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Spende Flotten Flitzer für Harzer Verein in Halberstadt übergeben

Avery Kolle, Vorsitzender des Vereins krebskranker Kinder Harz ist einen Moment sprachlos vor Freude, als er auf dem Halberstädter Fischmarkt steht. Aus gutem Grund.

Von Sabine Scholz 28.06.2021, 07:39
Übergabe vor der Ratshauspassage in Halberstadt: Centermanager Enrico Burau (links)  und Kundenberater André Bergfeld (rechts) verfolgen die Schlüsselgabe von  Geschäftsführer Torsten Wode an Vereinsvorsitzenden Avery Kolle (2. von rechts). Das Autohaus Osterwieck schenkt dem Verein ein neues Fahrzeug.
Übergabe vor der Ratshauspassage in Halberstadt: Centermanager Enrico Burau (links) und Kundenberater André Bergfeld (rechts) verfolgen die Schlüsselgabe von Geschäftsführer Torsten Wode an Vereinsvorsitzenden Avery Kolle (2. von rechts). Das Autohaus Osterwieck schenkt dem Verein ein neues Fahrzeug. Foto: Sabine Scholz

Halberstadt - Das bunte Vereinslogo ziert Heck und Motorhaube. „Damit fallen wir definitiv auf“, sagte Avery Kolle. Was nicht das schlechteste ist für einen Verein, der sich seit Jahren um Familien kümmert, in denen ein Kind an Krebs erkrankt ist.

Aufmerksamkeit zu wecken für die Sorgen und Schwierigkeiten der betroffenen Familien, ist eine der Aufgaben, denen sich der Verein für krebskranke Kinder Harz verschrieben hat. Die Arbeit eines Vereins, der Familien zwischen Halberstadt und Göttingen betreut, erfordert Mobilität. Weshalb es ein Vereinsfahrzeug gab. „Doch das haben wir schon ein paar Monate nicht mehr“, so Kolle.

Schnelle Zusage aus Osterwieck

Enrico Burau, Centermanager der Rathauspassagen Halberstadt, erfuhr davon und machte sich auf die Spur, um Hilfe zu organisieren. Er musste eine Weile herumfragen, bis er in Osterwieck auf Menschen traf, die binnen kürzester Zeit eine Zusage machten: Der Verein bekommt ein neues Fahrzeug.

André Bergfeld, Kundenberater beim Autohaus Osterwieck, sagte zu, Geschäftsführer Torsten Wode bestätigte diese Zusage rasch und vergangene Woche nun konnte Avery Kolle den Schlüssel für das neue Auto in Empfang nehmen. Und war einen Moment lang sprachlos. Denn das Autohaus Osterwieck schenkt dem Verein das Auto plus Versicherungs- und Wartungskosten. „Sie müssen nur den Sprit selber zahlen“, sagte Torsten Wode zu Avery Kolle.

Erster Zuschuss für Spritkosten

Was ein Stichwort für Enrico Burau war, der dem verblüfften Vereinsvorsitzenden noch einen Scheck überreichte. „Die Eigentümer der Passage finden, dass Ihr Verein alle Unterstützung verdient, weshalb sie 500 Euro spenden. Da sind die ersten Spritkosten wohl abgedeckt“, so Burau.

Avery Kolle, sichtlich gerührt, suchte nach den richtigen Worten, um sich zu bedanken. Und sagte das einzig Mögliche: „Danke!“ Er berichtete, dass die Nachricht dieser außerordentlichen Hilfe beim Vorstand Kopfschütteln ausgelöst hatte, man habe es gar nicht fassen können.

Einige Fahrtziele stehen schon fest

Kolle erklärte auch, warum das neue Vereinsauto so eine große Hilfe ist. „Unser bisheriges Fahrzeug war mit 16 Jahren und 260.000 Kilometer Laufleistung inzwischen nicht mehr fahrsicher genug. Es hatte gerade bei den Fahrten mit den Familien seine Macken. Im Hochsommer ohne Klimaanlage unterwegs zu sein, das ist anstrengend gewesen, weil man mit immunschwachen Kindern kaum oder wenig das Fenster öffnen konnte.“

Im Dezember schied der TÜV dann Verein und Fahrzeug, seither waren die Vorstandsmitglieder mit ihren privaten Fahrzeugen unterwegs. „In den vergangenen Monaten haben wir uns finanziell auf unsere Unterstützungszusagen und Projekte fokussiert, damit das rückläufige Spendenaufkommen zielgerecht eingesetzt werden konnte. Nun ist es uns, dank der großzügigen Unterstützung, wieder möglich, schnell und unkompliziert alle Vereinsfahrten zu absolvieren - nächste Woche geht es damit schon zum Kinderplaneten nach Halle“, so Kolle.

Zwölf Familien in Betreuung

Den kranken Kindern Wünsche zu erfüllen, ist eine Seite der Vereinsarbeit. Manchmal bringen die Mitglieder die betreuten Familien, die kein Auto oder kein Führerschein besitzen, auch zum vereinseigenen Ferienobjekt am Bernsteinsee. Ein schwerkrankes Kind in der Familie zu haben, bedeute zumeist, dass mindesten ein Elternteil nicht mehr arbeiten kann. In den Urlaub zu fahren, ist dann mitunter nicht nur aus Gesundheitsgründen, sondern aus finanziellen nicht möglich.

Das Erholungsobjekt darf dank gesunkener Corona-Infektionszahlen wieder öffnen, es war innerhalb weniger Tage ausgebucht, berichtet Kolle.

Zwölf Familien zurzeit in Betreuung

Der Harzer Verein ist einer von rund 70 Elternvereinen in Deutschland, 60 von ihnen sind meist direkt an den Krankenhäusern angegliedert, in denen die Kinder behandelt werden. „Wir müssen aber bis Braunschweig, Göttingen, Halle, Magdeburg, Hannover fahren“, berichtet Kolle. Neben den Fahrten mit und zu betroffenen Familien sind die Vereinsmitglieder des Öfteren in den 18 Kindertagesstätten im Harzkreis zu Gast, die sich mit dem SunPass als Sonnschutz-Kita zertifizieren lassen, ein Präventionsprojekt der Europäischen Hautkrebsstiftung und der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft. Außerdem organisiert der Verein in Unternehmen Typisierungsaktionen, um Stammzellenspender zu registrieren.

Aktuell, so Avery Kolle weiter, betreue der Verein zwölf Familien. „Das ist nach 2017 die höchste Welle an Erkrankungen.“ Dabei ist die Bandbreite der Krebserkrankungen ebenso breit gefächert wie die Altersspanne der betroffenen Kinder – die sind aktuell zwischen 2 und 16 Jahren alt. „Und leider wissen wir, dass es ein Junge nicht schaffen wird“, sagt Kolle leise. Was alle, die dieses Spendenprojekt möglich machten, noch einmal darin bestätigte, hier das Richtige zu tun.