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Dorfjubiläum Vier Dörfer in Feierlaune

Vier Ortsjubiläen werden in diesem Jahr in der Stadt Osterwieck gefeiert. Terminliche Überschneidungen gibt es dabei nicht.

Von Mario Heinicke 09.01.2016, 00:01

Rohrsheim/Hessen/Veltheim/Wülperode l Wie an einer Perlenkette liegen Rohrsheim, Hessen und Veltheim im Norden der Stadt Osterwieck. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, König Otto I. hätte einst alle drei Orte auf einer Reise, vielleicht zur nahen Pfalz Werla, mit einer Urkunde bedacht. Doch so war es nicht. Rohrsheim wird nämlich bereits 1075 Jahre alt, die Ersterwähnung stammt von 941, als Otto I. noch junger König war. Hessen und Veltheim wurden erst 25 Jahre später erwähnt, in den letzten Lebens- und Amtsjahren Ottos, der nun die Kaiserkrone besaß. Beide Orte wurden gemeinsam mit anderen in einer Schenkungsurkunde genannt und feiern nun das 1050-jährige Bestehen.

Rohrsheim, somit auch die älteste Ortschaft in der Stadt Osterwieck, gebührt der Einstieg in die Zeit der Festwochen. Vom 2. bis 5. Juni wird hier gefeiert, verbunden noch mit dem Jubiläum 170 Jahre Männerchor Concordia. Und so sind es Chöre, die am Abend des 2. Juni, einem Donnerstag, die Festeröffnung in der Kirche gestalten.

An den Folgetagen befindet sich das Festzentrum auf dem Sportplatzgelände. Hier wird am Freitagnachmittag u. a. der Harzer Jodlermeister Andreas Knopf erwartet, hier geht es auch sportlich zu. Der Regionalligist Goslarer SC kickt gegen die heimische Germania.

Ein Festumzug ist am Sonnabendnachmittag in Rohrsheim geplant. Dieser Tag wird der Höhepunkt der Festlichkeiten. Dann können Besucher auch offene Höfe im Dorf besichtigen, am Abend steigt der große Festball. Ausklingen wird die Festwoche am Sonntag mit einem Frühstück bei böhmischer Blasmusik.

Für Rohrsheim ist es nach den Überlieferungen wohl das erste Mal, dass ein Ortsjubiläum gefeiert wird. Eine 1000-Jahr-Feier hätte auch mitten im Zweiten Weltkrieg stattgefunden.

Ortsbürgermeister Hans-Jörg Gifhorn (WG Rohrsheim) berichtete, dass an den drei Ortseingängen große Hinweisschilder aufgestellt werden, die die Entwicklung der Schreibweisen des Ortsnamens aufzeigen.

Es bleiben nur wenige Tage Erholung, bevor vier Kilometer westwärts in Hessen die Festwoche beginnt. Sie läuft vom 10. bis 19. Juni.

Der Auftakttag ist ein Freitag, an dessen Abend ein Festakt des Ortschaftsrates und danach ein Großer Zapfenstreich stehen. Die Hessener Schloss- und Gartennacht ist in die Festwoche eingebettet, sie wird am 11. Juni steigen. Der folgende Sonntag steht im Zeichen des Gesangs. So wird u.a. der Kammerchor des Rundfunkjugendchores Wernigerode in Hessen erwartet.

Bevor es am zweiten Festwochenende zu den Höhepunkten der Jubiläumswoche kommt, stehen auf verschiedenen Veranstaltungen die Feuerwehr, Kirche, Kinder und der Sport im Mittelpunkt.

Ein historischer Festumzug führt am Sonnabend, 18. Juni, durch das Dorf. Am Abend ist eine Jubiläumsparty geplant, am Sonntag ein Frühschoppen. Dafür steht eine Festhalle auf dem Gelände der Agrargenossenschaft zur Verfügung.

Bereits am 3. April soll im Hessener Schloss übrigens eine Ausstellung zur 1050-jährigen Ortsgeschichte stattfinden.

Einen Festumzug hatte es in Hessen zuletzt zur 1000-Jahr-Feier 1966 gegeben, berichtete Ortsbürgermeister Klaus Bogoslaw (Aktiv für Hessen). Damals habe sich die Gemeinde das Fest die Riesensumme von 80 000 Mark kosten lassen. Heute können die Jubiläums-orte Hessen, Veltheim und Wülperode nur noch mit einem dreistelligen Betrag von ihrer Gemeinde, der Stadt Osterwieck, rechnen. Rohrsheim bekommt gar keinen Zuschuss, so besagt es eine vom Stadtrat beschlossene Richtlinie.

Bevor Veltheims Festwoche vom 10. bis 17. Juli läuft, gibt es schon einige vorbereitende Aktivitäten. So das Frühlingsfest am 1. Mai, in dessen Rahmen die Einwohner „den Stein ins Rollen bringen“. Dabei wird in einer Gemeinschaftsaktion ein Gedenkstein an seinen Standort gebracht, wie Ratsmitglied Tobias Kruse (WG Veltheim) berichtete. Am 25. Juni wird während eines Kirchgemeindefestes das neue Geläut im Gotteshaus eingeweiht. Und am 3. Juli öffnen Veltheimer ihre Gärten für Besucher.

Die Festwoche selbst beginnt am Sonntag, 10. Juli, gleich mit einem historischen Festumzug und anschließendem Programm auf dem Kirchplatz. Das zweite Festwochenende am 16. und 17. Juli wird im Zeichen des (alljährlichen) Dorffestes am Teich stehen. Unter der Woche gibt es dazwischen ein Partnerschaftstreffen mit dem Roklumer Gemeinderat (Montag), einen Heimatnachmittag (Dienstag), einen Familiennachmittag (Mittwoch) und einen Kindernachmittag (Freitag).

Veltheim hatte 1966 mit einer Festwoche sein 1000-jähriges Bestehen groß gefeiert, 1991 gab es nur ein kleines Fest, erinnerte Ortschronist Rolf Maximilian.

Die drei Orte am Großen Bruch planen ihre Festivitäten seit langem, haben sich mit ihren Terminen abgestimmt, Arbeitsgruppen gebildet, die regelmäßig tagen. Es werden Festschriften vorbereitet. Und die Orte wollen sich gegenseitig unterstützen. Indem zum Beispiel die Absicherung von Umzügen und Veranstaltungen durch die Feuerwehren der jeweils anderen Orte erfolgt. „Die Feuerwehrleute sollen in ihren Orten feiern können“, sagte Hans-Jörg Gifhorn.

Die Einwohner von Wülperode dachten ebenfalls lange, dass ihre Ersterwähnung von Otto (wenn auch dem III.) stammte und begingen 1995 ihre 1000-Jahr-Feier. Obwohl von Fachleuten im Land bestätigt, stellte sich danach heraus, dass mit dem Ortsnamen Wendilburgeroth in der Urkunde von 995 nicht Wülperode, sondern eine frühere Siedlung bei Schauen genannt war.

Somit stammt nun das älteste bekannte Dokument von 1316, Wülperode kann also das 700-Jährige feiern. Das soll am 20. und 21. August erfolgen, zum Termin, an dem sonst das Sonnenblumenfest steigt. Umfang und Inhalte sind noch nicht festgezurrt, sie werden in diesen Tagen beraten, berichtete Manfred Riecher vom organisierenden 1000-Jahre-Verein. Nach dem schönen Festumzug der Rhodener zur 775-Jahr-Feier im vergangenen Jahr denken die Wülperöder aber auch über einen Umzug durch ihr Dorf nach.