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Tourismus Warum in die Ferne schweifen?

Camping am Zabakucker See ist beliebt wie nie zuvor. Geschäftsführerin Bärbel Höschel und zwei Dauercamper erzählen, woran das liegt.

Von Martin Walter 15.08.2019, 06:00

Zabakuck/Genthin l „Wir sind schon das fünfte Mal hier am Zabakucker See. In diesem Jahr sogar bereits das zweite Mal. Uns gefällt es hier überaus gut“, schwärmt Brigitte Schuster, die im Vorzelt ihres Wohnmobils sitzt und mit ihrem Lebensgefährten Egon Lilienthal Halma spielt. „Ja, wir sind Wiederholungstäter und stehen dazu“, ergänzt er und bemüht das altbekannte Sprichwort: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?“

Denn das Paar kommt aus Magdeburg, ihr Weg zum Urlaub an den Zabakucker See ist also quasi ein Katzensprung.„Kurze Anreise, lange Erholung“, fasst Egon Lilienthal zusammen. Und die beiden sind mit ihrem Urlaub „vor der Haustür“ bei weitem nicht die einzigen. Jeder fünfte Deutsche, nämlich 21 Prozent, verbringt seinen Urlaub im Heimatland, wie die repräsentative Tourismusanalyse 2019 der Stiftung für Zukunftsfragen ergab.

Diesen Trend kann auch Bärbel Höschel bestätigen. „Es geht aufwärts“, sagt die Geschäftsführerin des Touristenzentrums am Zabakucker See. 1828 Kurzcamper habe sie allein im Juli gezählt; das seien rund 500 mehr als im Vorjahr und der Juli dadurch komplett ausgebucht gewesen. Das habe zum einen natürlich an der Ferienzeit und dem hervorragenden Urlaubswetter gelegen.

Zum anderen nennt sie aber auch die Vorzüge, die der See und der Campingplatz mit seinen Zeltmöglichkeiten, Bungalows, Campingfässern, Ferienwohngungen und Wohnwagenstellplätzen zu bieten hat. Das Gewässer würde durch seine hervorragende Wasserqualität nicht nur Badegäste, sondern auch Taucher und Angler anlocken. Zudem sorgt die Genthiner Ortsgruppe des DLRG während der Badesaison für Sicherheit am und im Gewässer.

Die Stadt Jerichow, die das Touristenzentrum als Tochtergesellschaft betreibt, habe zudem viel investiert. Der Kiosk ist wieder in Betrieb, der Strand wurde in diesem Jahr mit neuem Sand aufgefüllt und es gibt einen eigens angelegten Hundestrand, hebt Bärbel Höschel weitere Punkte hervor, die Gäste anziehen würden. „Und das, obwohl wir ein bisschen abseits liegen“, sagt die Geschäftsführerin.

„Der Platz ist gut versteckt, aber wer ihn entdeckt, geht nicht wieder weg“, reimt Egon Lilienthal daraufhin mit einem Grinsen im Gesicht. Gerade die Abgelegenheit empfinden er und Brigitte Schuster nämlich als Vorteil. Denn für ihren Wohnmobilplatz am Zabakucker See haben sie sogar ihrem ehemaligen, langjährigen Urlaubsziel, dem Ostseebad Boltenhagen, Lebewohl gesagt. Dort sei es ihnen zuletzt immer zu überfüllt gewesen. „Hier in Zabakuck hat man noch seine Ruhe“, so Egon Lilienthal.

Wie die beiden käme das Gros der Gäste aus Sachsen-Anhalt, sagt Bärbel Höschel. Und das nicht nur aus dem Genthiner und Jerichower Umland. In letzter Zeit habe sie beispielsweise vermehrt Gäste aus dem Harz festgestellt.„Wir rollen den Harz auf“, sagt sie deshalb lachend und findet auch gleich eine Begründung dafür: „Es spricht sich herum, wenn es den Leuten hier gefällt.“ Vor allem Mundpropaganda sei nämlich ein wichtiger Aspekt, um neue Gäste hinzuzugewinnen.

Neben den Sachsen-Anhaltern kämen weitere deutsche Gäste vorwiegend aus den angrenzenden Bundesländern Brandenburg und Niedersachsen. Und sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus haben schon einige den Zabakucker See als ihr Ziel auserkoren – zumindest kurzzeitig. „Das sind dann meisten Radfahrer, die eine Tour durch Europa machen“, sagt Bärbel Höschel. Sie sinniert kurz und nennt dann einen Australier und einen Japaner als Beispiel, auch wenn die Kommunikation mit letzterem äußerst schwierig vonstatten ging, wie sie lachend hinzufügt.

Umso einfacher ist die Kommunikation mit den Magdeburger Gäste, die nur lobende Worte für „die gepflegte und saubere Anlage“, und „die nette Chefin“ finden, wie es Brigitte Schuster ausdrückt. Dem stimmt ihr Partner zu. Der Dauercamper resümiert scherzhaft, was ihm an dieser Tourismusform am besten gefällt: „Camping ist ein Zustand, in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet.“