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Buntes Programm Tönende Vielfalt in allen Kirchen

Musik bestimmt das Programm der Nacht der Kirchen 2017. Unter dem Motto „Glaube“ öffnen alle Halberstädter Kirchen am 19. August.

Von Sabine Scholz 04.07.2017, 07:00

Halberstadt l Nach den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft uns Erde ist der Religionsdreiklang „Glaube, Liebe, Hoffnung“, der die nächsten Kirchennächte bestimmen wird. Das alle zwei Jahre stattfindende Angebot steht diesmal unter dem Motto „Glaube“. Eingebettet sind die Veranstaltungen in allen Halberstädter Kirchen in das ökumenische Friedensfest am Dom.

Zu dem gehören gregorianische Gesänge, die eine Sängergruppe unterstützt von der Mönchsgemeinschaft des Klosters Huysburg vorträgt. Damit beginnt um 18 Uhr das Abendprogramm im Dom. Danach lädt die evangelische Kirchengemeinde Halberstädter und Gäste zum Friedensmahl ein, das an langen Tafeln im Kreuzgang eingenommen werden soll. „Wir sind dankbar, dass uns die Halberstädter Bäcker wieder Meterbrote zur Verfügung stellen und die Halberstädter Würstchenfabrik uns erneut mit ihren berühmten Produkten das Abendbrot im Kreuzgang ermöglicht,“ sagt Claudia Wyludda von der Domschatzverwaltung. „Ohne die Hilfe vieler Unterstützer aus der Wirtschaft, von Vereinen und Gruppen könnten wir die Nacht der Kirchen nicht organisieren“, so die Kunsthistorikerin während eines Pressegespräches.

Wie es gute Tradition ist, wird das Geläut aller Kirchenglocken die Nacht der Kirchen eröffnen, um 20 Uhr stehen die Pforten aller Kirchen der Stadt offen. Erstmals beteiligt sich auch die Gemeinde der Neuapostolischen Kirche in der Gleimstraße an dem Abend. Hier werden um 20 Uhr ein Vortrag zur Pfeifenorgel und um 21.30 Uhr Vertonungen von Bibelzitaten den Gästen geboten.

Überhaupt ist es Musik, die in allen Kirchen zu erleben sein wird – altbekannte, aber auch auf außergewöhnliche Art und Weise. So begleiten ungewohnte Töne die Veranstaltung im Dom. „In Kombination mit der Orgel, einer Posaune und Lesungen ist das Perkussionsinstrument Taktgeber des Programms“ sagt Claudia Wyludda. „Die gegensätzlichen Klänge sind wie ein Disput, und der wird auch verbal geführt“, ergänzt Pfarrer Arnulf Kaus. Denn Thomas Müntzer, Martin Luther und Katharina von Bora kommen in Lesungen zu Wort und vermitteln Disput, Liebe und enge Verbundenheit im Jubiläumsjahr der Reformation. „Ein Star des Abends ist der amerikanische Posaunist Richard Roblee. Er wird auf seinem Instrument und mit seiner Stimme improvisierend den Kirchenraum durchschreiten, der an diesem Abend wieder ohne Stühle zu erleben ist. Dieser Anblick ist ja immer wieder ein ganz besonderer“, so Kaus. Und damit die Kathedrale stuhllos zur Geltung kommt, werden die Halberstädter wieder kurz zuvor gebeten, beim großen Stühlerücken mit anzupacken, sagt Claudia Wyludda.

Ungewöhnliche Klänge erwartet die Besucher auch in der fast versteckt liegenden Johanniskirche im Westendorf. Der Handglockenchor aus Gotha musiziert mit mehr als einhundert Hand-, Chor- und Röhrenglocken und spielt dabei spezielle Kompositionen, aber auch Bearbeitungen bekannter Werke und Komponisten. Das Konzert der sphärischen Glockenklänge werde mit einigen würzigen Lutherzitaten garniert, kündigt Kaus an.

Gospel bestimmt den Klang in der katholischen Andreaskirche. Die Rainbow Singers eröffnen den Abend dort und wechseln später in die Katharinenkirche. In St. Andreas entsteht ab 21 Uhr durch das Mittun der Gäste die Installation „Ist denn das zu glauben!“. Jeder kann selbst der Frage nachgehen: Ist Glaube – eine Illusion?“ Künstlerische Darstellungen, optische Täuschungen geben dabei Impulse. Zu späterer ­Stunde laden die Gebete und Lieder aus Taizé zum Mitsingen ein, berichtet Diakon Andreas Weiß.

Die romanische Liebfrauenkirche wird nach dem Auftaktgeläut von meditativen Klängen gefüllt. Klangkünstler und Musiktherapeut Peter Filter lässt Klangwelten entstehen und gibt Raum zum Mitmachen. „Nachdem in den vergangenen Jahren die Installation für besondere Aufmerksamkeit gesorgt hatten, die in diesem Jahr aus Termingründen nicht möglich sein werden, haben wir bewusst auf besonderen Blumenschmuck verzichtet“, sagt Pfarrerin Elfi Runkel.

In der Martinikirche spielt die Band Triple B, bevor man tanzenden Menschen zuschauen kann – und keine Musik hört. Der wird in der „Silent Disco“ über Kopfhörer gelauscht, wie Gemeindepädagoge Christian Lontzek erklärt.

Kater Kludwig berichtet in der Moritzkirche über „Neuigkeiten aus Pferdeschnaps“, ein Puppenspiel für alle Jungen und Junggebliebenen zwischen 9 und 99 Jahren.

Wenn um 22.30 Uhr alle Kirchen der Stadt ihre Pforten schließen, sind die Gäste in den Dom eingeladen. Mit dem Gebet zur Nacht um 23 Uhr, einem Teil aus der Liturgie des mittelalterlichen Friedensfestes, und dem Nachtgeläut der Glocken endet dann die Nacht der Kirchen 2017.