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Harz Halberstadt investiert in Technik für Schulen

Digitale Technik wird zum Standard. Dank Bundes- und Landesgeld kann Halberstadt nun in die Ausstattung seiner Grundschulen investieren.

Von Sabine Scholz 06.10.2020, 01:01

Halberstadt l 692.916 Euro: So viel Geld gibt Halberstadt in den kommenden Monaten für neue Technik an den städtischen Grundschulen aus. „Ohne den Zuschuss von Bund und Land hätte die Stadt das nicht schultern können“, sagt Peter Kuschel. Der Fachbereichsleiter kennt die Finanzlage der Stadt und ist deshalb doppelt froh, dass sich Bund und Land zum DigitalPakt entschlossen haben.

Bei einem ersten, rein aus Landesmitteln aufgelegten Förderprogramm sei Halberstadt 2017 noch leer ausgegangen, wie Thomas Fahldieck, für Grundschulen und Kindertagesstätten zuständiger Abteilungsleiter, erinnert. „Damals gab es schlicht viel zu viele Anträge. Außerdem standen damals vor allem weiterführende Schulen im Fokus“, ergänzt Peter Kuschel.

Aber seit dieser Zeit, also seit 2017, laufen die Vorbereitungen dafür, dass an den Grundschulen Halberstadts der Sprung in die Moderne gelingt. Genutzt wurden die vergangenen drei Jahre unter anderem dafür, dass alle Grundschulen ein medienpädagogisches Konzept erarbeiten konnten. „Ohne dieses Konzept“, erklärt Fachbereichsleiter Kuschel, „können wir keine Fördergelder abrufen. Die sind eine zwingende Voraussetzung.“

Nun haben alle sechs städtischen Grundschulen solch ein Konzept und alle werden dank bewilligter Fördergelder in den Genuss neuer Technik kommen. Allerdings unterschiedlich schnell. Denn einige Bildungseinrichtungen verfügen bereits über die erforderliche Infrastruktur, in anderen müssen erst noch viele Kabel verlegt werden. „Ungeachtet dessen werden wir aber mit Insellösungen dafür sorgen, dass in allen Schulen die neuen mobilen Endgeräte eingesetzt werden können, sobald wir sie haben“, kündigt Steven Kubitza an. Er ist in der Abteilung Information und Kommunikation (IuK) der Stadtverwaltung unter anderem für die technische Umsetzung dessen zuständig, was weithin unter dem Schlagwort Digitalisierung zusammengefasst wird.

Was heißt das nun konkret? Zunächst einmal: Das verfügbare Geld wird für zwei Dinge benötigt. Zum einen müssen die technischen Voraussetzungen in den Schulgebäuden selbst geschaffen werden, zum anderen sind die erforderlichen Geräte anzuschaffen – sowohl die für die Infrastruktur, als auch die, die Lehrer und Schüler dann nutzen.

In allen Schulen besteht Nachholbedarf, was die moderne Technik betrifft. Aber während die Grundschulen „Goethe“, „Freiherr Spiegel“ und „Emanuel Lasker“ schon weitgehend „verkabelt“ sind, um ein schulweites WLAN-Netz, also kabelloses Funknetz, anbieten zu können, müssen in den Grundschulen „Anne Frank“, „Miriam Lundner“ und „Diesterweg“ diese Kabelstränge noch verlegt werden. Wobei das in der Diesterwegschule Bestandteil der aktuell laufenden Sanierung ist.

Alle anderen Kabel- und Netzwerkarbeiten werden frühestens im Sommer 2021 stattfinden können. „Wir müssen diese Aufträge europaweit ausschreiben, das bereiten wir gerade vor“, berichtet Peter Kuschel. Wenn die Ausschreibung erfolgt ist, hätten Firmen mehrere Wochen Zeit, daraufhin Angebote zu erstellen, die dann miteinander verglichen würden, bevor eine Firma den Zuschlag bekomme, so Kuschel. Das alles dauere. „Deshalb werden wir zumindest sicherstellen, dass in einzelnen Räumen der Schulen eine WLAN-Verbindung besteht“, so Kubitza.

Für die Kabel und Servertechnik wird wohl etwas mehr als die Hälfte der ersten Zuwendung in Höhe von 566.234 Euro benötigt. Zu diesem Geld von Bund und Land muss die Stadt einen Eigenanteil leisten – rund zehn Prozent. Von den dadurch insgesamt verfügbaren 629.249 Euro werden außerdem unterschiedliche Geräte gekauft. So bekommt jedes Klassenzimmer eine digitale Anzeigetafel. 70 Stück mit einer Bildschirmdiagonale von 65 Zoll. „Die klassischen Tafeln bleiben aber nach wie vor in den Klassenzimmern vorhanden, auch das ist ein Wunsch der Lehrer“, sagt Peter Kuschel.

Man habe, betont auch Thomas Fahldieck, engen Kontakt zu den Schulen, um nicht am Bedarf der Pädagogen vorbei in die Digitalisierung zu investieren. Von den Kollegien sei auch der Wunsch nach einer bestimmten Technikwelt gekommen, wie Kuschel sagt. Deshalb werde die Stadt iPads anschaffen. Aus dem „Sofortausstattungsprogramm“ des DigitalPakts Schule erhält Halberstadt 63 667 Euro. „Von diesem Geld werden wir 124 iPads kaufen.“ Diese Anschaffung werde ebenfalls ausgeschrieben, Kuschel rechnet damit, dass bis spätestens Dezember die Tablets an die Schulen ausgereicht werden können.

Angesichts von 1067 Mädchen und Jungen, die aktuell in den sechs städtischen Grundschulen lernen, scheint das eine kleine Anzahl. Doch zu diesen Geräten aus dem Sofortprogramm kommen noch jene, die mit Geld aus der ersten Förderung bezahlt werden. „Es werden“, sagt Kuschel, „für die vier großen Grundschulen je zwei Klassensätze und für die zwei kleineren Grundschulen je ein Klassensatz angeschafft“. In Summe seien das 300 Geräte, dazu komme noch zusätzliche Technik für die Lehrer und den Unterrichtseinsatz – damit sei man bei gut 600 Geräten.

Die Technik zu warten, werde für die derzeit mit 4,5 Vollzeitstellen besetzte Abteilung IuK der Stadtverwaltung eine Herausforderung. „Langfristig werden wir mindestens eine zusätzliche Stelle brauchen“, sagt Kuschel. „Denn auch innerhalb der Verwaltung sind mehr als 600 Endgeräte, Netzwerke und Servertechnik zu betreuen.“

Für Tablet-Computer habe man sich entschieden, weil die im Gegensatz zu Notebooks leichter sind, die Hülle zugleich Tastatur ist und die Akkus einen Schultag durchhalten, ohne zwischendurch an die Ladestrippe zu müssen. Sie seien robuster, zumeist intuitiv zu bedienen – so, wie es Kinder von den Smartphones der Eltern meist schon kennen.

Warum ausgerechnet iPads, also die Technik von Apple? Diese Entscheidung erklärt sich laut Steven Kubitza nicht nur aus dem Wunsch der Lehrer nach dieser Technik. Die hätten darauf hingewiesen, dass deutschlandweit sehr viele Grundschulen auf die iPads setzen. Weshalb alle Schulbuchverlage als Ergänzung der Bücher und Arbeitshefte entsprechende Apps, also zusätzlich nutzbare Programme, anbieten.

Für den Techniker Kubitza ist zudem die Sicherheit der relativ geschlossenen Apple-Welt ein großer Vorteil. „Es gibt sehr viel weniger Schadsoftware für iOS, also Angriffsmöglichkeiten auf das Betriebssystem der iPads, und Apple kontrolliert angebotene Apps auch sehr viel intensiver als das in der Android-Welt der Fall ist.“ Dazu komme, dass in Summe die Anschaffung der Apple-Technik günstiger wird, weil weniger zusätzliche Lizenzen gekauft werden müssten und auch eine als gut empfundene Schulverwaltungslösung nur für Apple-Geräte angeboten werde. Kommentar