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Schlosspark Rokokopracht in Redekin?

Anwohner diskutieren Wiederherstellung des Schlossparks

16.04.2021, 15:43

Redekin

Redekin (tsk) l Seit dem letzten Jahr steht der Schlosspark Redekin unter Denkmalschutz. Damit kommen mit der unteren Naturschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalschutz zwei weitere Behörden ins Spiel, sollten Umbauarbeiten am Park stattfinden.

Bisher mussten bei Arbeiten wie auch Veranstaltungen auf dem Parkgelände nur die Bestimmungen des Umweltschutzes beachtet werden, Änderungen in der Gestaltung waren unter diesen Gegebenheiten möglich. Jetzt, laut Aussage der Jerichower Bauamtschefin Julia Bolle, müssten für Arbeiten in den von den Behörden definierten Grenzen Genehmigungen eingeholt werden.

In einer Ortsbegehung unter Zuhilfenahme von Satellitenbildern stecken Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalschutz und der Jerichower Verwaltung Parkflächen ab, die zukünftig der Nutzungseinschränkung unterliegen. Ausgenommen wurde der Sportplatz, einschließlich Volleyballbereich und die Tennisanlage mit dem Spielplatz.

Die Parkbühne bleibt aber Teil des geschützten Sektors. Hier stand laut Ortshistorikerin Christine Graf einmal das Herrenhaus, „umgeben von Taxus-Büschen“. Sollte die Bühne in ihren Ausmaßen vielleicht einmal erweitert werden sollen, hieße das, Anträge schreiben und unter Auflagen bauen.

Schon länger sei es im Dorf Gespräch, so Ortsbürgermeister Detlef Lucht, was mit dem Park geschehen solle. Die öffentliche Meinung tendiert eher zur Wiederherstellung der verbliebenen Parkteile zu einen Rokoko-Park friderizianischem Stils – also zurück zum Ursprung.

Damit könnte der Schlosspark Redekin wieder in einer Reihe mit den Schlössern Rheinsberg, Charlottenburg und Potsdam als auch dem ab 1745 entstandenen Schloss Sanssouci stehen, nur eben ohne Schloss. Das ehemalige Gebäude-Ensemble mit Park und Teich muss damals sogar bis ins entfernte Potsdam ausgestrahlt haben, denn König Friedrich der II. besuchte Redekin, um Schloss und Park in Augenschein zu nehmen.

Herrichten oder der Natur überlassen

Aktuell gibt es ebenfalls Tendenzen, den Park der Natur zu überlassen. Eventuell mit einem Lehrpfad mit Informationstafeln zur örtlichen Tier- und Pflanzenwelt ausgestaltet, soll der Zustand nicht verändert, eher noch soll dem Verwildern Vorschub geleistet werden.

In welche Richtung das Pendel schlägt, steht noch nicht fest. Nach Baumbestand und Bewuchs zu urteilen, könnte hier eine vernünftige und für alle Seiten befriedigende Verbindung zwischen Naturschutz und historischer Atmosphäre geschaffen werden, so heißt es aus dem Ortschaftsrat.

Touristischer Anziehungsort

Zwei Gewinner hätte dieser Kompromiss auf jeden Fall, zum einen die Ortschaft Redekin, die neben der in ihrer Ursprünglichkeit verharrenden Backsteinkirche und der Friedenseiche einen weiteren touristischen Anziehungspunkt besäße, andererseits der Park selbst. Viel müsste nicht verändert werden, so Christine Graf, den Unterwuchs, der dort nicht hingehöre, entfernen, Wege wieder herrichten, sogar neue Bäume pflanzen, „um die Sichtachsen wieder zu betonen“. Hecken, Büsche und der alte Eichen- wie Lindenbestand bliebe erhalten, das Grabensystem um den Park als auch der Teich ebenfalls.

Landschaftsarchitektgefragt

Angeregt wurde bei der Begehung auch der Einsatz eines Landschaftsarchitekten, um den Park weitgehend im Original wiederherzustellen und mittlerweile neu entstandene Einrichtungen einzubinden. Unverständnis äußerte Ortschaftsrat-Mitglied Michael Pieper, dass der Park „30 Jahre nach der Wende unter Schutz gestellt wird, da ist doch jetzt schon so viel passiert“. Das Landesamt für Denkmalschutz führt den Redekiner Schlosspark schon seit langem als geschützten Bereich, nur kam es bisher noch nicht zu einer Begehung und offiziellen Listung. „Die Mitarbeiter des Amtes besaßen eine große Akte mit umfangreichen Recherchen“, so Julia Bolle und unterstreicht damit die Bedeutung des Parks für den Denkmalschutz. „Auf jeden Fall bestätigte man uns den guten Zustand und dass der Park großes Potenzial habe“, so Bolle zum Abschluss.