Morgen Typisierungsaktion in der Feuerwache Blutstropfen für Wolfgang Böttcher
Qualvolle Stille herrschte im Raum, nachdem ihm der Arzt gesagt hatte: "Für Sie ist kein geeigneter Spender in der Kartei." Doch Wolfgang Böttcher, Feuerwehrmann mit Leib und Seele, wird von seinen Kameraden nicht im Stich gelassen. Sie haben für morgen eine Typisierungsaktion organisiert.
Halberstadt/Magdeburg. Den äußerst aggressiven Krebs hatte er besiegt, die schweren Operationen 2009 gut überstanden, die Chemotherapien ertragen. Noch recht klapprig auf den Beinen, war er schon wieder an einigen Einsätzen der Feuerwehr beteiligt, kam zu den Dienstabenden und erfüllte seine Aufgabe als Ausbilder. Jeder Halberstädter, der schon einmal die Hilfe der freiwilligen Wehr brauchte, ist ihm wohl schon begegnet. Egal, ob nach Verkehrsunfällen, ob bei Bränden oder beim Beseitigen von Wespennestern - er war bestimmt dabei.
Seit Wochen jedoch taucht das Gesicht von Wolfgang Böttcher nicht im Stadtgebiet auf. Er kämpft im Uniklinikum Magdeburg um sein Leben. Denn nach der Magenkrebsbehandlung hat ihn nun eine schwere Leukämie ans Bett gefesselt. Seine Frau Petra fährt jeden Tag zu ihm, nach ihrem Dienst in der Kindertagesstätte "Zwergenland". Die beliebte Erzieherin begleiten dann immer die guten Wünsche von Kollegen und Eltern.
"Aber ich bin doch noch zu jung zum Sterben"
Doch nun können alle Halberstädter zwischen 18 und 50 Jahren helfen. Mit ein paar Blutstropfen. Die werden benötigt, um alle wichtigen Informationen zu bekommen, ob jemand geeignet ist, für Wolfgang Böttcher Knochenmark zu spenden, damit sein Körper wieder selbst ausreichend rote Blutkörperchen produzieren kann.
Nach der zunächst alle Hoffnungen zerstörenden Information, dass für "Wolle", wie ihn Freunde und Kollegen nennen, kein geeigneter Spender registriert ist, erwachte wieder der Kämpfer in ihm. Tränen, Traurigkeit, Verzweiflung - all das hat seinen Platz, aber auch die Hoffnung ist wieder da. Zwar ist selbst seine Schwester "nicht geeignet", aber der 54-Jährige hat erfahren, dass seine Kameraden eine Typisierungsaktion in Halberstadt vorbereiten. Das gibt ihm Mut, baut ihn auf.
Auch für seine Frau ist diese Welle der Hilfsbereitschaft eine wichtige Erfahrung, fehlen ihr doch manchmal selbst die Worte, um ihrem Mann Mut zu machen, ihn aufzubauen. "Aber ich bin doch noch zu jung zum Sterben", hatte er gesagt, nachdem der Arzt ihm die niederschmetternde Auskunft überbracht hatte.
Die Kameraden der Feuerwehr hoffen, dass heute viele Halberstädter den Weg in die Feuerwache finden - denn diesmal braucht ein Helfer Hilfe.