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Corona-Impfung Hilfe aus 3D-Drucker für Impfzentrum Harz

Schüler aus Gymnasien in Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode unterstützen die Impfungen gegen Covid-19 im Harz.

Von Sabine Scholz 13.01.2021, 00:01

Halberstadt/Quedlinburg/Wernigerode l Die Abläufe im Impfzentrum Harz sind gut eingespielt inzwischen. Frühmorgens um sieben treffen die fünf mobilen Impfteams in der Einrichtung in Quedlinburg ein, die Routenplanung steht schon seit Tagen fest. Die fünf Teams nehmen die vom Land gestellte Technik für die Dokumentation der Impfungen sowie die Impfampullen in Empfang. Die wurden am Vorabend aus dem Tiefkühler entnommen und in die normale Kühlzelle gelegt. Dort tauen sie von minus 70 Grad Celsius auf 0 Grad auf. Dass das reibungslos funktioniert, dazu tragen auch drei Schulen aus dem Landkreis bei.

„Die Ampullen werden in den Transportboxen geliefert, sie stehen darin dicht an dicht. Was nicht mitgeliefert wurde und wird, sind Halterungen für die Ampullen“, berichtet Immo Kramer, Leiter des Impfzentrums Harz. Doch die braucht man, denn die kleinen Fläschen stehen alleine nicht gut, fallen um, sobald man ein, zwei Ampullen entnimmt. Einfach irgendwo zu bestellen sind die Halterungen für die kleinen Flaschen aktuell nicht, sagt Kramer. Was also tun?

Dass man mit dem wertvollen Impfstoff so nicht umgehen kann, ist eine Ansicht, die nicht nur Immo Kramer vertritt. Der ist, wie er selbst sagt, „in Friedenszeiten“ im Landkreis für die Digitalisierung der Schulen zuständig. Und sein Team schätzt Kreativität. Also wurde die Idee geboren, die Halterungen selbst herzustellen. Nicht wie die allerersten aus Styropor in Bastelstunden daheim, sondern deutlich professioneller – in einem Drucker, der dreidimensionale Objekte aus Kunststoff drucken kann.

Die Vorlagen für die im 3D-Drucker Schicht für Schicht entstehenden Halterungen entwickelte das Team um Martina Müller. Sie war es auch, die sich an drei „besonders technik­affine Gymnasien“ wandte, wie Immo Kramer berichtet. „Wenn wir schon die Digitalisierung in den Schulen voranbringen wollen, kann man doch zugleich sinnvolle Schülerprojekte daraus machen.“

Martina Müller wandte sich an das Martineum in Halberstadt, an das GutsMuths-Gymnasium Quedlinburg und an das Stadtfeld-Gymnasium in Wernigerode. Während letzteres noch auf die Lieferung des 3D-Druckers wartet, laufen am GutsMuths-Gymnasium die Vorbereitungen für den Start des Projekts und im Martineum wird bereits gedruckt. Immerhin dauert die Herstellung einer einzelnen Halterung vier Stunden.

In Wernigerode freue man sich auf die Aufgabe, berichtet Andreas Ebert. Der Physiklehrer ist für Digitalisierungsfragen zuständig. „Wenn das Gerät da ist, schauen wir, wie genau wir das alles organisieren. Vermutlich wird es eine Arbeitsgemeinschaft geben“, berichtet Andreas Ebert. „Aber noch ist unklar, wann wieder Arbeitsgemeinschaften stattfinden können. Auf jeden Fall werden wir die Schüler einbeziehen.“

Für die sei diese Aufgabe eine, „die ihnen die Möglichkeit bietet, einen nicht unwesentlichen Beitrag zu leisten, die aktuell schwierige Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen“, sagt der Quedlinburger Gymnasiumsleiter Dirk Gärtner.

Der 53-Jährige berichtet, dass seine Informatiklehrer schon dabei seien, zu schauen, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten die Schüler mitbringen müssen und in welcher Klassenstufe das Projekt sinnvoll in den Lehrplan passt. „Den 3D-Drucker anzusteuern, das geht ja auch im Onlineunterricht“, sagt Gärtner. „Sobald wir alles an Daten zusammen haben und die passenden Unterrichtsformate gefunden sind, fangen wir an.“ Der Drucker ist installiert, seine Kollegen seien sehr engagiert in Fragen rund um Wissenschaft und Technik.

Auf ein engagiertes Team kann auch Stefan Pasderski setzen. „Verantwortlich ist bei uns Dr. Andreas Becker. Wir haben bereits vor einem Vierteljahr einen leistungsfähigen 3D-Drucker anschaffen können, und zwar aus Mitteln zur Begabungsförderung“, berichtet der Direktor des Martineums. Deshalb konnte die Halberstädter Schule bereits zwölf Ampullenhalterungen für jeweils 30 Fläschchen an das Impfzentrum liefern.

Martina Müller von der Schul-IT des Landkreises, die auch in den Aufbau des Impfzentrums eingebunden war, hatte der Schule die entsprechende Druckvorlage zukommen lassen. „Das ist ja der schwierige Part dabei, diese Vorlagen zu erstellen. Das Drucken selbst hat Dr. Becker übers Wochenende vorbereitet, sodass wir gleich loslegen konnten.“ Am Martineum gibt es Überlegungen, die Technik zu nutzen, um eine Schülerfirma zu gründen. Denn neben dem selbst angeschafften Gerät soll vom Landkreis ein weiterer Drucker kommen.

Dass bald an allen drei Gymnasien gedruckt werden kann, freut Immo Kramer. „Wir brauchen mindestens 100 Stück. Nicht nur für die Lagerung, auch im Einsatz beim Impfen vor Ort und hier im Impfzentrum selbst sind die Halterungen wichtig.“