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Fusionskurs für Kreiskrankenhaus vorgestellt / Gutachterin bescheinigt medizinisches und wirtschaftliches Potenzial Harzklinikum setzt auf Spitzenmedizin - Häuser in Quedlinburg und Wernigerode spezialisieren sich

Von Tom Koch 29.11.2013, 01:13

Die Chefs im Harzklinikum haben den Fusionskurs festgelegt: Leistungen der Spitzenmedizin sollen in Quedlinburg und Wernigerode konzentriert werden. In beiden Krankenhäusern soll es auch künftig die üblichen Klinikleistungen geben. Das sieht ein Gutachten vor, das am Donnerstag präsentiert worden ist.

Quedlinburg/Wernigerode/Blankenburg l Ein medizinisches Zentrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen soll in Quedlinburg aufgebaut werden. Dieser Standort des Harzklinikums wird voraussichtlich ab dem Jahr 2020 auch der Schwerpunkt für die gemeinsame Orthopädie und Traumatologie/Unfallchirurgie sein. Dafür wird der Wernigeröder Bereich des fusionierten Kreiskrankenhauses seine Angebote in der Tumorbehandlung/Strahlenmedizin sowie in der Kinder- und Frauenheilkunde inklusive der Neonatologie (Neugeborenenmedizin) weiter ausbauen.

Diese Spezialisierung der beiden großen Häuser des Harzklinikums sieht ein Gutachten vor, das das Hamburger Büro BAB gemeinsam mit den Verantwortlichen des Klinikums in den vergangenen Monaten erarbeitet hat.

Klinik-Geschäftsführer Peter Redemann und BAB-Geschäftsführerin Meike Thun haben am Donnerstag gemeinsam mit den Ärztlichen Direktoren und Chefärzten Sven Fischer (Quedlinburg) und Tom Schilling (Wernigerode) Details des Fusionskonzepts vorgestellt. Danach wird es vor der in sieben Jahren geplanten Neuorganisation der "medizinischen Leuchttürme" zunächst eine Phase der Konsolidierung geben.

Laut Meike Thun erbringen beide Häuser bereits heute rund 50Prozent ihrer Leistungen auf dem Gebiet der sogenannten medizinischen Grund- und Regelversorgung, die vom Blinddarm bis zur Lungenentzündung reiche. Das solle auch künftig so bleiben - sowohl in Quedlinburg als auch in Wernigerode sollen in Zukunft die "normalen Fälle" wohnortnah behandelt werden.

Das Ziel des kommunalen Krankenhauses müsse es jedoch sein, mit medizinischen Spitzenleistungen seine Marktposition zu behaupten. Im Wettbewerb um Patienten aus dem Harzkreis und den Nachbarregionen, in der Konkurrenz zu anderen Kliniken habe das Harzklinikum nur dann eine Perspektive, wenn es sich weiter spezialisiere, schätzt die BAB-Geschäftsführerin ein.

Spitzenleistungen, die es sonst nur an Uni-Kliniken gebe, können auch in der Harzer Provinz angeboten werden. Das Harzklinikum verfüge - medizinisch wie wirtschaftlich - über dieses Potenzial, urteilt die Gutachterin.

Zuvor sollen die kommenden sieben Jahre genutzt werden, "Speck" anzusetzen und das Bewusstsein des Personals weiter zu entwickeln, jetzt in einer gemeinsamen kommunalen Klinik zu arbeiten.

Klinik-Geschäftsführer Peter Redemann wies auf die Schwierigkeiten in der Krankenhausfinanzierung hin. Mehr als 70Prozent aller deutschen Kliniken könnten in diesem Jahr keine schwarzen Zahlen schreiben, da müsse die Politik gegensteuern. Die Überalterung und der Bevölkerungsrückgang bedeuteten für die Branche, dass die Zahl der künftig zu behandelnden Patienten zurückgehe.

Eine Form, darauf zu reagieren sei, medizinische Spitzenleistungen anzubieten. Dies, so der Wernigeröder Chefarzt Tom Schilling, sei auch wichtig im Wettbewerb um die besten Ärzte. Wer mit moderner Medizintechnik und interessanten medizinischen Fächern aufwarten könne, habe ein Vorteil beispielsweise bei der Ausbildung junger Fachärzte. Zudem, so Schilling, gebe es zunehmend Interesse von Kollegen aus privaten Krankenhäusern an einer Tätigkeit in einem öffentlichen Haus.

Ein Fusionsziel sei, mittelfristig Kosten einzusparen, erklärte Redemann. Darum sei vorgesehen, die Psychiatrie in Ballenstedt zu schließen und dieses Angebot in Blankenburg zu konzentrieren. Außerdem soll die Wernigeröder Kinderklinik in einen Neubau an der Ilsenburger Straße umziehen. Auf diese Weise würde die Zahl der Klinikstandorte von heute fünf auf dann drei verringert, dadurch ließen sich erhebliche Personal- und Sachkosten sparen.

In der aktuellen Debatte um den gemeinsamen Fusionskurs sei zunehmend deutlich geworden, dass Ängste unbegründet seien, ein Klinikstandort solle zugunsten des anderen bevorzugt werden, schätzte Redemann ein. Das sei positiv und eine wichtige Voraussetzung für das bessere Miteinander, und das nutze vor allem den Patienten, so der Klinikchef.