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Raserei Brettiner fordern Tempogrenze für Lkw

Die Verkehrssituation in Brettin ist angespannt. In der Kritik: Lkw die durch die Ortschaft schmettern.

Von Thomas Skiba 28.02.2020, 04:00

Brettin l Brettin kommt nicht zur Ruhe und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn. Zahlreiche Anwohner der Heinrich-Heine-Straße fanden sich zusammen, um mit den Regionalbereichsbeamten Polizeihauptmeisterin Anja Andres und Polizeiobermeister Lutz Pelzer zu sprechen: über die aktuelle Verkehrssituation im Ort und über die Möglichkeiten, die es gibt, die angespannte Situation zu verbessern. „Es ist nicht mehr normal“, sagt Anwohner Fred Schulenburg.

Gefühlt minütlich fahren hier Lkws durch den Ort und bringen die Brettiner an der Hauptstraße um ihre Ruhe. Dazu komme, so der Brettiner Horst Gottschling, dass durch die großen Fahrzeuge Pkws oft ausweichen und so über die hohe Bordsteinkante fahren. Seit längerem beklagen die Brettiner den Zustand der Heinrich-Heine-Straße, verursacht durch den Lasterverkehr. „Bordsteine wurden beschädigt, große Stücke sind zum Teil rausgebrochen, so dass man sich die Reifen aufschlitzen kann“, sagt auch Ortsbürgermeister Thomas Schmidt.

Der Grund für das hohe Verkehrsaufkommen, gerade an Lkws, ist in dem Ausbau der Bundesstraße 1, vor zwei Jahren, zu suchen. Die Bundesstraße gehe durch Genthin, und den Verkehr leitete man damals während der Bauarbeiten über die Kreisstraße (Stremmestraße, Heinrich-Heine-Straße) der Ortschaften Roßdorf und Brettin.

„Die Lkw-Fahrer haben sich das gemerkt und nutzen die ehemals notwendige Umleitung dazu, den Stadtverkehr in Genthin zu umgehen“, so Polizeiobermeister Pelzer. Die Leidtragenden seien die Brettiner. Jeden Tag aufs Neue rollen große Laster durch die Ortschaft. Was kann man tun? Pelzer sagt: „Ein generelles LKW-Fahrverbot kann hier nicht begründet werden.“ Erstens sei es eine Kreisstraße, zum zweiten gebe es dafür keine rechtlichen Grundlagen und drittens müssten dann viele Ausnahmen zugelassen werden, etwa für die Fuhrunternehmen des Ortes oder Versorgungsfahrzeuge.

Die Bürger können zwar bei der unteren Straßenverkehrsbehörde den Antrag stellen, die nähme dann Stellung, doch ein positiver Bescheid „wäre gleich Null.“ Eine Möglichkeit sieht der Beamte dennoch: „Fordern sie eine 30-Zone für Lkws.“ Die hätte Aussicht auf Erfolg.

Macht man eine Ortsbegehung, sei ja zu sehen, wie sich die Laster durch den Ort wälzen und für Krach und Dreck sorgen. Anwohner Bernd Milau spricht auch den Zustand der Straße an, „die nicht richtig ausgebaut wurde.“ Die Heinrich-Heine-Straße war einmal Kopfsteinpflaster-Straße, auf welche einfacher Asphalt ausgebracht wurde.

Den Absatz zur neu ausgebauten Straße Richtung Genthin spüren die Anwohner mit jedem 40-Tonner, der mit der erlaubten Geschwindigkeit „durchrast, so dass die Gläser im Schrank klingeln.“ Zeitgleich zur Bürgerversammlung führten die Regionalbereichsbeamten eine Lasermessung durch. „Es ist doch erstaunlich, dass das Auto gefühlt schneller ist, als es in der Messung dargestellt wird“, kennt Polizeihauptmeisterin Andres die Sorgen der Bürger. Immer wieder werde auf Raserei hingewiesen und „wir sollten doch mal messen kommen.“

Speziell am Ortseingang Brettin habe sie in der letzten Zeit häufiger „gelasert“ und die Auffälligkeiten waren im Durchschnitt, betont Andres. Oftmals seien es die Abend- und Nachtstunden, in denen Pkws in den Ort hineinrasen, so die Anwohner, und da werde meistens nicht gemessen. „Durch das zu schnelle Fahren mussten wir schon mehrere Katzen auf der Straße lassen“, bedauert Anwohnerin Gudrun Schulenburg.

Der Ortseingang Brettin, aus der Richtung Genthin, führt gerade in den Ort hinein, keine Kurve oder eine Verkehrsinsel bremst einen Pkw, der zu schnell fährt. „Das lädt ein zum Rasen, bis tief hinein in den Ort“, ist sich Bernhard Mewes vom Brettiner Ortschaftsrat und wünscht sich genau deswegen eine Möglichkeit zu Geschwindigkeitsreduktion. „Eine Verkehrsinsel mit geschwenkter Fahrbahn wäre das beste“, so Mewes. Ortschef Torsten Schmidt weiß, „das immer noch keine Bauplanung für unsere Hauptstraße vorliege.“

Die sei für 2019 vorgesehen gewesen und wieder sei nichts passiert. Hier, so Schmidt, muss dann der Bau einer Verkehrsinsel vorgesehen werden. „Das würde die Situation entspannen.“ Um eine gültige Datenlage zur Geschwindigkeitssituation zu bekommen, will der Ortschef für mehrere Tage ein Messgerät aufstellen lassen, das über einen gewissen Zeitraum Anzahl der Fahrzeuge, Geschwindigkeiten und Durchfahrzeiten ermittelt. Nach der Auswertung der Daten soll im Ortschaftsrat über das weitere Vorgehen diskutiert werden: „Denn“, so die Anwohner um Schmidt und Mewes, „so kann es nicht weitergehen.“