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Gesundheitszentrum Denkmal wird wachgeküsst

Anfang April ist es soweit, dann wird das "Alte Schule-Gesundheitszentrum Bismarckstraße" in Halberstadt eröffnet.

Von Jörg Endries 07.02.2016, 03:00

Halberstadt l Wachgeküsst wird das imposante Gebäude der ehemaligen Gleimschule in der Bismarckstraße – vorher Marx-Engels-Oberschule – nach einem über zehnjährigen Dornröschenschlaf. Dort, wo Generationen von Halberstädtern die Schulbank drückten, zieht das „Alte Schule-Gesundheitszentrum Bismarckstraße“ ein. Nach einjähriger Bauzeit feiert die Eigentümergemeinschaft am 1. April mit geladenen Gästen die offizielle Einweihung. Einen Tag später, am 2. April, ist dann großer Bahnhof für die Halberstädter sowie interessierten Gästen aus nah und fern. Von 10 bis 14 Uhr öffnet das Haus zum Tag der offenen Tür, informiert Architekt Jörg Gardzella im Volksstimme-Gespräch.

Derzeit haben bereits die Apotheke und drei von insgesamt neun Praxen, Therapieeinrichtungen, Krankenpflegedienst und Sanitätshaus im 2300 Quadratmeter Nutzfläche bietenden Gebäude geöffnet. Andere ziehen gerade ein oder stehen kurz davor. Einige befinden sich noch im Baustellenmodus. Wie zum Beispiel die Salzgrotte mit Gradierwerk, wo Patienten mit gesundheitlichen Beschwerden künftig behandelt werden können. 85 Pkw-Stellplätze sind auf dem großzügig bemessenen 6200 Quadratmeter umfassenden Außengelände entstanden. Grünflächen sowie das neue Portal zur Hofseite befinden sich in Arbeit.

Die „Marxer“, wie sie viele Halberstädter heute noch liebevoll bezeichnen, ist nicht wiederzuerkennen. Vertraut ist die schöne Backsteinfassade mit den beiden eindrucksvollen Sandsteinportalen, nur frischer präsentiert sie sich nach 117 Jahren. „Wir wollen aus einer Oma keine Jungfrau machen“, erklärt Architekt Jörg Gardzella. Darum gehören auch Narben zum Gebäude, auf deren Beseitigung absichtlich verzichtet wird. So wie die über 70 Jahre alten Kriegsspuren, mehrere Einschusslöcher, auf der Nordseite des Hauses.

Innen ist das unter Denkmalschutz stehende 1899 erbaute und bis 2004 als Schule genutzte Haus nicht wiederzuerkennen. Vertraut sind hier nur die alten Granitsteintreppen, die im neuen Hauskonzept entweder als zweiter Fluchtweg dienen oder direkt in die Apotheke führen. Klassenräume, Aula und die weitläufigen Flure, die an Kasernen erinnern, sind verschwunden. Sie haben modernen, großzügigen, attraktiv und geschmackvoll gestalteten Praxisräumen Platz gemacht. Keine Praxis gleicht der anderen. Sie sind Unikate, weit entfernt vom Einheitsbrei. Jeder Eigentümer hat seine individuellen Wünsche mit eingebracht, berichtet Jörg Gardzella. „Wir haben uns mit den Nutzern alle 14 Tage getroffen, damit sie ihre Ideen zur Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes mit einbringen können“, so der Architekt aus Groß Quenstedt. Die Sanierung beziehungsweise der Umbau des Gebäudes sei ein Spagat zwischen Denkmalpflege und Nutzung, betont Jörg Gardzella. Gemeinsam mit der Unteren Denkmalschutzbehörde seien gute Lösungen gefunden worden. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei, dass das Gesundheitszentrum barrierefrei und damit behindertengerecht ist. Dafür sorgt unter anderem ein Aufzug.

Die zum Komplex gehörende Sporthalle wird in den kommenden Monaten saniert, informiert Jörg Gardzella. Dafür sei jetzt der Bauantrag eingereicht worden. „Ich gehe davon aus, dass die Halle zum Jahresende übergabefertig ist.“

Der Umbau beziehungsweise die Sanierung des Gebäudes hat vielen Firmen in der Region Arbeit gebracht – insgesamt 15. „Fast ausschließlich aus dem Harzkreis und die meisten aus Halberstadt“, bilanziert Jörg Gardzella. Zurückhaltend ist der Groß Quenstedter, wenn man ihn auf die Baukosten anspricht. Er verrät nur soviel: „Hätte es keine Fördergelder aus der Städtebauförderung gegeben, dann wäre das Projekt wohl ein Traum geblieben.“