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Freibadsaison Urgestein mit Schwimmhäuten

Bernd Rabsilber ist seit Jahren Schwimmmeister in Harzer Freibädern. Jetzt starten er und der Bad-Förderverein in Eilenstedt voll durch.

Von Dennis Lotzmann 20.05.2017, 01:01

Eilenstedt l Bernd Rabsilber ist das, was man gemeinhin mit dem Begriff „Wasserratte“ wohl am treffendsten beschreibt. Der 68-Jährige hat schon 34 mal die Sommermonate an den Beckenrändern von Harzer Freibädern zugebracht und – frotzeln Freunde – längst Schwimmhäute zwischen den Fingern.

In seinem Heimatort Eilenstedt (Gemeinde Huy) ist Rabsilber am Beckenrand des Freibades voll in seinem Element und verwandelt sich auf Wunsch auch schon mal zum „Katapult“: Wenn die Stimmung im Hochsommer den Zenit erreicht und die quietschvergnügten Kinder nach Abkühlung und Spaß gleichermaßen lechzen, schleudern Rabsilber und dessen unermüdliche Helfer die kleinen Gäste zu deren großer Freude im hohen Bogen in die kühlen Fluten des Eilenstedter Freibades.

Ein Spaß, der garantiert auch in diesem Sommer wieder hoch im Kurs steht. Bernd Rabsilber wird dann mit besonderem Schwung zupacken. Aus gutem Grund: Nach Jahren mit einer völlig ungewissen Zukunft für das kommunale Freibad in Eilenstedt ist nun wieder Licht am Horizont zu erkennen. Fans des Sommerbades haben sich jetzt zum Förderverein zusammengeschlossen und wollen so ihren Teil dazu beitragen, dass die finanziellen Aufwendungen der finanziell klammen Gemeinde Huy reduziert werden.

Das ist, darüber dürften sich alle Beteiligten im Klaren sein, keine Lösung mit Garantie für alle Ewigkeit, zumindest aber eine reale Chance. Eine, die andernorts seit Jahren funktioniert, wie der Blick in die Harzregion beweist. Viele der hoch verschuldeten Städte und Gemeinden standen in den vergangenen Jahren vor dem unpopulären Schritt, die kommunalen Freibäder abstoßen zu müssen. Die drohenden Schließungen ließen sich praktisch überall nur verhindern, indem Vereine einsprangen und sich seither Bürger vor Ort engagieren.

So ist es im Oberharz mehrfach geschehen, ebenso im Raum Osterwieck. Auch in Langenstein hat die Bürgerschaft mit viel Engagement und kreativen Ideen 2011 die Schließung des Sommerbades verhindert. Im Huy werden zwei Bäder in Aderstedt und Dedeleben von Vereinen getragen. Nun haben sich auch die Eilenstedter aufgemacht, die Kommune beim Betrieb ihres Freibades mit Muskelkraft zu direkt unterstützen.

Das freut Bernd Rabsilber sehr. Der 68-Jährige macht sich schon seit Jahren für diesen Schritt stark. Dass er nun zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehört, ist nur logisch. Vor wenigen Tagen hat Vereinschefin Ines Däter mit Huy-Bürgermeister Thomas Krüger die Kooperation vertraglich fixiert.

„Die Vereinsgründung zeigt einmal mehr, dass man mit ehrenamtlichem Engagement viel bewegen kann“, erinnert der CDU-Politiker. Letztlich, so Thomas Krüger, gehe es auch darum, gemeinsam Hand in Hand die Lebensqualität im Huy mit entsprechenden Freizeitangeboten auf einem hohen Niveau zu halten.

Die Kooperation sieht im Kern so aus: Die Gemeinde betraut die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) mit dem Betrieb des Freibades und trägt diese Kosten. Die Vereinsmitglieder übernehmen wiederum alle denkbaren Arbeiten, die ohne spezielle Qualifikation möglich sind – angefangen beim Kassendienst über die Grünflächenpflege bis hin zu Reinigungsarbeiten – oder bringen sich berufsbezogen – beispielsweise als Elektriker – bei Reparatur- oder Wartungsarbeiten ein.

Eine Zusammenarbeit, die sich am Modell des Langensteiner Sommerbad-Fördervereins orientiert. Sowohl dort als auch in Eilenstedt dürfen die Vereinsmitglieder nach dem Entrichten des obligatorischen Jahresbeitrags – Erwachsene zahlen im Huy beispielsweise 50 Euro, Kinder 30 Euro – kostenfrei ins Bad. Das macht einerseits die Vereinsmitgliedschaft attraktiv. Andererseits sorgt das vor dem Saisonbeginn schon mal für planbare Einnahmen.

Zudem, ergänzt Bernd Rabsilber, könnte das Sommerbad auch dazu beitragen, das Miteinander im Dorf zu stärken. „Wir haben jetzt ein großes Ding vor, das wir gemeinsam stemmen wollen – das sollte uns zusammenschweißen“, sagt er. Und der 68-Jährige blickt, wenn er diesen Aufruf formuliert, speziell zu den jüngeren Eilenstedtern. Vor allem in den Sommerferien sei das Freibad für sie ein echter Magnet. „Da wäre es super, wenn sich deren Eltern künftig im Verein und damit in unserem Bad engagieren.“

Mahnende Worte, die Ortsbürgermeister Michael Richter (WG „Bürger für Eilenstedt“) aufgreift. Bernd Rabsilber habe den Eilenstedtern in den vergangenen Jahren die eigene Mitverantwortung für das Freibad deutlich gemacht. „Wir haben diese Botschaft verstanden. Es war wirklich fünf vor zwölf – dank seiner tollen Vorarbeit haben wir es aber geschafft, alle Klippen zu umschiffen“, betont Richter.

„Jetzt geht es darum, das, was er jahrelang aufgebaut und hochgehalten hat, fortzusetzen“, bringt es der Ortsbürgermeister auf den Punkt. Ihm selbst sei nicht bange, dass den Vereinsmitgliedern dies gelinge – „wir sind gut aufgestellt und haben eine altersmäßig gut gemischte und hochmotivierte Truppe, darunter auch Schwanebecker und Schlanstedter“.

Mittlerweile hat der Verein nach Angaben der Vorsitzenden Ines Däter etwa 65 Mitglieder. „Wir freuen uns über jeden, der mit anpackt und uns hilft, unser Freibad in die Zukunft zu führen.“ Die Perspektiven seien gut, ergänzt Richter und verweist auf ein nicht unerhebliches Detail: Für das Filterspülwasser – im vorigen Jahr einer der größten Problempunkte rund um die Freibad-Zukunft überhaupt – gebe es nun eine wasserrechtliche Einleitgenehmigung bis ins Jahr 2032.

Bleibt eigentlich nur eine Frage: Wer tritt – irgendwann mal – in Bernd Rabsilbers Fußstapfen? Gut möglich, dass es am Ende viele Vereinsmitglieder sind, die Rabsilber nacheifern und denen dann im wahrsten Sinne des Wortes Schwimmhäute „wachsen“.