Feierliche Namensgebung mit Superintendent Uwe Jauch Die Hörsinger Kirche trägt nun den Namen St. Stephanus
Ein nagelneues Namensschild ziert die 800 Jahre alte Hörsinger Kirche. Seit Pfingstmontag trägt sie den Namen St. Stephanus. Die Hörsinger waren bis dahin davon ausgegangen, dass ihre Kirche zu den wenigen gehört, die keinen Namen tragen. Doch Pfarrer Hans Heidenreich hatte den Namen in einem alten Familienbuch wieder entdeckt.
Hörsingen. "Ein solches Ereignis gibt es nur alle 1000 Jahre", zeigte sich Pfarrer Hans Heidenreich schon voller Vorfreude. Als Pfarrer gehört es zu seinen Aufgaben, kleine Erdenbürger zu taufen, eine Kirche aber stellt da schon ein besonderes Ereignis dar.
Dabei war er es selbst, der in einem alten Familienbuch entdeckte, dass die Hörsinger Kirche schon einmal mit einem Namen erwähnt wurde: dem des Heiligen Stephanus. "Das habe ich natürlich gleich im Kirchenbuch vermerkt und eine kirchliche Behördenmaschinerie in Gang gesetzt, um die Namensgebung zu ermöglichen."
Selbst Superintendent Uwe Jauch hat in seiner langjährigen Praxis eine solche Namensweihe für eine Kirche noch nicht erlebt. Umso gespannter waren er sowie Hans und Ingeborg Heidenreich am Pfingstmontag beim festlichen Gottesdienst. So sehr füllt sich die Kirche im kleinen Hörsingen eher selten, doch dem historischen Ereignis, das mit einem Abendmahl gefeiert wurde, wollten zahlreiche Einwohner und Gäste beiwohnen.
Die Kinder der Kirchengemeinde hatten sich in den zurückliegenden Wochen mit Stephanus beschäftigt und sich ihm aus einer völlig neuen Perspektive, nämlich der eines Detektivs, genähert. "Wir haben eine Spurensuche begonnen", sagte Ingeborg Heidenreich in ihrer Predigt von der Kanzel. Die einzelnen Spuren, die sie entdeckten, präsentierten die Mädchen und Jungen der Kirchengemeinde am Montag. Von der Waschschüssel über Wahlurne, Stellenanzeige, Todesanzeige bis hin zu Fessel und Schwert hatten die jungen Detektive das Leben und Sterben des mutigen und unerschrockenen Stephanus erkundet.
Sozusagen als Taufspruch hatte Ingeborg Heidenreich einen Vers aus der Apostelgeschichte 7,55f gewählt: "Stephanus aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen." Ein Emporenbild in der Hörsinger Kirche (entstanden um 1700) zeigt gerade diese Szene. Zufall?
"Warum hat der Maler damals nach der Pflege durch die Hörsinger wohl dieses Bild gemalt", fragte die Pfarrerin. Der Holländer war nämlich erkrankt und wurde im Ort gesund gepflegt. Aus Dankbarkeit entstanden elf Emporenbilder, eines davon stellt die Szene mit Christus zur Rechten Gottes dar.
Nach dem Abendmahl versammelte sich die Gemeinde vor der Kirche, wo der Gemeindekirchenrat einen kleinen Sektempfang vorbereitet hatte. Superintendent Uwe Jauch enthüllte gemeinsam mit Vanessa die eingeschlagene Tafel, die von Hermann Müller gut sichtbar vor der Kirche angebracht wurde.