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Zahlreiche Urkunden und Akten des Historischen Stadtarchivs nun digital verfügbar Fünf Festplatten Familiengeschichte

11.06.2015, 01:23

Zahlen und Namen sind die Schätze eines Archivs. In Halberstadt sind nun erstmals genealogische Bestände des Stadtarchivs digital nutzbar.

Halberstadt (sc) l Annette Bartl und Franziska Schumacher stehen zwischen den Regalen des Historischen Stadtarchivs. Zielsicher greifen sie zu, ziehen Kartons aus dem Regal und packen sie in bereitstehende Transportboxen. Die zuvor sorgfältig ausgesuchten historischen Dokumente haben eine Reise ins brandenburgische Beeskow vor sich. Die Firma Service Zentrum Kossenblatt GmbH digitalisiert Akten, Urkunden und andere Dokumente.

Dass große Teile der historischen, gedruckten und handgeschriebenen Zeitzeugen aus Halberstadt diese Reise antreten, um auf Festplatten gebrannt zu werden, ist dem Interesse eines anderen Unternehmens zu verdanken. Wie Stadtsprecherin Ute Huch informierte, habe die Firma Familysearch Akten für ihr eigenes umfangreiches Archiv zur Ahnenforschung in den USA sichern wollen und die kompletten Kosten für die Digitalisierung der Halberstädter Urkunden übernommen.

Inzwischen besitzt das Stadtarchiv fünf Festplatten mit über fünf Terrabyte Datenmaterial, das für die familienkundliche Forschung von Interesse ist.

Doch damit war es nicht getan. Tausende einzelner Dateien mit kryptischen Nummernfolgen müssen so aufbereitet werden, das die Archivmitarbeiterinnen und natürlich auch die künftigen Nutzer die Daten finden können, die sie für ihre Recherchen benötigen. Jede Datei musste gesichtet werden, erhielt ihren "alten Namen", so dass nun diese Daten mit den richtigen Inventarnummern zur Suche im Nutzerarbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden können, berichtete Huch.

"Zum einen können die historischen Originale, die ja doch schon in die Jahre gekommen sind, nun an ihrem angestammten Platz in den Archiven klimatisiert und sicher aufbewahrt liegen, und trotzdem können wir uns die Daten - in digitalisierter Form anschauen und für die Forschung nutzen", sagte Archivleiterin Franziska Schumacher.

Neben dem großen Zeitungsbestand, der bereits digital nutzbar ist, können nun auch Adressbücher von Halberstadt aus dem Zeitraum 1841 bis 1942, die Auskunft über alle Einwohner der Stadt, die Straßen, die Betriebe und Behörden geben, digital eingesehen werden. Schulakten mit Schülerlisten der Realschule, der Domschule, der Oberrealschule und der königlichen höheren Gewerbeschule aus den Zeiträumen von 1874 bis 1901 stehen ebenfalls zur Verfügung, weiterhin gibt es Informationen der hiesigen Polizeibehörde aus den Jahren 1864 bis 1868, die den Nutzern Auskunft über alle "Neuhalberstädter" erteilt. Die Geburts-, Heirats- und Sterbefallakten der jüdischen Einwohner von Halberstadt aus dem Zeitraum 1852 bis 1874 können ebenfalls eingesehen werden.

"Die Namensregister zu den Personenstandsregistern aus den Standesämtern Halberstadt und den Eingemeindungen sind ebenfalls schon erfasst. Sie sind die Voraussetzung für Recherchen nach Geburten, Sterbefällen und Hochzeiten in unserer Stadt", berichtet Schumacher weiter.

Und es wird weitergehen. Noch lange nicht alle Akten, die digitalisiert wurden, sind aufgearbeitet. Tausende von Seiten werden durch Franziska Schumacher im Historischen Stadtarchiv in den kommenden Monaten gesichtet, kontrolliert, beschrieben und umbenannt, um dann ebenfalls für die Forschung und alle interessierten Bürger jederzeit zur Verfügung zu stehen. Die Einsicht in diese Bestände ist jederzeit nach Voranmeldung möglich.