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Finanzwesen Zeit des kostenlosen Kontos ist vorbei

Die Volksbank Börßum-Hornburg zahlt ihren 5879 Mitgliedern auch 2018 eine Dividende von 4,5 Prozent auf ihre Geschäftsanteile.

Von Mario Heinicke 29.05.2018, 19:37

Börßum/Osterwieck l Gut wirtschaften heißt auch Einnahmen erwirtschaften. Wer ein Konto bei der Volksbank Börßum-Hornburg hat, das sind auch 2300 Osterwiecker, konnte dieses bisher durchaus kostenfrei führen. Wenn er es online und mit überschaubaren Kontobewegungen tat. Zum 1. Juli 2018 ist das vorbei, die Bank führt einen monatlichen Grundpreis ein.

Die Schwierigkeiten der Banken rühren aus den Rahmenbedingungen, vor allem der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Für die Bank bedeute das weniger Einnahmen, für den Sparer Entwertung des Geldes und Einbußen bei der Altersvorsorge, sagte Bank-Vorstandssprecher Christian Müller auf der Vertreterversammlung am Montagabend in Börßum. Die Digitalisierung kostet Geld, ebenso die Regulatorik. Eine Belastung fürs Jahresergebnis 2017 war zudem eine zusätzliche Steuerzahlung von 163.000 Euro nach einer großen Betriebsprüfung. Das ist das fast das Eineinhalbfache dessen, was die Bank an Dividende an ihre Mitglieder ausschüttet.

Nun also verändert die Volksbank Börßum-Hornburg zum 1. Juli ihre Kontoführungsmodelle. „Sie waren über zehn Jahre stabil“, betonte Müller, eine Anpassung sei daher „längst überfällig. Andere Wettbewerber haben in dem Zeitraum wiederholt erhöht.“ Dass Banken künftig noch ohne Kontoführungsgebühren wirtschaften können, glaubt Müller nicht: „Sie werden irgendwann ihren Preis dafür zahlen müssen.“ Er verwies dabei auch auf den zunehmenden Trend zum Online-Banking. „Immer mehr Kunden nutzen die neuen Zugänge zur Bank.“ Was aber für die Volksbank unabhängig von den Filialen enormen Aufwand hinsichtlich Technik und Sicherheit bedeutet. „Das hat seinen Preis“, so Müller.

Trotzdem will die Börßum-Hornburger Volksbank weiter an ihrem Filialnetz, darunter in Osterwieck, festhalten. Die Kunden hätten nach wie vor einen Bedarf an persönlicher Beratung.

Davon zeugt zum Beispiel das 2017 gewachsene Kreditgeschäft. „Vor allem bei Immobilienkrediten“, wie Vorstandsmitglied Martin Bothe berichtete. „Eine Immobilienblase sehen wir für unsere Region aber nicht.“ Neu sei es, dass jetzt angesichts der niedrigen Zinsen Kunden Zinsbindungen bis zu 30 Jahren wählen. Dabei bedient sich die kleine Volksbank aber Verbundpartnerunternehmen, ebenso bei Geldanlagen. Bothe sprach von einem „stabilen und stetigen Wachstum von Kundeneinlagen.“ Unterm Strich konnte so der Provisionsüberschuss so sehr gesteigert werden, dass er den Zinsüberschuss-Rückgang nahezu ausglich.

Bothe wertete das Betriebsergebnis 2017 insgesamt als „zufriedenstellend.“ Damit rechnet er auch für das laufende Jahr.

Vorstand und Aufsichtsrat wurden somit für ihre Arbeit 2017 entlastet.

Im Aufsichtsrat hat es am Montagabend einen personellen Wechsel gegeben. Die Deersheimer Tierärztin Dr. Karin Böhland ist altersbedingt aus dem sechsköpfigen Gremium ausgeschieden. Seit 1998 war sie hier tätig, damals „in eine Männerdomäne eingebrochen und die erste Frau im Aufsichtsrat“, blickte Aufsichtsratsvorsitzender Ottmar Pfaue zurück. Böhland wurde für ihre Verdienste mit der Ehrennadel in Silber des „Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen“ ausgezeichnet.

Es war der Wunsch von Aufsichtsrat und Vorstand, den freigewordenen Platz wieder mit einer Frau und aus einem Ort im Geschäftsbereich Osterwieck zu vergeben. Diesen wird nun die Osterwiecker Steuerberaterin Steffi Redwanz einnehmen. Sie wurde von der Vertreterversammlung einstimmig gewählt.