1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Harsleber Milchbauern fordern faire Preise

Uwe Goldammer und andere Landwirte haben sich an Protesten in Brüssel beteiligt Harsleber Milchbauern fordern faire Preise

Von Dieter Kunze 06.12.2012, 01:34

Milchbauern aus Harsleben haben sich an den jüngsten Protestaktionen der europäischen Landwirte in Brüssel beteiligt. Sie fordern faire Wettbewerbsbedingungen und kostendeckende Milchpreise.

Harsleben l Die Ostharz-Milchbauern in Harsleben kümmern sich um 300 Kühe, die täglich rund 5000 Liter Milch liefern. Aktuell erhalten die Bauern dafür rund 30 Cent je Liter, im Sommer sackte der Preis auf 27 Cent. Dazu kommen die seit Jahren stark gestiegenen Kosten für Futter und Energie. Mindestens 40 Cent werden seit langem gefordert.

Mit insgesamt 3500 Kollegen aus 19 verschiedenen europäischen Ländern haben die Milchbauern aus Sachsen-Anhalt in Brüssel nun für Marktregeln gekämpft, die es ihnen künftig ermöglichen, kostendeckende Preise zu erwirtschaften und von ihrem Produkt Milch leben zu können.

Es wird seltener gemolken, um Kosten zu sparen

15 Arbeitsplätze hängen in Harsleben an dem Milchhof. Geschäftsführer Uwe Goldhammer und seine Mitarbeiter bewirtschaften 420 Hektar Land für die Fütterung und die Biogasanlage. Außerdem gehört eine Schlachtung mit EU-Zulassung zum Betrieb, deren Produkte im eigenen Hofladen angeboten werden. Um Kosten zu sparen, wurde bereits von drei- auf zweimal Melken pro Tag umgestellt.

Künftig müsse es aber eine Form der Marktsteuerung geben, damit die Preise den Produktionskosten folgen könnten, erklärte Uwe Goldammer, der auch Beiratsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) in Sachsen-Anhalt ist. Auch eine vernünftige Export-Regelung sei denkbar, fügte er hinzu. Die Rentabilität durch noch mehr Kühe zu erhöhen, wie mancherorts angedacht, würde den Preis noch mehr drücken.

Der Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat eine positive Bilanz der Protestaktionen in Brüssel gezogen. Wie Uwe Goldammer nach einer Beiratssitzung berichtete, seien die Beteiligung und der Kampfgeist "bombastisch" gewesen. "Wenn der Agrarausschuss, das Europäische Parlament, der Agrarrat und die EU-Staats- und Regierungschefs über die künftige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik beraten, wollten wir auf die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Milchmarktpolitik aufmerksam machen", erklärte Goldammer.

Bauern wollen Milchpreis aktiv mitbestimmen

In Brüssel werden in den kommenden Monaten die Rahmenbedingungen für die zukünftige Agrar- und Milchmarktpolitik festgelegt. Aktuell finden dazu abschließende Beratungen auf allen EU-Ebenen statt. "Die jetzt beschlossenen Weichenstellungen entscheiden darüber, wie weit die Milcherzeuger künftig am Markt teilnehmen können und aktiv den Preis ihrer Milch beeinflussen", sagte Goldammer.

Die europäischen Milchbauern fordern von den Politikern, faire Wettbewerbsbedingungen und Marktrahmenbedingungen zu setzen. "EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos ließ es sich nicht nehmen, bei den Bauern vorbeizukommen und ein paar Worte an die Milcherzeuger zu richten", freute sich Goldammer. Das wecke Hoffnung. Den Verantwortlichen sei klar, dass die im EU-Milchpaket vorgesehenen Vorhaben nicht ausreichen werden, um den Markt im Gleichgewicht zu halten und so kostendeckende Preise erzielen zu können, räumte Ciolos ein.

Gleichzeitig wies er aber auch auf den engen Handlungsspielraum hin, den die Kommission aufgrund der großen Länderzahl und -vielfalt habe. Es sei sehr schwierig, bei 27 Mitgliedsländern einen Konsens zu finden, erklärte Dacian Ciolos und warnte vor zu hohen Erwartungen an die Kommission. "Für unsere Arbeit bedeutet das wenig Veränderung. Uns ist klar, dass wir neben der europäischen auch weiterhin die nationale Politik im Blick haben müssen", sagte Goldammer.

Einig waren sich die anwesenden Milcherzeuger darin, dass die Aktion in Brüssel nicht die letzte gewesen sein dürfte. Auch auf nationaler Ebene werde man weiterarbeiten und darauf dringen, dass die Forderung nach sinnvollen Marktregeln für kostendeckende Preise endlich Gehör findet.