1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Bereitschaft zum Piks steigt

Coronavirus Bereitschaft zum Piks steigt

Welche Erfahrung im Ameos-Klinikum Halberstadt (Landkreis Harz) mit der Corona-Impfung gemacht werden.

Von Sabine Scholz 25.01.2021, 00:01

Halberstadt l Man sei auf einem guten Weg, sagt Prof. Dr. Klaus Begall. Der Ärztliche Direktor des Ameos-Klinikums Halberstadt ist froh, dass die Belegschaft des Hauses bereit ist, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. „Als die Ersten geimpft waren, stieg die Bereitschaft noch einmal deutlich an“, sagt Begall.

Eine Tatsache, die Dr. Karin Fleischer bestätigt. Die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin gehört mit ihren beiden Chefarzt-Kollegen Dr. Frank Aedtner und Dr. Andreas Meyer-Wernecke von der Medizinischen Klinik zum Impfteam des Krankenhauses. „Wir alle drei sind sehr erfahren, was das Impfen betrifft“, sagt Fleischer. Dabei setzen die drei Mediziner nicht nur die Spritzen, sondern beraten auch im Vorfeld und führen die erforderlichen Gespräche vor jeder einzelnen Impfung.

„Um den großen logistischen Aufwand gut in den Griff zu bekommen, haben wir eine ,Impfstraße‘ aufgebaut“, fügt Pflegedirektorin Beatrice Weiß an. Zum einen werde so der jeweilige Andrang an Mitarbeitern entzerrt, zum anderen können Formalien wie Einverständniserklärung, Anamnesebogen und Ähnliches in Ruhe ausgefüllt werden, während ein anderer Impfwilliger schon das Arztgespräch führt und anschließend den Piks in den Arm bekommt.

„Wir haben schon im November im Klinikum mit der Impfplanung begonnen, weil wir organisatorisch auf dem Laufenden sein wollten“, berichtet Karin Fleischer. Weil das so war, gehörten 170 Mitarbeiter am 26. und 27. Dezember mit zu den ersten Menschen im Harzkreis, die die erste Impfdosis erhielten.

„Wir sind wie das Seniorenzentrum Küger am zweiten Weihnachtstag gestartet. Uns es war uns wichtig, möglichst frühzeitig zu beginnen“, sagt Klaus Begall. Dabei agiere man immer in enger Absprache mit dem Impfzentrum. „Die Zusammenarbeit mit dem Impfzentrum Harz ist richtig gut. Was das Team dort machen kann, wird auch gemacht. Aber nicht auf alles hat das Impfzentrum Einfluss. Zum Beispiel, wie viel Impfstoff der Harz bekommt, das wird ja nicht dort entschieden.“

Das Krankenhauspersonal gehört zu den Personengruppen, denen eine hohe Priorität bei der Impfung zukommt. Auch innerhalb des Hauses gab es eine Priorisierung, berichtet Klaus Begall. Deshalb sind nicht gleich alle, die wollten, geimpft worden, sondern jene unter den Freiwilligen, „die auf irgendeine Weise mit Patienten zusammenkommen“, sagt Begall.

Dazu zählen nicht nur Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch Service- und Reinigungskräfte, die Trägerdienste und auch die Handwerker, die mal einen Nachttisch am Bett reparieren müssen oder Ähnliches, erklärt der Ärztliche Direktor.

Man habe vor Beginn der Aktion gefragt, wer sich impfen lassen will und entsprechende Listen erstellt. „Das alles macht viel Arbeit, auch in der Verwaltung“, sagt Beatrice Weiß. Die meisten, die damit und mit der Dokumentation zu tun hatten, haben Weihnachten und Silvester im Klinikum verbracht und nicht zuhause. „Allen Beteiligten gebührt dafür eine große Anerkennung“, so Weiß.

Wie sie berichtet, wusste die Krankenhausleitung zwei Tage vor dem Impfstart, dass es losgehen soll. „Aber wann genau der Impfstoff am 26. Dezember kommt, das wusste auch das Impfzentrum erst kurzfristig. Also haben wir zunächst geschaut, wer von den Impfwilligen im Dienst ist und dann all jene angerufen, die auf der Liste standen.“ Viele seien bereit gewesen, auch aus dem Frei zu kommen. „Dadurch wurde nicht eine einzige Dosis verschwendet“, so Beatrice Weiß.

Die 170, die am 26. und 27. Dezember geimpft worden waren, haben inzwischen ihre zweite Dosis erhalten, rund 100 weitere Mitarbeiter ihre erste. „Wir haben gemerkt, dass viele im Vorfeld Fragen hatten, und so mancher hat auch erstmal abgewartet, wie denn die Impfung vertragen wird. Als da positive Signale kamen, haben sich mehr Mitarbeiter in die Liste eintragen lassen“, berichtet Chefärztin Fleischer. „Wichtig war, dass wir eine Sprechstunde zur Impfberatung für die Kollegen eingerichtet haben“, so die Medizinerin. Die drei Ärzte des Impfteams konnten so viele Bedenken im Vorfeld klären.

„Die Aufklärung ist ganz wichtig“, so Fleischer. So wolle man ja mit der Impfung eine Reaktion des Immunsystems erreichen. „Bislang können wir bestätigen, dass die Impfung sehr gut verträglich ist. Natürlich schmerzt vielen die Stelle am Arm, an der geimpft wurde, aber das ist bei fast jeder Impfung so.“ Auch von Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Gliederschmerzen hätten die Mitarbeiter berichtet, aber alles sei im Rahmen dessen, was zu erwarten war. „Nach einer Impfung kann es bei etwa jedem Zehnten zu Fieber kommen.“ Aber auch das sei eine normale Impfreaktion. Von allergischen Reaktionen ist dem Ameos-Team bislang nichts bekannt geworden. „Deshalb werden ja vorher die Arztgespräche geführt und bleiben die Geimpften zwischen 15 bis 10 Minuten nach dem Piks unter ärztlicher oder pflegerischer Überwachung“, so Karin Fleischer.

Klaus Begall ist zuversichtlich, dass man im Halberstädter Krankenhaus mehr als die Hälfte der Belegschaft am Ende geimpft haben wird. Von den rund 700 Mitarbeitern , schätzt Begall, werden sich vermutlich bis zu 400 den Piks holen.

Ist die Warteliste abgearbeitet, könnte das Impfteam in Absprache mit dem Impfzentrum weitere Menschen impfen. „Nur in kleinem Rahmen, aber wir könnten zum Beispiel helfen, Personal von Arztpraxen oder mobilen Pflegediensten zu impfen.“