Pläne für eine Nachnutzung des Gebäudes am einstigen Krankenhausstandort sind gescheitert Das alte Bettenhaus des Klinikums in Wolmirstedt soll abgerissen werden
Für das alte Bettenhaus am einstigen Klinikstandort in Wolmirstedt gibt es keine Zukunft mehr. Das Gebäude wird abgerissen. Entsprechende Beschlüsse sollen nächste Woche im Kreistag fallen. Die Sprechstunden von Klinikärzten, die dort noch angeboten werden, soll es andernorts aber weiterhin geben.
LandkreisBörde l Alle Pläne für eine Nachnutzung des alten Bettenhauses am einstigen Klinikstandort in Wolmirstedt sind gescheitert. Das Haus in der Heinrich-Heine-Straße soll abgerissen und das Grundstück an die Stadt zurückgegeben werden.
Wann es soweit ist, dafür gibt es noch keine Zeitschiene. Fest steht, dass die Sprechzeiten, die bislang von Klinikärzten aus der Kreisstadt auch in dem alten Wolmirstedter Trakt angeboten werden, weitergeführt werden sollen - nach dem Abriss an einem anderen Ort. Dazu gibt es bereits Gespräche mit der Stadt Wolmirstedt. Auch der Fahrdienst, der von Wolmirstedt zum zentralen Krankenhausstandort nach Haldensleben angeboten wird, stehe nicht zur Debatte. Das sichert Peter Falkenberg, Geschäftsführer des Krankenhausträgers Sana, zu. Er sagte zur Volksstimme: "Die Sorge, wie die Menschen vor Ort versorgt sind, kann ich verstehen." In Wolmirstedt befürchten viele, dass auf lange Sicht ein Fachärztemangel einsetzt. Falkenberg versichert, dass sich Sana nicht aus dem Engagement in Wolmirstedt zurückziehen wolle. "Das ist zu trennen von der Frage, wie der spezifische Klinikstandort genutzt werden soll", betont er.
Pläne für Pflegeheim oder Praxisklinik waren Sackgasse
Sana hatte über Jahre Pläne ausgelotet, um dem seit der Klinikzusammenführung in Haldensleben fast vollständig leer stehenden Haus in Wolmirstedt wieder Leben einzuhauchen. Dafür hatten die bestandenen Ideen offenbar keine Chance. Zuletzt war angestrebt worden, ein Facharztzentrum einzurichten - um medizinische Leistungen zu bündeln. "In Wolmirstedt haben wir aber nur ganz wenige Ärzte gefunden, die sich hätten einmieten wollen. Viele hatten selbst neu gebaut oder sich an langfristige Mietverträge gebunden", erklärt Falkenberg.
Auch auf anderem Wege war der einstige Klinikstandort in der Ohrestadt offenbar nicht wiederzubeleben. Zwischenzeitlich wurde per Gutachten etwa geprüft, ob ein Pflegeheim für Demenzkranke infrage kommt. Der Bedarf vor Ort sei aber gedeckt, so das Ergebnis des 80-Seiten-Papiers. "Es hätte keinen Sinn gehabt, als weiterer Marktteilnehmer in Wolmirstedt in einen Verdrängungswettbewerb einzutreten", erklärt Falkenberg, wie auch dieser Plan ad acta gelegt worden ist.
Lange zuvor, auch als der Kreis noch Träger des Krankenhauses war, gab es außerdem die Vorstellung, in Wolmirstedt ein kleines Angebot an stationären Plätzen vorzuhalten - eine Art Praxisklinik. "Das Vorhaben, eine Praxisklinik in Wolmirstedt einzurichten, hat sich mit der Landeskrankenhausplanung ausgeschlossen", begründet die verantwortliche Kreis-Dezernentin Iris Herzig, warum auch das nicht Wirklichkeit werden konnte. "Dass das nicht funktioniert hat, kann man heute nicht Sana anlasten", betont sie.
Sana selbst hatte nach der Übernahme des einstigen Ohrekreis-Klinikums im Jahr 2007 ebenfalls geprüft, inwiefern in Wolmirstedt auch stationär gearbeitet werden kann. Peter Falkenberg erklärt: "Die Idee war, ambulant ein Angebot zu machen, bei dem für leichte Fälle die Möglichkeit besteht, für ein oder zwei Tage auch stationär aufgenommen zu werden." Wäre Sana diesen Weg gegangen, hätte das Land Sachsen-Anhalt jedoch Fördermittel zurückverlangen können, die für den Ausbau des Klinikstandortes in Haldensleben ausgezahlt worden waren, erläutert Falkenberg, weshalb der Träger sich auch von diesem Ansatz verabschiedet hat.
Krankenhausplanung hat Entscheidungen beeinflusst
So sind die Entscheidungsprozesse um die Klinikstandorte in Wolmirstedt und Haldensleben im Zusammenhang mit den Vorgaben durch den Landeskrankenhausplan zu sehen: Darin wurde bis zum Jahr 2005 jährlich festgeschrieben, wie die Bettenzahl in den Kliniken im Land zu reduzieren ist. Hatte ein Kreis große Häuser, wurde er vor die Frage gestellt, ob er eines schließen muss. Nach 2005 ist das medizinische Leistungsspektrum für ein bestimmtes Gebiet entscheidend für die Krankenhausplanung geworden. Unwirtschaftlich ist es seitdem zunehmend, an zwei Standorten dieselben Leistungen vorzuhalten. Beide Vorgaben haben insgesamt für Sachsen-Anhalt Konzentrations- und Spezialisierungsprozesse bewirkt, so dass Krankenhausschließungen nicht ausblieben. Der Landeskrankenhausplan wird von Vertretern der Krankenkassen, der Landeskrankenhausgesellschaft, des Städte- und Gemeindebundes, des Landkreistages und des Landes Sachsen-Anhalt aufgestellt. Insbesondere die Kassen hatten jahrelang auf Überkapazitäten im Land hingewiesen und einen deutlichen Abbau verlangt.
Kreistag soll am Mittwoch die Beschlüsse fassen
Der alte Ohrekreis sah sich bereits im Jahr 2001 vor die Frage gestellt, wie es mit der medizinischen Versorgung im Kreis weitergeht - angesichts sinkender Patientenzahlen in Wolmirstedt und Haldensleben. Zugleich wurde durch die Landeskrankenhausplanung verlangt, die Bettenzahlen runterzuschrauben. Schließlich hat der Kreis mit Millionen Euro Landes-Fördermitteln den Bau eines neuen Funktions- und Behandlungstraktes am Standort in Haldensleben angeschoben und damit den Konzentrationsprozess in Richtung heutiger Kreisstadt eingeleitet. Die Auszahlung des Geldes war letztlich an die Bedingung geknüpft, den stationären Bereich in Wolmirstedt dicht zu machen. Bürger und Politiker der Ohrestadt haben diese Entwicklung mit Sorge verfolgt und unter großem Protest begleitet. Thema blieb stets, wie eine Nachnutzung des Hauses dennoch möglich sei - auch für Sana, der als privater Träger das Krankenhaus übernommen hat. Damals hatte sich Sana vertraglich dazu in die Pflicht nehmen lassen und wollte fünf Millionen Euro in Wolmirstedt investieren. Weil alle eingeschlagenen Pfade in eine Sackgasse geführt haben, soll diese Verpflichtung nun aufgehoben werden, und das Geld dem Klinikstandort Haldensleben zugute kommen. Der Kreistag soll am kommenden Mittwoch die entsprechenden Beschlüsse fassen, die als Vertragsangelegenheit im nicht öffentlichen Teil verhandelt werden.