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Morgen ist der Tag des Hundes / Hundetrainer wissen: Das Verhalten eines Hundes hängt vom Besitzer ab

Von Christin Käther 04.06.2011, 06:31

Der 5. Juni ist der Ehrentag des Hundes. Über fünf Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Anlass genug, um Hundeexperten zu fragen, wie man richtig mit seinem Vierbeiner umgeht.

Halberstadt. Hunde sind treue Begleiter und eine Bereicherung im Leben des Menschen. Richtig trainiert, können sie Nützliches verrichten. Hilfswerke und Polizei setzen Hundestaffeln ein, Blinden- und Servicehunde führen hilfebedürftige Halter sicher durch den Alltag. Da ist es wenig verwunderlich, dass bisher über zehn Millionen Deutsche auf den Hund gekommen sind. Zu den beliebtesten Rassen zählt immer noch der Deutsche Schäferhund, gefolgt vom Dackel und dem Deutsch Drahthaar.

Doch nicht alle Vierbeiner sind von Anfang an lieb und gehorsam. Sie müssen erst erzogen werden. Und solange sie keine Grenzen aufgezeigt bekommen, machen sie mit ihren Besitzern, was sie wollen. Den richtigen Umgang kann man aber lernen. Profis verraten, wie es geht.

Jörg Grundmann ist Tiertrainer und betreibt eine eigene Hundeschule mit Tierpension in Klein Quenstedt. Oliver Bondar ist selbständiger Hundetrainer aus Halberstadt. Beide raten: Bevor man sich einen Hund anschafft, sollte man wissen, was man mit ihm machen will. Die meisten Menschen lassen sich zu oft vom Aussehen eines Hundes leiten und ignorieren seine An- sprüche. Modetrends beeinflussen die Entscheidung. Zu "Lassie"-Zeiten lag der Collie ganz hoch im Kurs. Hotelerbin Paris Hilton hat den Chihuahua als "Handtaschenhund" berühmt gemacht. Oft überfordern sich die Halter, indem sie sich hyperaktive Tiere zulegen, zum Beispiel Terrier oder Jagdhunderassen, die sehr viel Aufmerksamkeit und Auslauf brauchen. Für ältere Menschen reicht beispielsweise ein ruhiger, pflegeleichter Malteser schon aus. Labradore oder Golden Retriever sind typische Familienhunde.

"Ein Hund wird nicht böse geboren"

Hundeerziehung sollte schon im Welpenalter beginnen. Je älter der Hund ist, desto schwieriger und arbeitsintensiver wird es. Dabei macht die Rasse keinen Unterschied. "Ein Hund wird nicht böse geboren", sagt Jörg Grundmann. Sozialen Umgang kann man trainieren, egal ob Dackel oder Kampfhund. Wie sich ein Hund benimmt, hängt vom Verhalten des Besitzers ab, denn er allein entscheidet, welche Freiheiten er seinem Tier lässt. Meistens werden die Hundetrainer gerufen, wenn das Tier beim Spazierengehen an der Leine zieht, ständig bellt oder einfach nicht aufs Wort hört. Doch spätestens wenn es aggressives Verhalten zeigt, ist eine professionelle Schulung angebracht.

Hundehalter begehen häufig fahrlässige Fehler. Das fängt beim Futter an. Ältere Menschen neigen dazu, ihre Tiere zu überfüttern, stellen beide Trainer fest. Man muss den Hund nicht für jede Kleinigkeit mit Leckerlis belohnen. Das führt nur zu lebensgefährlichem Übergewicht. Viele Halter reden auch zu viel mit ihrem Vierbeiner und behandeln ihn wie einen Menschen. Dabei reagiert er auf kurze Kommandos besser als auf lange Sätze. Das führt nicht selten zum "Namensmissbrauch". Das Tier hört nicht aufmerksamer zu, nur weil man jeden Satz mit seinem Namen beginnt. Auch bloßes Anschreien führt nicht zum Erfolg. Man muss den Hund locken, am besten durch Futter oder Spielzeug. Oft genügt es schon, wenn man sich hinhockt und pfeift, um ihn zu sich zu rufen.

Auch das Bellen kann man durch hartnäckige Ignoranz abgewöhnen. Sobald der Hund merkt, dass sein Herrchen auf seine Laute reagiert, wird er das immer wieder tun. Deswegen sollte man auch auf ein großes Abschiedsszenario verzichten, wenn man zur Arbeit geht, so Jörg Grundmann. Ein weiterer typischer Fehler ist das Anlegen von Hundegeschirr. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn des Halsband beim Gassigehen die Luft abwürgt, sobald das Tier an der Leine zerrt. Im Gegenteil - er lernt, dass ihm das Zerren nichts nützt. Ein Geschirr wiederum verteilt die Kraft des Hundes. Er merkt nicht mehr, dass er zerrt und zieht sein Herrchen mit. Es sei denn, Herrchen möchte gezogen werden. Zum Beispiel beim Fahrrad- oder Schlittenfahren.

Ganz wichtig ist auch der Umgang mit Kindern. "Kinder bis zum 14. Lebensjahr sind für den Hund nicht ebenbürtig", weiß Oliver Bondar. Daher sollte man sie mit Hunden nie unbeaufsichtigt lassen. Die Vierbeiner testen ihre Grenzen aus, und wenn sie provoziert werden, schnappen sie schnell zu, egal um welche Rasse es sich handelt.

Deswegen arbeiten die Hundetrainer meistens am Halter selbst. Durch konsequentes Handeln kann er viel mehr erreichen. "Erziehen kann man jeden Hund", spricht Jörg Grundmann aus Erfahrung. Es ist nur eine Frage des Fleißes. Man muss nicht stundenlang mit seinem Tier trainieren. Mehrmals täglich ein paar Minuten reichen aus. Zu beachten ist lediglich, dass man routinierte Abläufe beibehält. Je öfter man bestimmte Verhaltensweisen wiederholt, desto schneller begreift der Hund. Man muss ihn sinnvoll beschäftigen und ihn immer wieder fordern.

"Erziehen kann man jeden Hund"

Im Gegensatz zu Katzen brauchen Hunde keinen Spielkameraden. Oliver Bondar: "Zwei Hunde machen doppelt so viel Arbeit und bringen sich gegenseitig nur Blödsinn bei." Den muss man ihnen dann aufwendig wieder austreiben. Erziehung macht auch nur dann Sinn, wenn man den Hund nicht länger als sechs bis acht Stunden am Tag alleine lassen muss. Beschäftigt man sich ausgiebig mit seinem Vierbeiner, kann man ihn sogar zum Servicehund erziehen, der alles macht, was man will. "Die Halter lassen viel zu viel zu", so Jörg Grundmann. "Der Hund nutzt jede Lücke."