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Engagement In jeder Tasche steckt Hilfsbereitschaft

Katja Kasch packt für Bedürftige „Kalte Taschen“. Verteilt werden sie in der Wärmestube in Halberstadt.

Von Konstanze Eichner 03.01.2018, 23:01

Halberstadt l Wer nachweislich bedürftig ist, der erhält mit den „Kalten Taschen“ eine Wochenration an Lebensmitteln, die von regionalen Supermärkten gespendet werden. Dass das Angebot der Halberstädter Wärmestube für viele dieser Personen eine enorme Hilfe und Entlastung ist, hat Katja Kasch längst erkannt. „Es ist wichtig, dass es neben der Tafel und Wärmestube auch solch eine Anlaufstelle gibt“, stellt sie fest.

Genau wie die anderen Mitarbeiter der zur Caritas gehörenden Einrichtung ist auch Katja Kasch ganz dicht an den Menschen, die Hilfe benötigen. Während sie die Beutel und Tüten mit Lebensmitteln füllt, kommt sie mit ihren Besuchern ins Gespräch, lernt sie kennen und weiß, was sie bewegt. „Ich unterhalte mich immer gern mit den Leuten. Wir reden über den Tag, das Wetter und was in der Woche so los ist“, berichtet sie.

Oft erfährt sie auch mehr aus den einzelnen Biografien und weiß: „Es ist häufig der Arbeitsverlust, der die Menschen in diese Lage bringt“. Auch sieht sie dann bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit immer wieder, dass Bedürftigkeit viele Formen hat und bis zur Obdachlosigkeit reicht. „Oft kommen Einzelpersonen jeden Alters hierher. Aber manchmal sind auch Familien mit Kindern dabei“, berichtet Katja Kasch.

Für die 34-jährige selbst steht bei alldem eines im Vordergrund: Helfen. Das hat Katja Kasch, die aus Groß Quenstedt stammt, schon früh erkannt. Nachdem sie ihre Ausbildung als Fachkraft für Lagerwirtschaft beendet hatte, entschied sie sich, für ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst. In der Pferdeschule am Gröpertor in Halberstadt half Katja Kasch während dieser Zeit unter anderem bei der Tierbetreuung und bot Kinderreiten an.

Anschließend führte auch sie der Weg zum Arbeitsamt. Dort saß sie dann und sagte klar und deutlich: „Ich will helfen“. Also vermittelte die Agentur sie an die Halberstädter Wärmestube. Dort wurde ihre Arbeit zunächst für ein Jahr als Ein-Euro Job gefördert.

Vor einem halben Jahr lief diese Maßnahme jedoch aus. Katja Kasch sah dies aber nicht als Grund, damit aufzuhören. So ist sie seitdem ehrenamtlich für die „Kalten Taschen“ der Wärmestube dreimal in der Woche vor Ort und hilft auch sonst aus, wenn zum Beispiel Notstand in der Küche herrscht. Fragt man Katja Kasch, warum sie dieses zeitintensive Ehrenamt ausführt, kommt die Antwort prompt: „Diese Arbeit erfüllt mich. Außerdem ist man unter Leuten und sitzt nicht zuhause, sondern kann hier etwas Gutes tun.“

Routine und Erfahrung hat Katja Kasch während dieser Zeit allemal bekommen. Jedenfalls ist die Station der „Kalten Taschen“ mittlerweile zu ihrem Revier geworden. „Die meisten Besucher kenne ich inzwischen und weiß oft genau, welche Lebensmittelsorten sie haben wollen“, berichtet sie. Was jeweils an Essen und Getränken zur Auswahl steht, hänge immer davon ab, wie die einzelnen Lieferungen der Supermärkte ausfallen. Katja Kasch kann dann meist morgens schon abschätzen, ob alles bis zum Ende der Ausgabe reichen wird. „Manchmal gibt es bereits um 12 Uhr mittags kein Obst und Gemüse und keine Wurst mehr, denn diese Sachen gehen immer schnell weg“, erklärt sie.

Nicht selten kommt es vor, dass die junge Ehrenamtliche für ihre Arbeit viel Bewunderung von den anderen Mitarbeitern erntet, denn rein körperlich verlangt der Arbeitsplatz einiges von ihr ab. Zum einen befindet sich dieser in einer ehemaligen Garage gegenüber der Wärmestube am anderen Ende der Wiese des Franziskanerklosters. Die dadurch entstehenden langen Wege sind rein logistisch für die Lebensmittellieferungen nicht gerade optimal. Zum anderen ist die unbeheizte Garage gerade in der kalten Jahreszeit eine Herausforderung. „Im letzten Jahr war im Dezember das Garagentor kaputt und konnte nicht geschlossen werden“, berichtet Katja Kasch, die damals schnell eine Lösung fand. Gegen Wind und Kälte habe sie behelfsweise Kisten vor den Eingang gebaut. Doch auch kalte Temperaturen kommentiert sie eher unbesorgt: „Warme Klamotten gibt es immer.“

Mit etwas Freude blickt sie diesbezüglich dennoch auf das gerade begonnene Jahr. Es soll ein neuer Containerbau direkt neben der Wärmestube entstehen, in dem die Station der „Kalten Taschen“ dann ihren festen Platz findet. „Wann der Bau fertig wird, kann noch nicht genau gesagt werden, aber auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt darauf.“