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Flugzeug Geschichte hat jetzt einen Namen

Lang ist es her, dass in Halberstadt Flugzeuge gebaut wurden. Ausgerechnet ein Holländer erinnerte am Sonnabend an diese Tradition.

Von Theo Weisenburger 13.08.2018, 01:01

Halberstadt l „Rosi“ gibt es jetzt doppelt: Einmal in echt. Da heißt sie Roswitha Hutfilz, ist Fachfrau für Parks und Gärten in der Abteilung Stadtgrün des Rathauses und als Privatperson unentbehrlich im Verein Halberstädter Berge. Und einmal als Schriftzug auf einem Flugzeugnachbau, der ihr zu Ehren auf den Namen „Rosi“ getauft wurde. Von ihrem Chef selbst übrigens. Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) griff am Samstagvormittag höchstpersönlich zur Flasche Sekt, um vor dem Rathaus den offiziellen Akt der Namensgebung zu vollziehen

Doch von vorn: „Rosi“, also das Flugzeug, ist der Nachbau einer „Halberstadt CL IV“, ein Kampfflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg. Doch es war nicht irgendein Flugzeug, es gilt als eines der besten Militär-Flugzeuge seiner Zeit und als Vorgänger noch berühmterer Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkrieg, wie etwa der deutschen Stuka.

In den Jahren von 1914 bis 1918 wurden in Halberstadt 1 717 Flugzeuge der C-Reihen hergestellt. Insbesondere die „Halberstadt CL IV“ war wegen ihrer Flugleistungen damals eine Sensation. Weltweit sind nur drei Maschinen im Original erhalten geblieben, wovon sich zwei Maschinen im Ausland befinden und die dritte Maschine im Museum für Technik und Verkehr in Berlin.

Ein kleineres, flugfähiges Modell der CL IV ist bereits im Besitz des Städtischen Museums. Doch eine CL IV in Originalgröße, das gab es hier wohl seit vielen Jahrzehnten und dem Ende des Flugzeugbaus in Halberstadt nicht mehr zu bewundern.

Zu verdanken ist das einem Niederländer, Ad Moest aus Eindhoven. Vor einigen Jahren gründete er in seiner holländischen Heimat mit weiteren Geschichts- und Technikfans eine Gruppe, die sich nach der Schlachtstaffel (Schlasta) 6 aus dem Ersten Weltkrieg benannte. Moest besorgte sich im Berliner Technikmuseum die Baupläne für das Flugzeug und legte los. Gut drei Jahre lang werkelten er und seine Freunde, bis die CL IV fertig war. Oder fast, um genau zu sein. Denn nach Halberstadt reiste der Kampfflieger ohne Motor und ohne Tragflächen. Die CL IV ist ein Doppeldecker, doch ein unverhoffter Windstoß hatte die Maschine umgeworfen und die Flügel beschädigt. Sie werden jetzt in Holland repariert. Problematisch ist auch die Motorenfrage: originale gibt es kaum noch, und Nachbauten sind teuer. Am Ende wird es wohl eine Attrappe werden.

Der Niederländer Moest ist außerdem – wie übrigens viele andere Ausländer auch – im „Verein historischer Uniformen des deutschen Kaiserreichs 1871-1918“ aktiv. Und hier schließt sich der Kreis zur echten „Rosi“, denn Mitglieder dieses Vereins sind regelmäßig an der Halberstädter Medingschanze zu Gast – und damit beim Verein Halberstädter Berge, der die Anlage betreut.

Dort sollte eigentlich auch die Präsentation der „Halberstadt CL IV“ stattfinden, musste aber aus Gründen des Brandschutzes in die Innenstadt verlegt werden. Das schadete der Veranstaltung nicht, eher im Gegenteil. Die Taufgäste kamen zahlreich, die meisten mit Kamera oder Smartphone in der Hand, um den einen oder anderen Schnappschuss von Flugzeug und Traditions-Uniformen zu ergattern.

Und was geschieht nun mit der „Halberstadt CL IV“? Zunächst einmal geht die „Rosi“ zurück nach Holland. Aber eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen. Etwa als Leihgabe, dann könnte der Doppeldecker vielleicht sogar unterm Dach der Rathaus-Passagen aufgehängt werden. Das zumindest sagt Roswitha Hutfilz – die sich bestimmt freuen würde, wenn „ihr“ Flugzeug den Weg zurück in die Heimat finden würde.