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Bildband Preiswürdige Wernigeröder Dampfspiele

Olaf Haensch - preisgekrönter Fotograf - hat mit dem Bildband „Zug in die Wolken“ sein zweites Meisterwerk vorgelegt.

Von Dennis Lotzmann 19.12.2016, 12:23

Wernigerode l Mehr als 30 000 Züge rollen pro Jahr über das 140 Kilometer lange Streckennetz der Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Sie legen laut Statistik gut 700 000 Zug-Kilometer zurück und befördern jährlich rund 1,1 Millionen Fahrgäste. Folglich dürfte zig millionenfach auf die Auslöser von Kameras und Smartphones gedrückt werden, um Fotos mit mehr oder weniger professionellem Anspruch zu schießen. Olaf Haensch macht genau das Gegenteil: Er strebt mit jedem einzelnen Foto die, wie Fotografen schon mal zu sagen pflegen, perfekte Lichtkunst an. Das kann ein Schnappschuss sein, ist oft aber Resultat von stunden- oder gar tagelanger Vorbereitung.

Das Resultat seiner Arbeit legt der 41-Jährige nun pünktlich zum Weihnachtsfest vor. Mit dem Bildband „Zug in die Wolken – Mit Volldampf in die Harzer Berge“ knüpft er praktisch nahtlos an sein vielbeachtete und preisgekröntes Werk „Nacht-Züge“ an. Setzt er darin die von HSB-Dampfrössern gezogenen Züge mit aufwändiger Blitztechnik im Dunkeln perfekt in Szene, brilliert er nun mit atemberaubenden Bildern aus der Vogelperspektive und Fotos, die einmal mehr verdeutlichen: Haensch hat sowohl den Blick fürs Bild als auch fürs Detail.

Für die etwa 150 Farbfotos hat er jahrelang gearbeitet. Mitunter, bestätigt der Journalist, bedürfe es extrem langer Vorbereitung, um schließlich im Zeitfenster einiger weniger Sekunden den alles entscheidenden optimalen Moment zu erwischen. Oder auch nicht – was schlimmstenfalls alle Vorbereitung zunichte macht und zur Wiederholung zwingt. „Für jede Nachtaufnahme waren im Schnitt drei bis fünf Stunden Vorbereitung nötig, samt Transport und Aufbau der schweren Blitztechnik“, erzählt er. Teilweise gingen den Aufnahmen aber auch wochenlange Recherchen und Besichtigungen am Tage voraus.

Wobei Haenschs Weg zur Blitztechnik schon bemerkenswert ist. Oder auch nicht. Schließlich sind passionierte Fotografen stets mit Experimentierfreude unterwegs. Was früher das punktuelle Belichten im Schwarz-Weiß-Labor war, sind heute ausgeklügelte Blitztechnik, Mehrfach-Belichtungen, der Einsatz von Objektiven mit extremer Brennweite und andere technische Finessen. Haensch testete 2005 jene Blitztechnik, wurde damit warm und präsentierte schließlich den sehenswerten Band „Nacht-Züge“ als Resultat.

Den Tipp, wonach ausgefallene Standorte – besonders tief oder hoch – ein Foto erst zum herausragenden machen, rückt Olaf Haensch im aktuellen Bildband in den Fokus. Dank Drohne lässt er die Betrachter abheben und verschafft ihnen einmalige Perspektiven auf HSB-Züge sowie Natur und Bauwerke drumherum. So werden die spiralförmige Rotunde des Wernigeröder Altstadtkreisels oder die Blumenpracht auf dem Kreisel am Bahnhof in Quedlinburg zu Fotos mit Aha-Effekt.

Gleiches gilt für die Panoramaaufnahmen vom Dach der Brocken-Wetterwarte. Weil extrem flache Formate wiederum nur in der entsprechenden Größe wirken, kleckert Haensch nicht, sondern klotzt: Das Rundum-Foto mit mehreren zusammengesetzten Einzelbildern von der verschneiten Brockenkuppe gibt‘s zum Ausklappen auf 86 mal 28 Zentimetern und damit als einen der vielen Hingucker im Buch.

„Dampfloks bieten Fotografen das größte Potenzial, weil der bewegte Dampf immer wieder zur Überraschung wird.“ Diese – Haenschs besondere – Faszination für Dampfloks wird im Buch optisch eindrucksvoll belegt. Immer wieder Dampfmaschinen, deren Qualm und Dampf die Fotos auf einzigartige Weise verzaubern.

Entstanden sind die Fotos in Kooperation mit der HSB. In deren Geschäftsstellen werden beide Bildbände angeboten. Darüber hinaus im regulären Buchhandel. Hendrik Bloem – selbst Fotograf und Autor – bringt es in seinem Essay auf den Punkt: Haenschs Bilder berühren und lassen – beim Anblick der winterkalten Perspektive – den Betrachter schon mal frösteln. Mehr müsse wirkliche Eisenbahnfotografie nicht können. Aber auch nicht weniger, so Bloem. Olaf Haensch setzt diesen Anspruch perfekt um. HSB-Fans sei empfohlen, ihm nicht nacheifern zu wollen, sondern die Realität zunächst persönlich zu genießen und sie alsdann in Form des Buches mit nach Hause zu nehmen.

„Zug in die Wolken“ ISBN: 978-3-8375-1730-9, Preis: 39,95 Euro