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Platz für Plattenbau-Sanierung Bäume weichen in Halberstadt Bauprojekt

Die Stadt Halberstadt muss zahlreiche Gehölze im Stadtgebiet und in den Ortsteilen roden lassen. Aber nicht jeder Antrag wird bewilligt.

Von Jörg Endries 08.02.2024, 10:36
Am Breiten Tor in Halberstadt soll ein sogenanntes Punkthaus saniert werden. Das erfordert allerdings, dass einige Bäume im Umfeld gefällt werden müssen, erklärt Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün der Stadt Halberstadt.
Am Breiten Tor in Halberstadt soll ein sogenanntes Punkthaus saniert werden. Das erfordert allerdings, dass einige Bäume im Umfeld gefällt werden müssen, erklärt Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün der Stadt Halberstadt. Foto: Jörg Endries

Halberstadt. - Der Lärm von Motorkettensägen wird in den kommenden Tagen wieder öfter in Halberstadt zu hören sein. Es ist Rodungssaison, noch bis Ende Februar. 2023 haben erneut Trockenheit und Pilzerkrankungen ihren Tribut in den städtischen Grünanlagen gefordert, aber auch anstehende Bauvorhaben erfordern Rodungen, begründet Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün. Die Rodungsanträge müssen aber erst vom Stadtentwicklungsausschuss in der kommenden Woche abgesegnet werden, weil es kommunale Bäume sind. Hier eine Vorschau auf das, was passieren soll.

Halberstadt ist reich an Bäumen. Der Bestand beträgt circa 2.500 in Grünanlagen, 6.400 an Straßen, 1.000 in Kindergärten und Schulen, 1.000 auf dem städtischen Friedhof, 2.600 auf Grundstücken und 5.500 in den sieben Ortsteilen.

Ein Bauvorhaben, für das Bäume gefällt werden sollen, befindet sich in prominenter Lage am Breiten Tor und zur Schwanebecker Straße. Dort will der Eigentümer der sogenannten Punkthäuser, Plattenbauwohnungen aus den 1980er Jahren, modern sanieren, berichtet Roswitha Hutfilz. „Angesichts dessen, dass der Breite Weg saniert und schöner gemacht wird, ist das ja zu begrüßen.“ Der Bauherr wolle unter anderem die Balkone ausladender gestalten, ähnlich wie bei den Neubauten in der Kühlinger Straße. Außerdem werde ein Aufzug errichtet. Die anstehenden Arbeiten hätten Auswirkungen auf das grüne Umfeld.

Auf städtischem Grund muss dort auf einer Grüninsel im Eingangsbereich des Hauses ein Eschenahorn gefällt werden. Ein echter Verlust sei der Baum allerdings nicht, er sei zwar grün, aber vom Wuchs her keine Augenweide. Der Baum davor, eine Linde, bleibt hingegen stehen, erklärt die Grünfachfrau. Weil die Feuerwehrzufahrt verändert wird, müssen eine Weide, eine Eibe und ein Bergahorn gefällt werden.

Außerdem hätten Klima- und Umweltbedingungen dem kommunalen Baumbestand erneut stark zugesetzt.

„Den Bäumen in der Stadt und in den Ortsteilen geht es nicht gut“, so Roswitha Hutfilz. Die Kontrollen, die Mitarbeiter der Abteilung Stadtgrün regelmäßig absolvieren, hätten viele kranke und abgestorbene Bäume auf die Rodungsliste gesetzt. Schwerpunkte seien die Plantage und die Grünanlage an der Schützenstraße. Insgesamt 35 Bäume müssen gefällt werden. Dabei handele sich um Exemplare, die 50 bis 80 Jahre alt seien, deren Lebenserwartung aber eigentlich bei 200 bis 300 Jahren liegt.

In den Ortsteilen Halberstadts bestehe auf den Friedhöfen Handlungsbedarf. So müssten in Aspenstedt fünf Bäume, in Langenstein ein Baum und im Schachdorf Ströbeck mehrere Birken gefällt werden. In der Mehrzahl handele es sich um bereits abgestorbene Bäume.

„Wir segnen allerdings nicht alle Anträge, die uns erreichen, ab“, betont Roswitha Hutfilz. So habe der Ortschaftsrat Aspenstedt gewollt, dass auf kommunalem Grund eine Hecke verschwinden soll. Die Fachabteilung habe allerdings für deren Verbleib gestimmt, weil sie ein guter Sicht- und Lärmschutz sei. Dann habe ein Anwohner im Sargstedter Weg gebeten, einen Ahorn zu fällen, weil er ein Problem mit dem Baum hat. „Das ist für uns natürlich kein Grund“, so Roswitha Hutfilz.

Auf der anderen Seite: „2023 wurden als Ersatz für gefällte stadteigene Gehölze 90 hochstämmige Bäume, sechs hochstämmige Obstbäume und 495 Sträucher gepflanzt“, sagt Roswitha Hutfilz.