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Sanierung Schiefer Turm soll wieder gerade werden

Die Ruine und der Turm der Zabakucker Kirche sollen saniert werden und Raum für Veranstaltungen bieten.

Von Thomas Skiba 23.11.2020, 06:00

Zabakuck l An dem größten Haus am Platz nagt die Zeit. Schieferschindeln sitzen locker, manch eine musste sich schon der Schwerkraft ergeben, der Putz bröckelt. Und an der weit hin sichtbaren Turmhaube hängt im waren Sinn des Wortes „der Segen schief“ – aller bisherigen Sicherungsmaßnahmen zum Trotz.

Folgt man Tobias Klaus, Vorsitzender des Heimatvereins Zabakuck, soll sich das in absehbarer Zukunft ändern. „Es dringend erforderlich, weitere Schutzmaßnahmen am Turm und der Fassade durchzuführen“, so Klaus und wird genauer: „Um auch künftig die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und um weiterhin Turm und Kirchenruine nutzen zu können.“

Rund 220 000 Euro kosten die Sanierung und Wiederherstellung des Turmes als weithin prägendes Wahrzeichen im Stremmegebiet, so rechnete das Architekturbüro Fleege und Oeser. Im Vorfeld holte sich der Heimatverein Rat und Rückenwind von Bundespolitikern wie dem Mitglied des Bundestages Manfred Behrens (CDU) und dem Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow, Harald Bothe. Beide trafen sich im Frühjahr zu einem Arbeitsbesuch in Zabakuck, machten sich ein Bild von der Kirche als auch von dem Ansinnen des Heimatvereins und sagten Unterstützung zu.

So beantragte der Verein Fördermittel aus dem Leader-Förderprogramm. „Wir wurden auf die Liste der zu fördernden Projekte gesetzt“, so der Vereinsvorsitzende stolz. 75 Prozent der Sanierungskosten sollen durch Leader bereitgestellt werden, 20 Prozent gibt die Evangelische Kirche dazu und die restlichen 15 Prozent teilen sich die Kirchengemeinde und der Heimatverein.

Derzeit sammelt der Verein Spenden und hofft auch auf viele Sponsoren für das Vorhaben. Denn ohne die notwendigen Eigenmittel bleibt das Projekt erstmals nur eine Idee und das soll sich, geht es nach den Plänen der Dorfaktivisten, bald ändern. Das bedeutet für die Zabakucker, ihr Vorhaben publik zu machen und rund 7000 Euro Spendengelder einzusammeln.

Wer sie noch nicht kennt – die Zabakucker Kirche hat etwas zu bieten: Sie ist eine Kirche ohne Dach und das soll auch so bleiben. Offiziell von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland begutachtet, wurde sie durch diese zur Ruine erklärt und kann dennoch vom Kirchspiel Klitsche weiterhin genutzt werden. „Und zwar zu profanen, also weltlichen Zwecken und doch achten wir darauf, dass alles was hier stattfindet, sich dem Charakter des Gebäudes nicht zu weit entfernt.“

Viele Besucher des Ortes mit dem überregional bekannten wie beliebten Campingplatz und dem idyllischen Tierpark betonen immer wieder, welche Besonderheit die Zabakucker Kirche darstellt. „Damit besitzt sie eine Strahlkraft weit über den Ort hinaus und zählt damit zu den touristischen Anziehungspunkten.“

Die Kirche steht mitten im Dorf, angelehnt an den Dorfanger. Einer der Hauptgründe, warum sich Frauen und Männer aus Zabakuck 2018 zusammenfanden, war es, die Dorfmitte wieder zu beleben – als Treffpunkt für Alt und Jung, als Veranstaltungsort und als Identifikationspunkt. Dazu gehörte auch von Anfang an dem Erhalt als auch die Nutzung der Kirchenruine. „Die Kirche gehört einfach dazu“, so Tobias Klaus und sieht das große Ganze.

So wurden in mehreren Arbeitseinsätzen ein Rondell geschaffen, mit dem Ziel im Ortskern einen Treffpunkt und Versammlungsplatz zu haben. Bänke und eine Heckeneinfassung fehlen zwar noch, sollen aber bald folgen. Im Freiluft-Chorraum organisierten die Mitglieder mittlerweile mehrere Kinoabende und etablierten so Kirche wie Anger als Begegnungsstätte des Dorfes. Jetzt habe der Kirchturm Vorrang, so Klaus und darauf wollen sich die Vereinsmitglieder konzentrieren. „Wir wollen den Spendenaufruf nicht herausstellen, sondern darüber informieren, dass unsere Kirche saniert wird“, betont Tobias Klaus.

Vielmehr wünscht sich der Heimatverein, dass die Menschen in und rund um Zabakuck es als Möglichkeit sehen, sich mit ihrem Landstrich zu identifizieren und es vielleicht sogar „als unser Projekt und unsere Kirche sehen“. Die Mitglieder haben dafür auf ihrer Webseite einen Spendenknopf eingerichtet, auf der Unterstützer und Freunde dieser Idee unkompliziert dazu beitragen können, dass sich der Turm der Dorfkirche bald gerade in den Himmel streckt.