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Rund 500 Gäste bei bewegender Trauerfeier im Dom / Zum letzten Geläut erklingt "seine" Domina Halberstädter nehmen Abschied von Harald Hausmann

Von Sabine Scholz 18.06.2013, 03:18

Halberstadt l Bewegender Abschied im Halberstädter Dom: Rund 500 Menschen erwiesen am Montag Dr. Harald Hausmann die letzte Ehre. Familie, Wegbegleiter aus Politik und Wirtschaft, Freunde und viele Halberstädter verneigten sich vor dem Sarg im Dom und blieben stehen, als dieser nach der Trauerfeier unter dem Geläut der Domina-Glocke aus der Kathedrale getragen wurde. In berührenden Worten würdigten Superintendentin Angelika Zädow und Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) den mutigen, zielstrebigen und geradlinigen Hausmann.

"Wann immer die Stimmen der Stadt erklingen, wird die Resonanz der Domina in uns nachhallen und wir werden uns an ihn erinnern", sagte Andreas Henke. In seiner kurzen Gedenkrede erinnerte er, hörbar mit seinen Tränen kämpfend, an seinen Amtsvorgänger, der mit starkem Willen und großem Einsatz verwirklichte, was er für richtig hielt, der Verbündete suchte und Ignoranz und allen Widerständen zum Trotz unbeirrbar seinen Visionen folgte. Was mancher Wegbegleiter auch als stur empfunden haben mag.

"Er lebte vor, was es heißt, nach einem Scheitern mit neuem Mut weiterzumachen. Man darf mal hinfallen, aber Aufstehen ist Pflicht, war eine seiner Lebensmaximen. Und so unterschiedlich wir ihn auch erlebt haben mögen, eint uns alle doch der große Respekt, die Anerkennung und Wertschätzung seiner Lebensleistung", sagte Henke. Er würdigte, mit welchem großem Verantwortungsbewusstsein Hausmann seine Aufgaben wahrnahm, und "welchen außergewöhnlichen Menschen wir mit Harald Hausmann erleben durften".

Die Trauerfeier im Dom sollte Familie, Freunden, Bekannten, Wegbegleitern und allen um Hausmann trauernden Menschen Gelegenheit geben, die eigenen Gedanken und Gefühle zu ordnen, sagte Angelika Zädow. Die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises berichtete, dass Harald Hausmann in den letzten Monaten seines Lebens mit einem Freund über alte Texte, über Psalmen gesprochen habe und das Pater Athanasius von der Huysburg einer der engen Wegbegleiter Hausmanns in dessen letzten Lebensjahr war. Was manchen der Trauergäste vielleicht wunderte, hatte sich Hausmann doch immer als Atheist bezeichnet. Angelika Zädow zeichnete einige Lebensstationen Hausmanns nach, von denen ihr sein Sohn Andreas berichtet hatte. Die frühe Kindheit im Riesengebirge, die Flucht in die Altmark, wo er die Schule besuchte und seine Liebe zu Natur, Tieren und Jagd entdeckte. Das Studium in Moskau, wo er seine Frau kennenlernte, die Geburt von Sohn Andreas und Tochter Katja, das Leben am Elbufer, der berufliche Wechsel nach Halberstadt. Kreistierarzt, Wendelandrat, Retter des Schlachthofes in Halberstadt, diplomierter Landwirt, Präsident der Roland-Initiative, Mutmacher der Nation, Träger des Tierschutzpreises, Straßenbahnfreund und Oberbürgermeister, Jäger und "Glockenvater", geschätzter Gesprächspartner der Dialogreihen auf der Huysburg und der Halberstädter Abende.

"Sie alle wissen mehr von ihm, werden Situationen und Begebenheiten mit ihm in Erinnerung haben", sagte Angelika Zädow zum Ende ihrer Trauerrede und zitierte zum Abschluss Heinrich Heine mit dem Satz, dass unter jedem Grabstein eine eigene Weltgeschichte liege.

Als dann beim Auszug des Sarges die Domina ihre dunkle Glockenstimme erhob, traten vielen Gästen Tränen in die Augen.