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Bundestagskandidat Ländlichen Raum finanziell stärken

Am Volksstimme-Lesertelefon stehen die Bewerber um das Mandat im Bundestag Rede und Antwort. Diesmal: die FDP-Kandidatin Denise Köcke.

Von Jörg Endries 30.08.2017, 01:01

Halberstadt l Mit 18 Jahren ist sie die Jüngste der Harzer Kandidaten. Kein Nachteil, wie die Schülerin des Halberstädter Käthe-Kollwitz-Gymnasiums während des Telefonforums betont. „Ich habe noch nie gearbeitet und Steuern gezahlt – aber das hat die Gruppe, die ich repräsentiere auch nicht.“ Die Harzer FDP-Kandidatin möchte ein Vorbild für Menschen ihres Alters sein. Ihnen zeigen, dass sie aktiv in der Politik Einfluss nehmen können.

Doch nicht nur für die Probleme junger Erwachsener habe sie ein offenes Ohr. Wähler wenden sich an sie mit Fragen zum Ärztemangel, fehlenden Kindergärten, langen Schulwegen, Zuwanderung und Langzeitarbeitslosigkeit. Weiß sie immer eine Antwort? „Ich kenne unser Wahlprogramm, lese und informiere mich viel“, berichtet sie. Könne sie nicht sofort antworten, beschäftige sie sich mit dem Thema. „Ich sehe das als Chance.“

So ergeht es ihr auch mit der Frage, die von Hans Treutler per E-Mail eingegangen ist. Der Rentner möchte wissen, warum sich die FDP nicht für die Abschaffung der Rentenbesteuerung einsetzt. „Ich finde es unmöglich, von einem 80-jährigen Rentner zu verlangen, dass er eine Steuererklärung abgeben muss“, betont Treutler.

„Dazu kann ich im Augenblick keine Aussage treffen und möchte mich erst einmal informieren“, gibt Denise Köcke unumwunden zu. Nach dem Telefonforum recherchiert sie und antwortet: „Sie haben recht – derzeit setzt sich die FDP nicht für die Abschaffung der Rentenbesteuerung ein, jedoch möchten wir Steuererklärungen allgemein vereinfachen.“ Dazu gehören vorausgefüllte Steuererklärungen, die vom Finanzamt zur Verfügung gestellt werden sollen. „In Zeiten der elektronischen Kommunikation muss es auch ohne Papierbelege möglich sein, mit den Finanzämtern zu kommunizieren.“ Arbeitnehmer und Rentner sollten ihre Steuererklärung für zwei Jahre zusammenfassen können. „Speziell für Rentner planen wir zudem, Bürokratie abzubauen, indem wir das Kontrollmitteilungsverfahren sowie die zusätzliche Erklärungspflicht für Rentenbezüge obsolet machen.“

Um Finanzen geht es Ilka Kersten (65) aus Hasselfelde. Sie fragt die FDP-Kandidatin telefonisch zum Finanzausgleich. „Ein ortsansässiges Unternehmen führt seine Steuern nicht vor Ort ab, sondern in Niedersachsen. Dabei können wir das Geld gut gebrauchen. Die Kommune hat kein Geld, die Gehwege befinden sich in einem furchtbaren Zustand und hier geht es immer nur um das Sparen“, kritisiert die Harzerin.

Denise Köcke stimmt ihr zu. „Bund, Länder und Kommunen müssen zu gleichen Teilen an den Steuereinnahmen beteiligt werden. Gewerbesteuern müssen bei den Kommunen bleiben. Übrigens auch international tätige Konzerne wie Google und Facebook, die in Deutschland arbeiten, müssen ihre Steuern hier zahlen. Bisher zahlen sie nichts. Die FDP will den ländlichen Raum finanziell stärker unterstützen. Der Bund betreibt bislang die Politik der ‚Schwarzen Null‘. Wir möchten, dass der Bund in einen Fonds einzahlt und so Geld an die Kommunen weitergibt.“

Seit ihrem 14. Lebensjahr setze sie sich mit Politik auseinander. „Die FDP sieht den Menschen als Individuum, während andere Parteien Menschen in Schubladen stecken“, sagt die 18-Jährige. Zudem sei ihr Chancengleichheit wichtig. „Ich bin selbst Bildungsaufsteigerin. Niemand aus meiner Familie hat bisher Abitur“, berichtet Denise Köcke, die Psychologie und Philosophie studieren möchte.