zu bezeichnen, da hier vor Ort entsprechende Kontrollen erfolgen.“ Bei dem Papier aus Haushalten müssten hingegen Fehlwürfe heraussortiert werden. Dazu gehören etwa Tapeten, Styropor bis hin zu Hausmüll oder sogar Bauschutt.

Danach werde das gereinigte Papier in der Papierballenpresse am Standort in Genthin verpresst. Die Fehlwurfquote ist recht konstant, die Pappen/Kartonagen und die Haushaltssammelware, in Fachkreisen Mischpapier genannt, wird direkt an papierverarbeitende Firmen verkauft. Über die Erlöse, die so zusammenkommen, werden seitens der AJL keine Angaben gemacht.

Damit liegt das Abfallunternehmen im Trend. Der Altpapiereinsatz (also die Wiederverwertung) lag im vergangenen Jahr in Deutschland bei mehr als 70 Prozent, wobei Zeitungen sogar zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt werden.