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Doris und Martin Schehmuth aus Schauen sind Europameister im Westernreiten Die Pferde gehören schon zur Familie

Von Sandra Reulecke 13.01.2012, 05:21

In Schauen trainieren zwei Europameister. Doris und Martin Schehmuth haben diesen Titel in Disziplinen des Westernreitens errungen.

Schauen l Martin Schehmuth (48) stammt aus Clausthal-Zellerfeld, ist seit seiner Jugend ein begeisterter Reiter und nahm jahrelang erfolgreich an Turnieren teil. Doch nach einem Unfall im Jahr 2006 und mehreren Bandscheibenvorfällen sah es so aus, dass er sein Hobby nicht mehr ausüben konnte. "Dressur-Reiten erfordert eine starke Körperspannung des Reiters und eine aufrechte Haltung", erklärte Schehmuth.

Doch auf einer USA-Reise entdeckte er das Westernreiten. "Das ist ein ganz anderes Reitgefühl", sagte der selbständige Werkzeugbauer. Während der Reise kaufte er einen Hengst und begann 2007 mit dem Westernreiten. Die Umstellung auf den neuen Reitstil erwies sich anfangs als sehr schwierig, es bedeutete ein komplettes Umdenken zu dem zuvor jahrelang Erlernten. "Es gab Momente, in denen ich glaubte, ich würde es nie lernen", blickte Schehmuth zurück. "Das Training und die Erziehung von Westernpferden ist schwieriger und zeitaufwendiger. Man muss stärker an der Psyche des Pferdes arbeiten."

Das Westernreiten, das man aus Cowboy-Filmen kennt, zeichnet sich durch einen eher lässig wirkenden Reitstil aus und ist in mehrere Unterdisziplinen unterteilt. Die Halfter sind immer locker, der Reiter hat eine entspannte Körperhaltung. Das Pferd muss auf kleinste Bewegungen und Regungen des Reiters reagieren. Auch die Bekleidung der Reiter unterscheidet sich stark von der eines Dressur-Reiters. "Wir tragen Show-Outfits in Western-Manier, aber mit mehr Glamour und Glitzer", erklärte Doris Schehmuth.

Das tägliche Training wurde im September des vergangenen Jahres belohnt. Martin Schehmuth und sein Pferd "I like yellow roses", von ihm liebevoll "Rosie" genannt, gingen in Augsburg als Europameister in der Kategorie "Working Cow Horse" hervor. Dafür mussten sie unter anderem zeigen, dass sie gemeinsam eine Kuh beherrschen und in eine bestimmte Richtung lenken können.

Auch seine Frau Doris Schehmuth (52) sicherte sich einen Europameistertitel - in Kreuth im August 2011 in der Kategorie "Halter", vergleichbar mit dem Body-Building beim Menschen. Die Schauenerin und ihr Pferd "SR Son of Cody" mussten dafür zehn bis fünfzehn Minuten stillstehen und sich in bestimmten Posen vor den Preisrichtern präsentieren. Keine leichte Übung, denn in der Turnierhalle herrscht eine große Lautstärke und immer wieder leuchten die Blitze unzähliger Kameras auf.

Doris Schehmuth, die medizinische Bäder in einer Reha-Klinik verabreicht, wuchs in Schauen auf einem Hof mit Pferden auf; ihr Vater Paul Bartz (74) nutzte die Tiere für seinen Fuhrbetrieb und später zum Sport. Auch er wurde schon mehrfach als Reiter ausgezeichnet. "Wir konnten reiten, seit wir laufen können", erinnert sich Doris Schehmuth schmunzelnd. Und obwohl sie schon immer ihre Freizeit den Pferden widmete, ist sie erst seit drei Jahren selbst im Turniersport aktiv.

Die Schehmuths nehmen in jedem Jahr an rund zehn Turnieren im In- und Ausland teil, obwohl beide berufstätig sind. Pro Turnier investieren sie eine Woche Zeit. Auch die Pflege ihrer 13 Pferde ist sehr zeitaufwendig.

Reiten ist ein teures Hobby. Ein Westernpferd kostet mindestens 15 000 bis 35 000 Euro. "Die Finanzierung und die Pflege der Tiere übernehmen wir selbst. Die ganze Familie hilft mit", berichtete das Ehepaar.

Zwischen Oktober und Februar gönnen sie sich selbst und ihren Pferden eine "Winterpause". In dieser Zeit nehmen sie an keinen Turnieren teil. Trotzdem trainieren sie täglich mit mindestens zwei Tieren. Als lästig empfinden sie die Arbeit übrigens nicht. "Wir hängen sehr an den Pferden. Sie sind schon zu Familienmitgliedern geworden", erklärte Doris Schehmuth. So leben auch noch jene Pferde auf ihrem Hof in Schauen, die mittlerweile zu alt für den Reitsport sind.