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Straßenbau Radweg, Parkplätze oder Bäume?

Zum Ausbau der Großen Schulstraße in Genthin gibt es vier Varianten. Eine Entscheidung soll im Bau- und Vergabeausschuss fallen.

Von Susanne Christmann 11.09.2020, 01:01

Genthin l Mit dem Ausbau der Großen Schulstraße wird es jetzt ernst. Muss es auch. Denn, so Fachbereichsleiterin Dagmar Turian am 9. September in der Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sozialausschusses, „wir müssen zum Jahresende abrechnen.“ Gemeint sind Gelder für die Stadtsanierung, die Genthin bewilligt bekommen hat und die zurückgegeben werden müssten, wenn die Stadt jetzt keine konkrete Verwendung dafür nachweist.

Wo aber wären diese Gelder besser aufgehoben, als beim Ausbau der Großen Schulstraße, bei der es neben der Lösung von Entwässerungsproblemen und der Verbesserung der Verkehrssituation vor allem auch um einen sicheren Schulweg für die Kinder geht, die Grundschule und Gymnasium besuchen?

Die städtischen Planer haben ihre Hausaufgaben dazu gemacht und vier Varianten für den Ausbau der Straße erarbeitet. Bei Variante 1, so die Fachbereichsleiterin, ginge es um einen sehr hochwertigen Ausbau, aber ohne größere Schutzwirkung als bisher. Er sieht auf beiden Seiten der Straße Streifen zum Parken vor, nur ab Jahnstraße gäbe es nur noch auf einer Seite der Straße Möglichkeiten zum Parken. All das aber in Kombination mit der Pflanzung von neuen Bäumen. Die Breite der Fahrbahn würde hierbei 4,50 Meter betragen. Mit veranschlagten 865 000 Euro Baukosten ist das die teuerste der vier Varianten.

Bei Variante 2 würde neben der 3,50 Meter breiten Fahrbahn ein Schutzstreifen für Radfahrer angelegt, in einer Breite von 1,50 Metern. Auf beiden Straßenseiten würde ein Park- und Grünstreifen bis zur Jahnstraße angelegt. Der Gehweg bis zur Pfarrer-Schneider-Straße bliebe aus Kostengründen wie gehabt erhalten. Ab dort bis Seminarstraße würde der Gehweg dann erneuert. Auch ein Regenwasserkanal wäre, genau wie bei Variante eins, zu bauen. Kosten für diese Variante insgesamt: 750000 Euro.

Bei Variante 3, geplante Kosten von 805 000 Euro, würde die völlige Neugestaltung des Straßenraumes inklusive Fahrradschutzstreifen zu Lasten der Parkmöglichkeiten gehen. Dagmar Turian: „In etwa die Hälfte der bisherigen Parkplätze würde wegfallen.“ Dafür könnten noch mehr Bäume neu gepflanzt werden als bei Variante eins.

Die mit 640 000 Euro preiswerteste Variante 4 sähe lediglich eine Erneuerung der Fahrbahn in einer Breite von 5,50 Metern vor. Zwar würde auch hierbei der Grünbereich mit mehr Bäumen neu gestaltet, aber der Gehweg bliebe der alte und für Radfahrer gäbe es auch keine separate Führung.

Die Wünsche der Eltern nach mehr Fußgängerüberwegen, die in die Schulwegkonzeption der Grundschule Mitte eingeflossen sind, können allerdings mit keiner der Varianten erfüllt werden. Die Stadt habe sich das gemeinsam mit den Genehmigungsbehörden angeschaut, so Dagmar Turian. Für neu einzurichtende Überwege reichen aber weder die Stärke des Autoverkehrs noch die Zahl der Fußgänger aus. Die Stadt möchte den vorhanden Fußgängerüberweg in der Großen Schulstraße erhalten. Als Bestandsschutz, denn dieser Zebrastreifen im unmittelbaren Bereich der Schule sei auch nur mit einer Ausnahmegenehmigung zustande gekommen. Selbst hier seien nicht die erforderlichen Zahlen bei Auto- und Fußgängerverkehr erreicht worden.

Dort, wo die verschiedenen Schulwege zusammenlaufen, sollen aber Querungshilfen wie zusätzliche Piktogramme, Beschilderungen, Schaffung von Sichtachsen, Verzicht auf Parkplätze an dieser Stelle die Sicherheit für die Kinder auf ihrem Schulweg erhöhen.

Auch ein weiterer Elternwunsch – die Einrichtung einer Hol- und Bringzone – sei geprüft worden. Die Stadt hält dies für nicht optimal, weil solch eine Zone mindestens 250 Meter entfernt von der Schule liegen solle. Das aber widerspreche dem Anspruch der Eltern, eine solche Zone direkt vor dem Eingang der Schule nutzen zu können.

Aus Sicht der Verkehrsplaner, so schildert es Dagmar Turian, hätten Fußgänger und Radfahrer mit der eingerichteten Tempo-30-Zone einen hohen Grundschutz. Das setze natürlich voraus, dass sich alle Teilnehmer auch an die dabei geltenden Verkehrsregeln halten.

Ingo Doßmann, der Leiter der Grundschule Mitte, favorisierte als Gast der Ausschussitzung die Variante 2. Aber auch Variante 3 sei „durchaus tragbar“. Bei der Abstimmung votierte ein Stadtrat für die Variante 1, die Variante 2 bekam drei Stimmen, für Variante 3 gab es eine Stimme und für Variante vier keine. Zwei Stadträte enthielten sich der Stimme.

Ausschussvorsitzender Gordon Heringshausen (CDU) konstatierte, dass eine Mehrheit für die Variante 2 gestimmt hat und für diese also die gewünschte Empfehlung abgegeben werde.

Am kommenden Montag soll dann im Bau- und Vergabeausschuss bereits die Entscheidung für eine der Varianten getroffen werden. Diese wird danach ausführungsreif zu Ende geplant.

Wenn alles planmäßig läuft, sollen, so das „fiktive Arbeitsziel“ des Fachbereiches , 2021 die Bauleistungen für den Ausbau der Großen Schulstraße ausgeschrieben und dann auch mit einem ersten Bauabschnitt begonnen werden.