Rottmersleben und Flechtingen hinterlassen bei Landeskommission besten Eindruck Dörfer greifen nach der Schönheitskrone
Des Lobes voll war gestern die Kommission, die Rottmersleben und Flechtingen im Rahmen des Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" besucht hat. Die Orte waren die letzten der 17 Kreissieger. Der Landessieger wird im September gekürt.
Rottmersleben/Flechtingen l "Das Beste kommt zum Schluss", sagt Johannes Wesselmann nach den Rundgängen in Rottmersleben und Flechtingen schmunzelnd. Wesselmann leitet die Wettbewerbskommission, die in der Mehrzahl aus Mitarbeitern des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt besteht. Nur Dr. Saskia Luther als Vertreterin des Landes-Heimatbundes ist nicht aus dem Ministerium. Beide Orte haben den besten Eindruck hinterlassen, sagt Wesselmann. Welcher Ort Sachsen-Anhalt 2013 im Bundeswettbewerb vertreten darf, wird erst beim 2. Tag des ländlichen Raums am 15. September in Querfurt bekannt gemacht.
Zwei Stunden hatte jeder Ort Zeit, sich der Kommission zu präsentieren, das bedeutet dörfliches Leben im Schnelldurchlauf. Dabei zeigte sich, dass vieles in beiden Orten ähnlich ist, was Engagement von Bürgermeister, Gemeinderat, Vereinen, Unternehmen und Einwohnern überhaupt betrifft, obwohl die Strukturen in den Orten sehr unterschiedlich sind. Hans-Eike Weitz, der Rottmersleber Bürgermeister, startete die Präsentation im Saal, wo sich etwa 50 Einwohner eingestellt hatten, er hatte zur Begrüßung sogar die SPD-Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff bestellt.
Hänschen klein auf französisch
Der ehemalige Pfarrer Reinhard Moosdorf, "ein Freund des Dorfes", wie Weitz erklärte, führte per Computer in die Rottmersleber Geschichte und in die Gegenwart, es folgten ein Exkurs über die Partnerschaft mit Soulaines sur Aubance in Frankreich und der Hinweis auf ein Zukunftsprojekt des Jugendclubs. Dann brach der Tross auf. Erste Stationen waren Schlachthaus, Sportplatz mit Kegelbahn und Kindergarten, wo die Gäste mit "Hänschen klein" auf Französisch begrüßt wurden. Weitz berichtete, dass sich viele junge Familien in Rottmersleben niederlassen, es gebe keine Baulücken im Ort, und alte Häuser würden nicht lange leer stehen, sondern sofort neue Bewohner finden, die sie modernisieren. Dafür spricht auch der Anstieg der Einwohnerzahlen.
Weitere Informationen gab es zur Arztpraxis, Agrargesellschaft und dem Institut für Medizintechnologie Magdeburg, einem Forschungsinstitut, das in Rottmersleben ansässig ist. Feuerwehr und Feuerwehrförderverein gaben einen kleinen Einblick in ihr ehrenamtliches Wirken. Der Förderverein habe sogar mit finanzieller Unterstützung die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges für die Wehr ermöglicht, hob Weitz hervor. Ernst-August Pasewald stellte das künftige Dorfgeschichtshaus vor, Pfarrer Thomas Wolter Jakobuskirche und Pfarrhaus. Volkssolidarität sowie Landwehr- und Schützenverein präsentierten sich außerdem.
In Flechtingen startete der Rundgang, der die Entwicklung "Vom Kuhort zum Kurort" zeigen sollte, in der neuen Kindertagesstätte. Hier stellte Kora Duberow auch das Familienkonzept der Gemeinde vor.
Nach Informationen über Grundschule, Sporthalle und Bolzplatz spazierten die Gäste durch den Freizeitpark mit Seilbahn, Trampolin und vielen weiteren Spielmöglichkeiten. Rosemarie Buch erzählte von den Tanzgruppen, bei einem Fest tanzten sogar schon vier Generationen gemeinsam. Und sie stellte den Seniorenparcours im Freizeitpark vor.
Fördermittel für Kirchenprojekt
Nach einem kurzen Rundgang durch das Kurhaus mit Kneippanlage und Trauzimmer war das Einkaufszentrum der nächste Anlaufpunkt. Apothekerin Dr. Susanne Wolff stellte die breite Palette der medizinischen Betreuung vor, an der sie großen Anteil hat. Mit dem Kremser ging es zum Lindenplatz, wo Pfarrerin Irene Heinecke in der Patronatskirche glücklich verkünden konnte, dass einen Tag zuvor der Fördermittelbescheid für die Restaurierung von Epitaph, Kanzel und Wappenfries an der Patronatsloge für das Projekt "Reformation greifbar" eingetroffen sei.
Nach einem Abstecher in die Wassermühle, in der die Mitglieder des Heimat- und Mühlenvereins jährlich bis 6000 Gäste begrüßen können, führte der Weg durch den Park, der seine ursprüngliche Anlage wiedererhält. Mit Verweisen auf das alljährliche Leistungspflügen und Holzrücken auf dem Gelände neben den Kliniken, auf Parkerweiterung und Streuobstwiese war das Haus der Jugend und Vereine mit Radlerherberge und Jugendclub das letzte Ziel.
"Wir haben uns jetzt 17 Orte angeschaut", resümierte Wesselmann. "Das Niveau ist unendlich hoch, es gibt eine sehr breite Spitze." Die Jury hat es schwer.