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Versammlung Kirchspiel Gloine: Fronten verhärtet

Im Kirchspiel Gloine wird weiter über die Zukunft diskutiert. Veränderungen durch das geplante Regionalpfarramt stehen an.

Von Bettina Schütze 10.01.2018, 04:00

Tucheim l Sichtlich unzufrieden verließen am Sonntagmittag die meisten der Besucher die Gemeindeversammlung des Kirchspiels Gloine im Gemeindehaus in Tucheim. Befriedigende Antworten auf ihre wohl brennendste Frage, ob die Pfarrstellen in Tucheim wiederbesetzt werden, blieb offen.

Der Gemeindekirchenrat war aus Protest gegen die unklare Situation zum 30. November des vorigen Jahres geschlossen zurückgetreten. Pfarrer Thorsten Minuth aus Wollin ist mit Wirkung vom 1. Januar 2018 bis zur Übertragung der Regionalpfarrstelle mit der Vakanzverwaltung und der Geschäftsführung des Kirchspiels Gloine beauftragt.

Das Treffen sollte den Gesprächsfaden wieder aufnehmen und Gemeindemitglieder und Kirchenleitung wieder zusammenbringen. Die Gemeindeberater Bettina Koch aus Magdeburg und Karl-Heinz Nickschick aus Bad Liebenwerda waren zu dem Zweck als Moderatoren eingeladen. „Dazu sitzen wir hier in einem Kreis, eine Gemeinschaft auf Augenhöhe“, so Karl-Heinz Nickschick.

Das Problem der beiden war wohl, dass die rund 30 Teilnehmer, unter ihnen der zurückgetretene Gemeindekirchenrat, ganz konkrete Aussagen zur gegenwärtigen und zur zukünftigen Situation hören wollten. Und dazu gehört auch die Frage, warum die Pfarrstellen nicht neu ausgeschrieben wurden.

Für Kristin Blume-Schröder steht fest, dass „eine Absicherung des Kirchspiels Gloine vom Land Brandenburg aus nicht machbar ist“. Ihr fehlt eine gewisse räumliche Nähe zum Pfarrer. Eine Zusammenlegung kann sie nicht nachvollziehen. Gislinde Schröder bemängelte, dass „reduziert wird wie in der Politik“. Die zurückgetretene Gemeindekirchenratsvorsitzende Ines Banse merkte an, dass „es bei der Versorgung reicht, wenn der Pfarrer am Telefon ist“. Hier gehe es aber um die Menschen und ihre Kirche“.

Pfarrer Götz Boshammer i.R. aus Loburg, der viele Jahre Vertretungsdienst im Bereich gemacht hat, fragte nach, warum es keine Neuausschreibung gegeben habe. „Mit welchem Recht ist das nicht erfolgt?“ Er vermutet, dass der „Vorgang scheinbar unter den Tisch gefallen ist“. Das griff Andrea Hermes auf und stellte klar: „Das sind doch die Fragen, die uns interessieren.

Deswegen sind wir heute hier.“ Und fügte hinzu: „Was wird mit der Christenlehre und den Konfirmanden? Der zuständige Pfarrer tut mir leid.“ Superintendentin Ute Mertens bemerkte, dass alles ein längerer Prozess sei. „Wir können den Stellenplan nur so machen, dass er funktioniert. Mit dem Beschluss in der Kreissynode wurde der Weg geebnet. Die Entscheidung fällt die Landeskirche.“

Superintendentin Mertens hatte bereits Mitte November auf Volksstimme Nachfrage zu dem Problem Stellung genommen. Als Grund für den geänderten Stellenplan nannte Mertens damals die zurückgehenden Zuweisungen ab 2019: „Wir werden erheblich weniger Mittel haben, um die Mitarbeiterstellen zu finanzieren. Deshalb müssen die Stellen im Verkündungsdienst reduziert werden.“

In den neuen Stellenplan seien Anregungen aus den Stellungnahmen der Gemeinden eingeflossen. Zentral sei dabei die Bildung von Regionalpfarrstelllen, wie dies zum 1. April 2018 in der Region A, zu der auch Tucheim gehört, umgesetzt werden soll. Ines Banse widersprach der Superintendentin hinsichtlich einer Stellungnahme des Gemeindekirchenrates.

„Wir haben gesagt, wir sind offen für den Bereich Ziesar oder Schlagenthin, wenn der Pfarrer in Tucheim sitzt.“ Und Heidi Hartigs ergänzte: „Der Pfarrer hätte für immer in Tucheim bleiben können.“ Cedrik Stärke, der Jüngste in der Runde, brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass „wir wieder einen Pfarrer in Tucheim haben, der sich auch um die Kinder kümmert“. Dafür gab es Beifall.

Ines Banse informierte die Anwesenden darüber, dass der Gemeindekirchenrat einen Antrag an die „Erprobungsräume“ hinsichtlich einer Projektstelle gestellt habe. „Das wäre eine Alternative für den Pfarrer gewesen“. Bisher ist der Antrag an der fehlenden Finanzierungsplanung gescheitert. Dieser sollte gemeinsam von Gemeindekirchenrat und Kirchenkreis erstellt werden. Das ist bisher nicht erfolgt. Ines Banse: „Wir können das garnicht allein. Wir wissen nicht, was ein ordinierter Mitarbeiter verdient. Wir wollen einfach nur eine Zuarbeit.“

Die Superintendentin bestätigte, dass man das Projekt sachlich nachvollziehen könne. „Aber was kostet der Spaß? Die Gesamtzahlen liegen nicht vor. Jeweils 50 Prozent müssten der Gemeindekirchenrat und der Kirchenkreis stemmen. Die Kirchengemeinde hätte den Finanzierungsplan aufstellen müssen.“ Es folgte hämischer Beifall.

Pfarrer Martin Vibranz aus Möckern, als Vertreter des Kirchenkreises anwesend, machte den Vorschlag, „mit dem Pfarrer ins Gespräch zu kommen, um auszuloten, was möglich ist. Man kann auch hier einen guten Weg finden.“ Pfarrer Thorsten Minuth betonte, dass er andere Ansprechpartner als den Kreiskirchenrat brauche. „Die Wunden der Vergangenheit sind da. Aber in praktischen Fragen benötige ich Ansprechpartner vor Ort. Überlegen Sie sich, wer künftig die Kirchengemeinde vertreten soll. Die Gemeinde braucht eigenes Engagement.“

Für Götz Boshammer liegt das Problem in dem angespannten Verhältnis zwischen Gemeindekirchenrat und Kirchenkreisleitung. „Da muss neues Vertrauen wachsen. Das ist das Kernproblem. Daran müssen wir arbeiten.“ Die Moderatoren unterbreiteten den Vorschlag, dass sich die Gemeinde mit dem Pfarrer zusammen setzen sollte. Am Ende blieb die Frage einer Teilnehmerin im Raum stehen. „Was haben wir jetzt geklärt? Eigentlich nichts.“