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Nach Gewinn bei einer Ausstellung hat Jürgen Köhler mit neun Jahren Züchterkarriere gestartet Ein stiller Europameister liebt die Tauben

Von Andreas Bürkner 31.01.2013, 01:15

Fast im Verborgenen feiert Jürgen Köhler seinen größten Zuchterfolg. Eine seiner Rassetauben hat dem bescheidenen Mann auf der Kleintier-Leistungsschau den Titel eines Europameisters eingebracht. Eher ist er mit seinen Brieftauben auf Hochzeiten anzutreffen.

Groß Quenstedt l Tiere im Haus kennt der echte Groß Quenstedter Jürgen Köhler von Kindheit an. "Mein Vater, der Uhrmacher war, hatte Hunde." Heute gehören zwei solcher Vierbeiner zum Hof, auf dem eine europäische Spitzentaube lebt. Kaum einer weiß es jedoch.

Als Schlüsselereignis erwies sich für den neunjährigen Jürgen der Besuch einer Rassegeflügelschau, bei der er per Los eine Taube gewann. "Schnell wurden es mehr und die ersten Erfolge stellten sich ein", erinnert er sich, obwohl es in der Familie keine Erfahrung mit der Taubenzucht gab.

Bis heute ist der inzwischen 55-Jährige diesem Hobby treu geblieben, auch wenn Arten wechselten. Hühner, Brieftauben, Wellensittiche, Finken, Exoten - die Liste ist lang. Seine Frau hat das Hobby akzeptiert, wobei auch Jürgen Köhler Abstriche gemacht hat. "Früher habe ich auch noch Fußball gespielt und geboxt", erzählt er.

Die ständige Abwesenheit des früheren Klempners und späteren Monteurs für Blitzschutzanlagen führte zu Spannungen, bis er sich entschied: "Mein Hobby sind die Tauben." Für die "Deutschen Langschnäbligen Tümmler" interessiere er sich erst seit 2000, dank eines Züchters aus Halberstadt. "Waldemar Kapust ist ein erfahrener Mann, der auch als Preisrichter wirkt", erzählt Köhler und lässt nicht unerwähnt, dass die Kreisstadt eine Hochburg für diese Rasse in Deutschlands sei. Eine von ihnen sorgte bei der Riesen-Schau in Leipzig für den Titel.

"Es war spannend", berichtet er. "Wir mussten gleich zweimal hinfahren, zunächst zum Einstellen der Tiere in die Käfige, dann zum Ende zum Abholen, auch der Siegerin."

Erfahren haben es nur Freunde und die Kollegen im Groß Quenstedter Verein. "Im Mittelpunkt zu stehen, ist nicht meine Sache." Lieber arbeite er im Verborgenen mit seinen Tieren und zeige die Ergebnisse mit den anderen bei verschiedenen Schauen zwischen Oktober und Januar.

Für die Zukunft der Rassetierzüchter sieht der ruhige Mann angesichts der Nachwuchssorgen indes schwarz. "Vielleicht gibt es in 20 bis 30 Jahren gar keine Züchter mehr", bedauert Köhler. Auch sein Sohn habe nach anfänglichem Interesse nicht weitergemacht. "Er ist jedoch wie die gesamte Familie sehr tierlieb."

Mit seinen 50 Brieftauben ist Jürgen Köhler übrigens oft bei Hochzeiten. "Es ist immer etwas Besonderes für das Brautpaar, wenn die Tiere aufsteigen."