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Ortsjubiläum 1050 Jahre Osterwieck: Die Sache mit den Urkunden

Dass der Name Osterwieck nichts mit Ostern zu tun hat, dürfte sich längst herumgesprochen haben. Doch in diesem Jubiläumsjahr hat Osterwieck just zu Ostern Geburtstag.

Von Mario Heinicke 30.03.2024, 14:00
Auch auf diesen Straßen und Plätzen der Osterwiecker Altstadt bis zur Stephanikirche wird sich die Festmeile Mitte Juni befinden.
Auch auf diesen Straßen und Plätzen der Osterwiecker Altstadt bis zur Stephanikirche wird sich die Festmeile Mitte Juni befinden. Foto: Brockenballon/Winfried Borchert

Osterwieck. - 1050 Jahre alt wird Osterwieck. Das wird vom 14. bis 16. Juni groß gefeiert. Aber das eigentliche Jubiläum ist auf den 1. April datiert, also Ostermontag.

Mit solch alten Jubiläen ist das ja so eine Sache. Ist Schauen, das voriges Jahr 1050 wurde, tatsächlich ein Jahr älter als Osterwieck? Und ist Rohrsheim, das 2016 sogar 1075-jähriges Bestehen feierte, der älteste Ort in der Einheitsgemeinde? Nach den Urkunden schon, denn nur darauf fußen die Jubiläen. Aber mit Sicherheit haben in all diesen Orten auch davor schon Menschen gelebt.

Osterwiecks erste nachweisbare Urkunde ist am 1. April 974 geschrieben worden. Das Original existiert nicht mehr, aber eine von König Adolf im Jahr 1295 beglaubigte Abschrift jener Urkunde, in der Kaiser Otto II. Seligenstadt Münze und Zoll gab. Genau genommen war das Schreiben des Kaisers an den Halberstädter Bischof Hildeward gerichtet gewesen, „dass in einem gewissen Ort seines Bistums, Seligenstadt genannt, eine öffentliche Münze und ein dort zu zahlender Zoll mit unserer Genehmigung eingerichtet wird“.

Den Namen Osterwieck vermisst man in der Urkunde von 974. Denn der heutige Stadtname tauchte erst 99 Jahre später als Ostrewic erstmals schriftlich auf. Wobei man aber davon ausgeht, dass Osterwieck als im Osten von Seligenstadt vorgelagerter Stapelplatz handelnder Kaufleute schon länger existierte.

Ebenso wie Seligenstadt, in dem der Überlieferung nach Karl der Große während der Sachsenkriege 780 eine Kirche bauen ließ, um die heidnischen Sachsen zum Christentum zu missionieren.

Umgangssprachlich wird die 1050-Jahr-Feier gern als Stadtjubiläum bezeichnet. Doch Stadt war Osterwieck 974 noch nicht. Auch nicht, nachdem 992 Otto III. zusätzlich das Marktrecht verliehen hatte, was den Einwohner das Recht gab, zu jeder Zeit im Haus, in Buden, Scharren oder Auslagen Handel zu treiben.

Diese Privilegien, darauf hatte zu Lebzeiten Heimatforscher Theo Gille hingewiesen, könnten nicht mit einem Stadtrecht gleichgesetzt werden.

Das ist tatsächlich erst für 1215 verbrieft. Und zum Beweis für Gilles Schlussfolgerung ist ein bischöfliches Schriftstück von 1108 bekannt, in dem Osterwieck noch als Dorf bezeichnet worden war.

Wieder sind also Urkunden die Grundlage. Theo Gille ging unterdessen davon aus, dass Osterwieck 1215 bereits seit einiger Zeit Stadtrecht besessen hatte.

Das Programm füllt sich

Aber egal, ob Stadt- oder Ortsjubiläum, vom 14. bis 16. Juni wird in der Osterwiecker Altstadt gefeiert. Und das sogar zusammen mit dem Harzfest.

Stück für Stück nimmt das Programm Formen an. Gefeiert wird ja im Altstadtkern zwischen der Stephanikirche und dem Schäfers Hof in der Kapellenstraße. Wobei auch angrenzende Straßen wie Tralle und Mittelstraße einbezogen sind.

Das Programm in den Straßen wie auf den Bühnen verspricht vielseitig zu werden. Vom Mittelaltermarkt bis zur Blaulicht-, Job- und Vereinsmeile. Als Künstler werden unter anderem die Sängerinnen Linda Hesse und Antonia Weidner, mehrere Bands und Chöre, das Landespolizeiorchester Sachsen-Anhalt, das Philharmonisches Kammerorchester Wernigerode mit dem früheren City-Geiger Georgi Gogow, die MDR Party „Falco meets Mercury“ sowie die bei zwei Osterwiecker Reformationsfesten gefeierte Taiko-Gruppe der japanischen Trommelkunst erwartet.

Details sind auf der Webseite www.harz-fest.de nachzulesen, außerdem hat das Festkomitee den WhatsApp-Kanal Harzfest 2024 – Stadtjubiläum 1050 Jahre Osterwieck eingerichtet.

Eine Kopie von der beglaubigten Abschrift der Urkunde von Kaiser Otto II. liegt in einer Vitrine im Osterwiecker  Heimatmuseums aus.
Eine Kopie von der beglaubigten Abschrift der Urkunde von Kaiser Otto II. liegt in einer Vitrine im Osterwiecker Heimatmuseums aus.
Foto: Matthias Hoffmann