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Spargelernte Wie gestochen, so verkauft

Am Sonntag endete beim Genthiner Henning Hoffheinz die Spargelsaison. Bis auf zehn Prozent sind alle Stangen über den Ladentisch gegangen.

Von Susanne Christmann 30.06.2020, 01:01

Genthin l Ja, er könne sich durchaus vorstellen, eine solche Spargelerntemaschine anzuschaffen. Auch wenn die Anschaffung zum Listenpreis mit 350 000 Euro zu Buche schlagen würde. Sie würde zwar die Spargelstangen nicht günstiger als die Erntehelfer aus Rumänien aus den Dämmen holen. Aber sie würde Genthins Spargelbauer Henning Hoffheinz nicht mehr ganz so abhängig vom Personal machen. Der Clou: Sie könne unterirdisch erkennen, wo der Spargel wächst.

Hoffheinz hatte die Gelegenheit, einen verbesserten Prototyp der Herstellerfirma aus den Niederlanden in der am Sonntag zu Ende gegangene Saison auszuprobieren. Danach reiste sie umgehend gen Holland zurück. Auch die Spargelschälmaschine im Hofladen in der Straße der Freundschaft hat für dieses Jahr den Großteil ihrer Aufgabe schon erledigt. Der restliche Spargel, der noch da ist, wird eingekocht.

Wer jetzt noch im Hofladen vorbeikommt und frisch geernteten Spargel erwerben will, wird wohl leer ausgehen. Denn so, wie der Spargel auf den insgesamt 50 Hektar umfassenden Feldern in den vergangenen Wochen und Monaten gestochen wurde, so sei er zum überwiegenden Teil auch über die Ladentische des Hofladens und der Verkaufsstände in Genthin, Burg, Magdeburg, Osterburg, Arneburg, Haldensleben, Elbe-Parey, Uelzen und Rosche gegangen, bilanziert Henning Hoffheinz zufrieden im Gespräch mit der Volksstimme. Vor allem die Stammkunden seien gekommen und hätten auch wegen der coronabedingten Auflagen geduldig Schlange gestanden. Hoffheinz macht 95 Prozent seines Umsatzes mit Spargel, den er auf insgesamt 50 Hektar auf Feldern rund um Genthin anbaut. Corona hätte da durchaus viel zunichte machen können.

Aber Hoffheinz hatte vorausschauend die ersten 25 Saisonarbeiter – zumeist Stammpersonal – recht früh Anfang März anreisen lassen. Die restlichen 20 kamen zwei Wochen später in Genthin an. 800 Euro Mehrkosten pro Erntehelfer sind wegen Corona auf den Hoffheinzschen Familienbetrieb zugekommen. Nicht nur für Desinfektionsmittel und andere Hygienemaßnahmen, sondern auch dafür, dass in der Unterkunft in jedem Zimmer nun nur zwei Saisonkräfte wohnten und kleinere Autos angeschafft wurden, damit im Transporter nicht mehr so viel Leute auf einmal zu den Feldern gebracht werden mussten.

Wie viele Tonnen des Stangengemüses 2020 genau auf seinen Feldern geerntet wurden, konnte Henning Hoffheinz am Montag noch nicht sagen. So viel aber weiß er: Ganz so viel wie 2019 – nämlich 190 Tonnen insgesamt – werden es nicht sein. Denn zehn Prozent des Spargels blieben coronabedingt im Boden. Das ist im Vergleich zu anderen Spargelbauern wenig, zeigt aber, dass auch Hoffheinz noch ein paar Ernte- Helfer mehr hätte gebrauchen können.

Zwar lebt der Spargelhof Hoffheinz vom Spargel, das heißt aber nicht, dass hier nicht noch andere Dinge ausprobiert werden. Während andere Spargelbauern oft zusätzlich auf den Anbau und den Verkauf von Erdbeeren und Heidelbeeren setzen, sind es in Genthin in diesem Jahr Kräuter aus eigenem Anbau. Glatte Petersilie, Koriander, Dill, Minze und Lauchzwiebeln sind momentan im Angebot im Hofladen. Gleich neben den frischen Eiern von der Eigenmarke „Campinghuhn“.

Das Federvieh, das sie legt, pickt zurzeit gleich neben dem Hofladen in und um einen mobilen Wagen herum seine Körner.