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Ampel Kopfzerbrechen nach unerwartetem Erbfall

Eine Fußgängerampel in Halberstadt ist außer Betrieb. Es soll zwar ein Neubau her - die Sache selbst liest sich aber wie eine Posse.

Von Dennis Lotzmann 09.09.2016, 13:24

Halberstadt l Erbstücke sind gemeinhin fast immer Anlass für Freude. Gänzlich anders verhält es sich mit einem Erbstück, das – zumindest im übertragenen Sinne – gerade in Halberstadt den Besitzer gewechselt hat. Die Rede ist von der Fußgängerampel am Sargstedter Weg. Der Fakt, dass es sich um eine Kreisstraße handelt, macht die Besitz- und Zuständigkeitsverhältnisse klar – die Kreisverwaltung Harz. Eigentlich. Im konkreten Fall aber war das gut und gerne 26 Jahre ganz anders.

Aber der Reihe nach. Die Ampel, berichten Anwohner der von der Straße geteilten Siedlung, sei nicht nur für Schüler der nahen Diesterweg-Grundschule wichtig. Auch Kindergartenkinder und deren Eltern nutzten den Übergang, ebenso viele Anwohner auf dem Weg zum Einkauf oder zum Arzt. „Seit einigen Tagen ist die Ampel aber aus, und das sorgt für große Probleme“, berichten Susanne Brehme und Nicole Vorlop, Mütter von Zweitklässlern, unisono. Und Nicole Vorlop ergänzt: „Wie in der Vergangenheit bei ähnlichen Störungen, habe ich bei der Stadtverwaltung angerufen, um eine Reparatur zu veranlassen.“ Das habe bislang auch stets funktioniert.

Nicht aber diesmal. Da habe sie die überraschende Antwort bekommen, dass die Anlage sehr alt sei und Ersatzteile wohl nicht mehr zu bekommen seien. „Was sich zwischen den Zeilen wie ein drohendes Aus für die Ampel anhörte, bestätigte eine Mitarbeiterin noch indirekt“, berichtet Nicole Vorlop: Man müsse ja ohnehin erstmal abwarten, was aus der Diesterwegschule werde, habe es mit Blick auf den am 18. September stattfindenden Bürger­entscheid geheißen. Dann entscheiden die Halberstädter, ob die marode Schule erhalten bleiben soll. Also quasi ein Ampel-Abgesang nach Plan?

Nicht nur jene Äußerungen machen stutzig, sondern vor allem die Tatsache, dass die Ampel-Akte überhaupt bei der Stadt auf dem Tisch liegt. Wo es sich beim Sargstedter Weg doch unstrittig um eine Kreisstraße handelt.

Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt, kann Licht ins Dunkel bringen: „Die Stala, der kommunale Stadt- und Landschaftspflegebetrieb, hat einen gravierenden Defekt festgestellt und den Auslegermast der Ampel vorsichtshalber demontiert.“ Dieser drohte wohl abzubrechen. Soll heißen: Hier war Gefahr im Verzug. Doch warum war überhaupt die Stadt aktiv?

Ganz einfach: In den gesamten 26 Jahren der Ampelexistenz kümmerten sich – warum auch immer – kommunale Mitarbeiter um die Anlage des Landkreises. Mit Blick auf die nun nötige Totalreparatur entsann man sich im Rathaus aber der tatsächlichen Zuständigkeiten und konfrontierte die Kreisverwaltung mit der Hiobsbotschaft.

Dort aber rieb man sich einigermaßen verwundert die Augen. „Wir hatten diese Anlage in den vergangenen 26 Jahren überhaupt nicht auf dem Schirm“, bestätigt Behördensprecher Manuel Slawig. Grund sei jene – wie auch immer zustande gekommene – interkommunale Zusammenarbeit gewesen. Zwar sei die Kreisverwaltung Baulastträger und damit formell zuständig für die Ampel. Deren Betreuung habe aber die gesamte Zeit die Stadt und deren kommunale Tochter Stala gemanagt. Bis zum Eintritt jenes „Erbfalls“.

Weil der Kreis jenes Erbe wiederum nicht ausschlagen kann, hat nun die dortige Verwaltung Handlungszwang geerbt: „Es gibt die Situation, dass im Sargstedter Weg eine Fußgängerampel ist und diese auch erhalten bleiben muss und wird“, stellt Manuel Slawig klar. Das sehe auch die Verkehrsbehörde so.

Womit Slawig den vor Ort kursierenden Gerüchten, wonach das Aus für die Lichtsignalanlage wohl längst besiegelt sei, entgegentritt: „Wir streben einen Neubau an. Allerdings muss der geplant und anschließend ausgeschrieben werden.“ Soll heißen: Es werde einige Zeit dauern.

Bis dahin sollen am Übergang zusätzliche Hinweisschilder aufgestellt werden. Zudem ist und bleibt die Polizei vor Ort aktiv. „Unsere Regionalbereichsbeamten haben diesen Schulweg – ebenso wie andere – ohnehin stets im Blick“, betont Polizeisprecher Uwe Becker.