Ahorn-Bestand abgestorbenHalberstadt: Klimawandel zerstört den Stadtwald
Die Dürrejahre haben großen Schaden im Stadtwald Halberstadts verursacht. Neuanpflanzungen klimaresistenter Arten stoßen auf bürokratische Hürden.

Halberstadt - Die Stadt Halberstadt gehört im Landkreis Harz zu den großen Waldbesitzern. Immerhin nennt die Kommune 513 Hektar Wald ihr Eigentum, unter anderen in den Halber-städter Bergen wie Klus- und Thekenbergen, im Osterholz, am Paulskopf im Huy sowie kleinere Flächen am Salzloch in Langenstein. Seit 2004 kümmert sich das Betreuungsforstamt Flechtingen im Auftrag der Stadt um den Stadtforst. Der Klimawandel und der damit eng verbundene Insekten- und Krankheitsbefall setzen dem Baumbestand bereits seit Jahren zu. Absterbende Bäume gehören im Stadtwald daher zum Bild. David Neubert von der Stadtverwaltung Halberstadt informierte während der jüngsten Tagung des Stadtentwicklungsausschusses über den Zustand des Waldes.
Das Osterholz zwischen Derenburg und der B 81 gelegen ist mit seinen 123 Hektar dabei das wichtigste Waldareal im Portfolio der Kreisstadt, sagt David Neubert. „Das ist der Wirtschaftswald und dort verdient die Kommune mit dem Verkauf von Holz das meiste Geld.“ Er bestätigt, dass die Dürre in den zurückliegenden Jahren den Stadtwald arg in Mitleidenschaft gezogen habe. Durch die Trockenheit seien viele Folgeerkrankungen am Baumbestand aufgetreten.
Ahorn-Bestand ist tot
Bestes Beispiel dafür seien die Ahorn-Bestände. Halberstadt habe insgesamt 70 bis 80 Hektar, auf denen der Ahorn steht. „Die Bäume haben alle mittlerweile die Rußrinden-Krankheit“, informierte David Neubert. Ausgelöst von dem Pilz Cryptomstroma corticale, einem Schwächeparasiten, führt die Krankheit über Jahre langsam zum Tod der befallenen Bäume. Die Sporen des Pilzes sind auch für den Menschen gefährlich. Für die Kommune sei der Befall an den Ahorn-Bäumen auch ein wirtschaftliches Desaster, denn die Bäume können weder verkauft noch irgendwie anders genutzt werden. „Wir müssen die Bäume fällen und dort liegen lassen.“
Ähnlich gelagert sei die Lage beim Kiefern-Bestand, die Bäume sterben. Vor allem, weil sich Insekten wie der Borkenkäfer durch den Bestand fressen. Bereits 2021 hatte Thomas Roßbach, Chef des Betreuungsforstamtes Flechtingen im Volksstimme-Gespräch informiert: „Die Fichte ist zu 90 Prozent bereits aus dem Stadtwald verschwunden. Sie ist nur noch auf einer kleinen Gesamtfläche mit zwei Hektar vertreten, das sind nur 0,4 Prozent des gesamten Baumbestandes.“ Roßbach nannte als Ursache unter anderem den Schlauchpilz Sphaeropsis sapinea. Gegen diesen Pilz sei kein Kraut gewachsen. Der Klimawandel mit heißen und sehr trockenen Sommern befördert seine Ausbreitung. Der Schlauchpilz, der mit dem Auge kaum zu erkennen ist, befällt die Nadeln und entzieht ihnen Nährstoffe und Feuchtigkeit. Die Blätter werden braun, der Stoff- und Energiewechsel findet nicht mehr statt, der Frühjahrsaustrieb bleibt aus – die Kiefer stirbt.
Trotz der schlechten Nachrichten aus dem Stadtwald, würde die Stadt natürlich „fleißig Wald anpflanzen“, so David Neubert. Gatter für Neuanpflanzungen gebe es unter anderem im Umfeld der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, drei Gatter jeweils in den Theken- und Spiegelsbergen sowie im Huy. Die Fläche im Huy würde zu den problematischen Bereichen gehören. „Dort mussten wir schon dreimal neu anpflanzen.“
Umdenken bei Klimawandel
Angesichts des Klimawandels müsse man umdenken, welche Bäume eine Zukunft im Stadtwald haben. Bei den Neuanpflanzungen gebe es Problem für die Kommune, die natürlich bei der Wiederaufforstung auf Fördergelder angewiesen ist. „Der Fördergeldgeber sagt aber, es gibt nur Geld für Bäume, die vorher dort schon standen. Klima-Bäume, die mit den veränderten Bedingungen besser zurecht kommen, fallen nicht darunter.“
Die Stadt will in diesem Jahr noch versuchen, in der Klus ein Hektar neue Bäume anzupflanzen, weil dort viele Bäume abgestorben sind. Douglasie, Waldkiefer, Roteiche und Vogelkirsche werden angepflanzt. Trotz der Finanzierungsprobleme wolle man verstärkt auf Klimabäume setzen. „Derzeit wird überprüft, inwieweit die Stadt das finanzieren kann“, sagt Neubert.
Überprüft werde außerdem, jährlich eine Fläche anzubieten, auf der private Unterstützer, Vereine und Unternehmen gespendete Bäume pflanzen dürfen.