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Osterwiecker Hotel Eigentümerwechsel im „Braunen Hirsch“

Das Hotel „Brauner Hirsch“ in der Altstadt hat einen neuen Eigentümer. 24 Jahre lang hatten Ralph und Bärbel Haarnagel das Hotel betrieben und davor auch saniert.

Von Mario Heinicke 02.08.2021, 16:27
Eigentümerwechsel im Osterwiecker Hotel ?Brauner Hirsch?. Ralph und Bärbel Haarnagel übergaben das Fachwerkgebäude am Sonntag an Kris Kirchdorfer (von links).
Eigentümerwechsel im Osterwiecker Hotel ?Brauner Hirsch?. Ralph und Bärbel Haarnagel übergaben das Fachwerkgebäude am Sonntag an Kris Kirchdorfer (von links). Foto: Mario Heinicke

Osterwieck - „Es ist so ein tolles Objekt. Ich war hin und weg und habe noch am selben Tag zugesagt“, blickte Kris Kirchdorfer zurück auf seine erste Besichtigung des Hotels im Februar. Er ist der neue Eigentümer, kommt aus Verden bei Bremen und verdient sein Geld als Immobilieninvestor. Nachdem er bisher vor allem Wohnhäuser in seinem Bestand hatte, ist es nun sein erstes Hotel.

Kris Kirchdorfer wird das Haus nicht selbst führen, sondern verpachten. Tobias Sachtleben und seine Partnerin Stephanie Gries sind die neuen Hoteliers. Beide sind vom Fach und betreiben bereits seit fünf Jahren das „Waldhotel" in Altenbrak. Was auch weiterhin so sein wird. Die beiden angestellten Mitarbeiterinnen des „Braunen Hirschs“ werden weiterhin hier arbeiten.

Der Verkauf des Hotels „Brauner Hirsch“ kommt alles andere als plötzlich. Schon vor zwei Jahren standen Haarnagels mit Tobias Sachtleben in Kontakt. Die Immobilie war auf diversen Internetplattformen zum Verkauf angeboten worden. Der Oberharzer war interessiert, das Osterwiecker Objekt zu pachten. Anfang dieses Jahres ergab sich nun die glückliche Fügung mit Kris Kirchdorfer als Käufer und somit Verpächter. Auch er war übers Internet auf das Hotel aufmerksam geworden.

Der Norddeutsche schwärmt nicht nur vom Fachwerkhaus selbst, sondern ebenso von der Altstadt. Die ihn bei seinem ersten Besuch total überrascht habe, zumal ihm Osterwieck vorher völlig unbekannt gewesen sei. Für ihn eine Stadt mit großem touristischen Potenzial.

Hinzu komme die günstige Lage. Wernigerode und der Harz zwar nahe, aber ohne den großen Touristenrummel in der Stadt.

Oberharzer pachtet das Hotel

Auch Tobias Sachtleben schätzt Osterwieck. „Die Fachwerkstadt hat mich gereizt und die Lage zwischen Wernigerode und Goslar.“ Das Haus sei gut eingeführt, mit seiner Partnerin möchte er es aber noch bekannter machen.

Die Corona-Pandemie hat die wirtschaftliche und auch Arbeitskräftesituation im Hotel- und Gaststättenwesen alles andere als verbessert. Ausgestanden ist die Krise noch nicht. „Die längste Zeit des Lebens werden wir ohne Corona-Einschränkungen und Lockdowns sein“, blickte Kris Kirchdorfer dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Es gehe ihm nicht ums schnelle Geld. Schwierige Zeiten wolle er mit dem Pächter „Hand in Hand“ durchstehen.

Was die Personalsorgen der Branche betrifft, ist Tobias Sachtleben froh, dass er einen Koch für den „Braunen Hirsch“ gewinnen konnte.

In der Küche stand in den vergangenen 24 Jahren Ralph Haarnagel, ausgebildeter Küchenmeister, der schon zu DDR-Zeiten im Halberstädter „Haus des Friedens“, in der Osterwiecker „Ratsweinstube“, im Waldhaus“ sowie nach der Wende im Goslarer „Achtermann“ gekocht hatte. Bis er zusammen mit seiner Frau Bärbel, die zuletzt Restaurantleiterin in Bad Harzburg war, von der Stadt Osterwieck das Angebot erhielt, den leer stehenden „Braunen Hirsch“ zu kaufen.

Das Haus aus dem Jahr 1728 war in seiner Vergangenheit vor allem ein Arbeiterlokal gewesen, in den 1920er Jahren sogar Gewerkschaftshaus, bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein beliebtes Tanzlokal. Nach der Wende wurden Gebäudeteile noch von der Wasserwirtschaft genutzt, die Fassade aber bröckelte, musste mit Balken abgestützt werden.

Modernisierung begann 1996

Als 1996 die Modernisierung begann, brauchte man sehr viel Fantasie, um sich hier ein modernes Hotel vorstellen zu können. Zumal die Altstadtsanierung in den Anfängen steckte, also noch nicht sehr viele Häuser solch eine Wandlung erfahren hatten.

Am 20. Juni 1997 wurde das Hotel eröffnet, das bisher einzige in der Altstadt. Mit einer Größenordnung, die auch die Besatzung eines Reisebusses beherbergen kann. Ein Hotel, das für Ralph und Bärbel Haarnagel vor allem in den schwierigen ersten Jahren Arbeiten rund um die Uhr bedeutete.

Aber das Hotel war in den 24 Jahren nicht nur ein Haus für auswärtige Besucher der Stadt. Der Hotelsaal sah viele öffentliche Veranstaltungen, Stadtratssitzungen fanden hier statt, politische Wahlforen der Volksstimme, auch Tanzabende. Und das Haus hatte so einige prominente Gäste. An der Wand im Restaurant hängen einige Fotos mit Widmungen und Autogrammen. So von Hollywoodstar George Clooney, der 2013 mit seiner Filmcrew bei Drehpausen ins Hotel zum Essen kam. Verona Poth war 2010 hier, die Sängerin Linda Hesse, und „Die Prinzen“ nahmen zu ihren Konzerten in der Stephanikirche bis 2017 jeweils Quartier im „Braunen Hirsch“. Es war also oft etwas los hier. Bärbel Haarnagel ist daher den Nachbarn rings um den Voigteiplatz dankbar, dass sie auch, wenn es vielleicht mal etwas lauter war, immer zum Hotel gehalten hatten.

Nun also der Wechsel im „Braunen Hirsch“. Geräusch- und nahtlos. „Wir werden die Öffnungszeiten etwas ändern“, sagte Tobias Sachtleben. Und Kris Kirchdorfer unterstrich: „Es hat alles total gut geklappt.“

in diesem Zustand hatten Haarnagels das Gebäude nach der Wende übernommen, um es zu sanieren.
in diesem Zustand hatten Haarnagels das Gebäude nach der Wende übernommen, um es zu sanieren.
Archivfoto: Stadt Osterwieck
Das ist das Ergebnis der ?Metamorphose?. Das Hotel am Voigteiplatz in einer Aufnahme von 2016.
Das ist das Ergebnis der ?Metamorphose?. Das Hotel am Voigteiplatz in einer Aufnahme von 2016.
Archivfoto: Heinicke