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Supermarkt  Städteplanerischer Schachzug

Rund um den ehemaligen Supermarkt an der Genthiner Friedenstraße soll städtebaulich neu geplant werden.

Von Simone Pötschke 22.12.2017, 05:00

Genthin l Auch Informationen haben es in sich. So musste sich der Bau- und Vergabeausschuss darin abmühen, was sich hinter dem Verwaltungsdeutsch „Einleitung des Aufhebungsverfahrens zum geltenden Vorhaben/Erschließungsplanes Marktcenter Aldi/Extra“ verbirgt. Zunächst einmal Reizwörter für Genthins Kommunalpolitiker.

Denn die Immobilie des Marktcenters Aldi/Extra, jetzt ehemaliger Supermarkt an der Friedenstraße, wurde von einer Privatperson erworben, umgebaut und dient dem Land mit 476 Plätzen als Reserve für Flüchtlingsunterkünfte. Die vom ersten Tag an ungenutzte Immobilie in Genthin beschert dem Eigentümer nach dem Umbau, der allerdings auf seine Kosten ging, nicht unbeträchtliche Einnahmen.

Das sorgt in der Kanalstadt unverändert für Verstimmungen, für die nicht selten die Stadträte den Rücken herhalten müssen. Obwohl der Vorgang allein in Verantwortung des Landes liegt.

„Vielleicht schreibt die Zeitung auch mal, dass nicht nur Genthin freie Kapazitäten hat, sondern andere Einrichtungen auch“, reagierte Stadtratsvorsitzender Gerd Mangelsdorf (CDU) deshalb gereizt im Ausschuss. Auf die Vermietung des Objektes, die auf drei Jahre mit dem Termin der Übergabe geregelt ist, wird die Stadt auch zukünftig keinen Einfluss haben, wohl aber darauf, wie der Bereich zukünftig städteplanerisch genutzt wird.

Die Stadt steht hier mit seinem neu aufgestellten Flächennutzungsplan im Zugzwang. Weniger verwaltungsdeutsch: Nach den Vorgaben des Baugesetzbuches weist Genthin gemessen an seiner Größe zu viele großflächige Einzelhandelsflächen, sogenannte Sondergebietsflächen, aus. Bei der Planung des neuen Flächennutzungsplanes wurden dies korrigiert und die bisher vier ausgewiesenen Sondergebiete um zwei reduziert.

Eines davon ist der Bereich des ehemaligen Supermarktes und jetzige Reserveunterkunft an der Friedenstraße. Der neue Flächennutzungsplan wird, dahin gehen die Vorstellungen der Verwaltung, zukünftig den Bereich an der Friedenstraße als Wohnbaufläche auswiesen. Die an den Bereich angrenzende Tankstelle stehe dem nicht entgehen, sagte Fachbereichsleiterin Dagmar Turian auf Anfrage der Ausschussmitglieder.

Das letzte Wort über eine mögliche Ausweisung als Wohnbaufläche wird allerdings der Stadtrat Ende Februar sprechen, der dann über eine entsprechende Beschlussvorlage zu entscheiden hat. Ein Votum, das natürlich für den Eigentümer der Flächen von Interesse sein wird.

Bürgermeister Thomas Barz (CDU) sagte gegenüber der Volksstimme, dass der Eigentümer für die Zeit nach dem Auslaufen des Vertrages mit dem Land verschiedene Nutzungsvarianten der Immobilie der Stadt vorgetragen habe. Die Stadt habe diese Vorschläge allerdings verworfen. „Diese Immobilie ist für uns verbrannt“, sagte Bürgermeister Barz wohl auch in Bezug auf die gereizte Stimmung unter der Einwohnerschaft bezüglich der Immobilie.