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Ströbeck Arbeiten für eine neue Ausstellung

Vor einem Jahr hat es im Schachmuseum Ströbeck gebrannt. Seither wird an der Reinigung und Restaurierung der Objekte gearbeitet.

Von Sabine Scholz 14.11.2020, 02:00

Halberstadt/Ströbeck l Friederike Hausmann öffnet den grauen Karton, Vorsichtig hebt sie ein ziemlich zerfleddertes Buch heraus. Lose Seiten, abgegriffener Einband. Ein Foto ragt aus den Seiten. „Das ist das Fremdenbuch des Schachvereins Ströbeck“, sagt die Museologin. Seit September ist in sie in Halberstadt am städtischen Museum angestellt, zuständig für den Sammlungsbestand und verantwortlich für das Schachmuseum Ströbeck. Das es derzeit nicht gibt.

Am 14. November 2019 brannte es in dem Haus am Schachspiel. Die Ströbecker Feuerwehrleute waren rasch vor Ort, wenig später auch die Kameraden aus Halberstadt. Sie haben nicht nur schnell die Flammen in den Griff bekommen, sondern auch rasch damit begonnen, die Objekte des Museums zu retten. Wochenlang waren die Mitarbeiter des Städtischen Museums damit befasst, die Stücke zu sichten und nach Schwere der Beschädigung zu sortieren. Auch Restauratoren wurden zu Rate gezogen.

Parallel dazu liefen die Gespräche mit den Versicherungen, erste Sicherungsarbeiten am Fachwerkhaus erfolgten. Für den Sammlungsbestand begann eine Zeit des Umherreisens. Denn fast alles musste professionell gereinigt werden. Wichtig dabei vor allem der Aufenthalt in der UV-Kammer. Die UV-Strahlung sorgt dafür, dass der Ruß sich rasch auflöst. Bleibt er länger auf Papier und Co., entwickelt er beim langsamen Zerfall schädliche Dämpfe. Weshalb Schutzkleidung angesagt war, als gesichert und gesichtet wurde.

Inzwischen ist Friederike Hausmann mit im Team. Sie nimmt alle Objekte des Schachmuseums noch einmal in die Hand. Für eine Zustandsbeschreibung, und um sie in einer professionellen Datenbank zu erfassen. Dort findet sich auch das Fremdenbuch. Dessen erster Eintrag stammt vom 5. August 1886, der letzte vom 2. September 2006. Gäste, Turnierergebnisse, Autogramme, Visitenkarten von Groß- und Weltmeistern, auch Fotos finden sich darin. „Das ist ein tolles Objekt, an dem kann man wirklich sehr viel erzählen“, schwärmt Friederike Hausmann. „Deshalb muss es unbedingt Teil der neuen Ausstellung werden.“ Vorher aber, das zeigt der Blick auf den Zustand des Buches, muss es umfassend restauriert werden. Und, es muss überhaupt erstmal wieder ein Museum samt neuem Ausstellungskonzept geben.

Das Schachmuseum Ströbeck existiert aktuell nicht. In das bisher genutzte und inzwischen reparierte Gebäude soll das Museum nicht wieder einziehen. „Wir hatten von Anfang an die Idee, es mit in das Bürgerhaus zu integrieren. Hier soll es im Erdgeschoss untergebracht werden und damit barrierefrei zugänglich sein“, sagt Ströbecks Ortsbürgermeister Jens Müller. Der Sozialdemokrat ist für die Wählervereinigung BürgerInnen Schachdorf Ströbeck (BISS) im Ortschaftsrat tätig und scheut keinen Weg, um Ströbeck voranzubringen. Auch nicht den der Klage gegen die Stadt.

Müller ist froh, dass die Hartnäckigkeit der Ströbecker Erfolg hatte, die Klage konnte zurückgezogen werden. Die Stadt stellte 2019 einen Fördermittelantrag, damit das Bürgerhaus saniert werden kann. 200 000 Euro Eigenanteil muss Halberstadt beisteuern, um rund 1,8 Millionen Euro Fördergeld zu bekommen.

Noch, ist auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung zu erfahren, gibt es seitens des Landes keine Information, ob dieses Geld aus dem Programm „Soziale Integration im Quartier“ geben wird. Man rechne mit einer Entscheidung spätestens Anfang Dezember.

Wird das Geld bewilligt, geht es an den Feinschliff für ein Nutzungskonzept, dann kann die eigentliche Sanierungsarbeit starten. „Wir wollen gern so agieren, dass der Saal noch für das internationale Schachturnier genutzt werden kann und dann ausgeräumt wird“, sagt Jens Müller. Wunsch wäre, ein Jahr später im Saal wieder die Gäste begrüßen zu können.

Der Saal könnte in den Sommermonaten vom Museum für Sonderausstellungen genutzt werden, sagt Müller. Vielleicht zu einem Blick auf das rege Vereinsleben, dass in Ströbeck nicht nur die Schachtradition bewahrt, wie ein anderes Sammlungsstück zeigt. Eine alte Chorfahne, die ebenfalls dringend restauriert werden muss, so Hausmann. „Sie muss gezeigt werden, aber aufhängen wird man sie nicht mehr können“, sagt die Fachfrau. Doch Vitrinen gibt es noch gar keine. Die Einrichtung ist nicht Bestandteil des Fördergeldantrags. „Deshalb sammeln wir ja fleißig Spenden“, sagt Jens Müller.

Spendenkonto der Stadt: IBAN DE61 8105 2000 0360 1268 12, Verwendungszweck Schachmuseum