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Ausflügler erobern Calvörder Berge

Von Anett Roisch 21.06.2015, 18:52

Ein kombinierter Fahrrad- und Kutschausflug vertiefte die Freundschaft der Mitglieder des Calvörder Heimatvereins.

Calvörde l "Die Idee zu dieser Tour war entstanden, als Ingo Springborn einen Vortrag über die Grenzsteine hielt", erinnerte sich Christa Merker, Vorsitzende des Calvörder Heimatvereins, als sie die Teilnehmer am Start der Rad- und Kremsertour im Calvörder Grieps begrüßte. In Vorbereitung auf die Tour waren Heimatfreund Manfred Freyhold, der die Fahrradgruppe zu den Sehenswürdigkeiten begleitete, sowie die Vereinsvorsitzende und ihr Mann Uwe Merker zu einer Probefahrt aufgebrochen. Wegen der anhaltenden Trockenheit waren viele Waldwege gesperrt. "Wir hatten uns erschrocken, dass ausgerechnet auf den Hauptwegen fünf dicke Baumstämme quer über den Weg lagen. Außerdem durften wir wegen der Trockenheit auch nicht im Wald grillen", berichtete Christa Merker.

Um so größer war die Freude, als sie am Ausflugstag keine riesigen Schleifen fahren mussten, um ans Ziel zu kommen. "Robert Lemke war es gelungen, die Wege noch rechtzeitig frei zuschneiden. Unser Dank gilt aber auch dem Bürgermeister Volkmar Schliephake, der es uns gestattete, vor dem Sportplatz zu grillen und unsere Picknickzutaten im Waldrestaurant abzustellen", berichtete die Vereinschefin.

Großes Glück hatten die Ausflügler mit dem Wetter, denn nach dem Gewitter am Vortag war die Luft herrlich und die Temperaturen angenehm.

Der erste Halt war am Gedenkstein in den Calvörder Bergen. Christa Merker und Ingo Springborn erzählten den Heimatfreunden und ihren Familienangehörigen viel Wissenswertes über die "Klare Grete" und über Heinrich Fickendey. Dessen Grabstein besichtigte die Gruppe nach einem Aufstieg von 124,6 Meter.

Heinrich Fickendey war seiner Zeit weit voraus

Auf dem Hügel erfuhren die Zuhörer, dass die ehemals stärkste und klarste Quelle in den Cloridenbergen nach der Anpflanzung von Nadelhölzern versiegt war. Heimatfreund Günter Baake wusste von älteren Leuten, dass der Name des Gedenksteins von Fickendeys Tochter Grete war, die ihrem Vater oft das Essen brachte, wenn dieser zu Baumfällarbeiten im Wald war. Die Inschrift auf dem Gedenkstein ist noch zu erkennen und Reste des ehemaligen Brunnens sind zu sehen. Das ehemalige Birkenkreuz auf dem Weg zu Fickendeys Grabstein ist nur noch aus der Luft auszumachen. "Heinrich Fickendey, dessen Asche auf dem Berg liegt, wurde am 28. April 1843 in Wieglitz geboren. Sein Geburtshaus stand rechts von der Kirche", erzählte Springborn. Zur Schule ging Fickendey in Wieglitz und Bülstringen. "Fickendey lernte später im Landratsamt in Neuhaldensleben, denn er wollte Oeconom werden. Dieser bemerkenswerte Mensch war seiner Zeit weit voraus. Er hat sich Gedanken gemacht, wie man durch Brunnenbohrungen und Arteserbrunnen sowohl den ganzen Ort mit Trinkwasser versorgen und die Ernteerträge auf das Drei- bis Vierfache steigern konnte", wusste Christa Merker zu berichten.

Fickendey sei nicht nur wegen der Gründung von Genossenschaften hoch geschätzt, sondern auch wegen seiner 40-jährigen Abgeordnetentätigkeit im Braunschweiger Landtag. "Als Vizepräsident war er mit dem Herzog bekannt, der ihn oftmals in Uthmöden, seinem Wohnort, auf dem Laueschen Hof besuchte", erzählte Christa Merker. Sie betonte, dass die Besucher der Heimatstube noch weitere Einzelheiten über Fickendeys Leben und Schaffen nachlesen können. In der Heimatstube existiert auch ein Schreiben von einem Urenkel Fickendeys, das 1925 im Raiffeisen-Boten veröffentlich wurde.

Nach Beendigung der Tour plauderten, sangen und feierten die Heimatfreunde bei einem Picknick miteinander. Christa Merker bedankte sich bei allen, die das Picknick bereichert haben. Lobende Worte gab es für Werner Bühnemann und Paul Lüer, die die Zügel der Pferde sicher in den Händen gehalten hatten. Groß ist der Wunsch der Heimatfreunde, bald wieder so einen Ausflug erleben zu können.