20 Jahre Festtradition Warum es Tausende Besucher aufs Klostergelände in Jerichow zog
Ritter, Gaukler, Handelsleute bestimmten für zwei Tage das Leben im Garten des Klosters von Jerichow. Das Fest war nicht nur eine Einladung zum Schauen, sondern vielfach auch ein Angebot, sich Neuem anzunehmen.

Jerichow - Skaldir, der Bogenbauer, sagt selbst von sich: „Jetzt bin ich sein Leibeigener.“ Doch so schlimm scheint dieses Verhältnis nicht zu sein. Er wirkt überaus zufrieden und glücklich.
Eigentlich wollte Skaldir nur mal wissen, wie ein Bogen gebaut wird. Bei Arian Beese in Loburg fand er seinen Lehrmeister. So oft es seine Zeit erlaubt, ist er jetzt Teil der Bogenbauer. Arian Beese selbst beschreibt sich als semiprofessionell. Doch die Ergebnisse, die er und seine neun Begleiter im Klostergarten präsentieren, sind zumindest für das Auge beste Handarbeit.
Skaldir, so sein Lagername, erklärt während des Bogenbaus, geduldig jede Besucherfrage. Dabei verwandelt sich das Stück Holz immer weiter in einen Bogen.
Wenige Meter neben dem Lager der Bogenbauer werden die Besucher zurückgeholt in die heutige Zeit. Im Café des Klostergartens herrscht großer Andrang. Wer im „Saufhimmel“ oder unter den zahlreichen anderen Angeboten nicht das passende für sich findet, kehrt hier ein. Zu ihnen gehören Edda Lurasek und Monika Feldmann aus Stendal. „Ein schönes Fest“, finden sie. Begeistert sind sie vom Lagerleben, das hier dargestellt wird und auch gelebt wird.
Einer, der auch zum Lager gehört, ist der Instrumentenbauer Godefroy. Aus Zehdenick ist der angereist, im Gepäck nicht nur eine Vielzahl an einzigartigen, selbstgebauten Instrumenten, von denen er selbst stündliche einige vorführt. Auch seinen großen Handelwagen, vor 13 Jahren selbst aus Esche, Eiche, Kiefer und Fichte gebaut, hat Godefroy mitgebracht.

Während einer kurzen Pause erzählt der ruhige Mann, selbst vor 24 Jahren das Ritterfest in Jerichow mitbegründet zu haben – damals noch als Mitglieder der Bruderschaft der Askanier. „Damals haben wir das hier noch mit den Frauen des Klostergartens organisiert“, erzählt er. Einige Jahre später habe ein Veranstalter die Organisation übernommen. Godefroy selbst zog die schwere Ritterrüstung aus, stellte sich nicht mehr den Schaukämpfen, sondern widmet sich seitdem dem Handwerk. „Die Askanier gibt es noch“, verrät er. „Doch sie sind nicht mehr mit voller Flamme dabei, so wie wir es waren.“

Wer sich an der Musik und den Geschichten von Godefroy erfreut hat, vielleicht in der „Seelenfangerey“ ein Foto von sich und seinen Liebsten hat machen lassen, an Rittern und Bogenschützen vorbeigezogen ist, sich eventuell auch an dem einen oder anderen Stand mit Speis und Trank bedient hat, erfährt bei Winfried Biermann viel Wissenswertes aus der Kunst des Backsteinbaus. „Backsteinexperte“ steht auf dem Schild, das er an seiner Schürze trägt. Vor ihm auf dem Holztisch liegt ein großer Klumpen aus Lehmgemisch , den er kräftig durchkneten, so, als würde er Brotteig bearbeiten. Neben ihm liegt eine Form aus Holz, in die dieser Klumpen möglich Luftblasen frei gepresst werden muss, um daraus einen Backstein machen zu können. Er könnte über mehrere Wochen an der Luft trocknen und dann in einem Ofen gebrannt werden. Es wäre aber auch möglich, ihn sofort zu brennen.

All das berichtet Biermann den Besuchern des Ritterfestes. Mit Leidenschaft, viel Wissen und offen für Fragen nimmt er sie mit in die Kunst es alten Handwerks. Und damit Jung und Alt etwas von seiner Begeisterung erleben kann, ist Biermann nicht nur während dieses Festes in Aktion. Immer wieder sind auch Kinder im Kloster zu Gast und erfahren mehr über die Herstellung von Backsteinen.
Tausende Besucher lockt es am Wochenende in die Klosterstadt. Auch nach mehr als 20 Jahren ist das Fest noch immer ein Magnet.