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Wettrennen Schnelle Trecker im Schlamm

Zum 18. Mal wurde am Genthiner Rodelberg der schnellste Rasentraktor gesucht. 35 Gefährte gingen an den Start.

Von Kristin Schulze 07.08.2017, 01:01

Genthin l Beim Gang durchs Fahrerlager trifft man überwiegend Wiederholungstäter. Henning Rahe zum Beispiel. Er kommt aus Tecklenburg zwischen Münster und Osnabrück. Nach Genthin ist er mit Vater Heiner und Mutter Dagmar gekommen. An Bord des Bullis fehlt natürlich nicht der Rasentrecker, an dem bis einen Tag vor dem Start fleißig geschraubt wurde. „Wir sind zum dritten Mal in Genthin“, sagt der Rennfahrer und sein Vater ergänzt: „Die Strecke ist einmalig, eine richtige Herausforderung, da müssen die Fahrer ordentlich arbeiten.“

Die Augen von Heiner Rahe leuchten, während er über den bevorstehenden Wettkampf spricht, das Rennfahrergen liegt hier offensichtlich in der Familie. Auch Domenique Mönnig ist mit familiärer Verstärkung aus Lehrte bei Hannover angereist. Die Rollen sind klar verteilt. Vater Andreas ist für die Technik zuständig, die „gute Seele“ Mama Heidi kümmert sich um die Verpflegung und Neffe Maximilian Dreyer ist die „Schlafmütze unserer Mannschaft“, wie Domenique erklärt. Heidi Mönnig sagt: „Wir kommen jedes Jahr gerne nach Genthin. Rainer macht das immer so toll, wir fühlen uns gut aufgehoben.“

Und tatsächlich, Rainer von Ende hat an alles gedacht. Die Strecke ist optimal vorbereitet, Steaks und Würste liegen auf dem Grill. Trotz des Nieselregens, der sich im Laufe des Nachmittags zu einem ordentlichen Landregen mausert, ist die Stimmung ausgezeichnet. Kein Wunder - von Ende ist Profi, bereits zum 18. Mal stellt er diese Veranstaltung in Eigenregie auf die Beine und kann sich auf sein Team verlassen. DJ Dieter Kreitling moderiert, Steffen Frank und Andy Karstedt von der Rennleitung sorgen für einen reibungslosen Ablauf, als Streckenposten kommen Jugendliche aus dem Morushaus zum Einsatz. Jeder Fahrer hat einen Transponder bekommen, so werden die Zeiten sekundengenau erfasst.

So ein Trecker kann zwar keinen Rasen mähen, wird aber auf gerader Strecke bis zu 100 Stundenkilometer schnell. Doch dazu haben die Gefährte am Rodelberg keine Gelegenheit. Viele Kurven, Steigungen und ein durch den Regen rutschiger Boden verlangen den Fahrern einiges ab.

Auch der Veranstalter selbst geht an den Start, sein Rasentrecker mit der Startnummer 16 hat eigens für den großen Tag eine neue Lenkung und Regenreifen bekommen. Im vergangenen Jahr landete von Ende mit seinem Gefährt auf dem vierten Platz. „Vorderes Mittelfeld“, so lautet auch 2017 die Zielvorgabe, vielleicht reicht es sogar für einen Rang auf dem Treppchen?

Wettertechnisch läuft es schon mal gut für den 54-Jährigen. Der bestellte Regen setzt pünktlich zum Start ein. „Schlamm ist besser als Staub“, hatte er während der Vorbereitung befunden. Dementsprechend zuversichtlich fährt von Ende an den Start.

Bevor es losgeht, stellt DJ Dieter die Fahrer vor. Den späteren Sieger der offenen Klasse, Silvio Mertins, zum Beispiel. Er geht für die „Brockenracer“ an den Start. Der Genthiner Rodelberg liegt dem Vorjahressieger, der früh in Führung geht und diese souverän nach Hause fährt.

Auch immer mehr Frauen entdecken die Rasentraktoren für sich. In Genthin gehen gleich drei Damen an den Start. Die erst 14-jährige Amy Weber belegt für das Team „DW-Racing“ den zweiten Platz in der 13 PS-Klasse. Nur Sven Ratzmann von den „Zero Loosern“ ist noch schneller.

Ein schneller Start gelingt Rainer von Ende im ersten Durchlauf. Danach liegt er aussichtsreich auf Rang vier.

Rainer von Ende geht traditionell in der offenen Klasse an den Start. Sie ist Traktoren mit einer starren Hinterachse vorbehalten. Bei der Fahrervorstellung bleibt er sitzen. „Ich bin jetzt schon über 50, da braucht man nicht mehr aufstehen“, sagt er gut gelaunt und wünscht Fahrern wie Zuschauern viel Spaß und ein faires Rennen. Die gute Laune hat ihren Grund, mit 35 Treckern sind mehr an den Rodelberg gekommen als in den vergangenen Jahren.

Zur Einstimmung spielt DJ Dieter das obligatorische Lied „Der Berg ruft“, drei Durchläufe, je 15 Minuten lang, sind pro Klasse zu absolvieren. Ein Sound, der Rainer von Ende in diesem Jahr kein Glück bringt. Schon vor dem Ende der ersten Runde streikt die Technik, der Rasentrecker kommt am Rand zum Stehen. Dort bringt der Veranstalter sein Gefährt aber mit eigener Kraft wieder zum Laufen. Nach einem Intermezzo im Fahrerlager, wo der kaputte Bowdenzug repariert wird, kehrt er auf die Strecke zurück.

Doch heute ist der Wurm drin, nach einer tollen Aufholjagd, die von Ende bis auf Platz vier bringt, setzt eine Kollision mit dem Strohballen für ihn den sportlichen Schlusspunkt. Nicht nur der Gastgeber hat Schwierigkeiten. Die „flotte Rosi“, ein Rasentraktor in schickem Pink, bleibt während der Einlaufrunde liegen. Fahrer Dennis Junghans nimmt es mit Humor und lässt sich von Taylor Kreitling mit dem Quad abschleppen. Der neunjährige Enkel von DJ Dieter kommt noch öfter zum Einsatz, wenn es gilt, streikende Maschinen von der Strecke zu holen. Mit Hilfe seines Teams bekommt Dennis Junghans seine Rosi wieder zum Laufen, am Ende belegt er den vierten Platz in der Standard-Klasse.

Gastgeber von Ende wird zwar in diesem Jahr Letzter, doch der guten Laune schadet das kaum. Spätestens beim abendlichen Umtrunk mit Schwein am Spieß an der Zillestube ist der sportliche Misserfolg vergessen und die Freude über die gelungene Veranstaltung rückt in den Vordergrund. Die Wiederholungstäter freuen sich schon aufs nächste Jahr.