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Heimatmuseum Kindheitserinnerungen in Dedeleben

Eine Fülle von Geschichten aus der Kindheit haben das Dedelebener Museumsteam erreicht, das daraus eine Ausstellung erarbeitet hat.

Von Ramona Adelsberger 22.05.2018, 15:00

Dedeleben l Besucher, die sich für die neue Ausstellung „Erzähl doch mal, wie es früher war“ im Heimatmuseum Dedeleben interessieren, sollten etwas Zeit mitbringen. Denn auf die Bitte des Museumsteams, Kindheitserinnerungen aufzuschreiben, sind über 100 kurze und auch längere Geschichten eingetroffen.

Dorothee Könau hat sich mit den eingesandten Erinnerungen beschäftigt, diese geordnet und eine Ausstellung gestaltet. Entstanden ist eine wahre Schatzgrube über das frühere Leben. „Am Ende finden wir hier ein unwiderbringliches Stück Heimatgeschichte.“

Die ehemalige Pädagogin Könau bedauert, dass die Erzählkultur in den Familien nicht mehr da ist. Bei der Ausstellungseröffnung berichtete sie über ihre eigenen Kindheit: „Meine Eltern hatten wenig Zeit für uns Kinder, aber die Stunden vom Abendessen bis zum Schlafengehen gehörten uns. Da wurde gespielt und eben viel erzählt.“ Heute, im Zeitalter der modernen Medien, sei das undenkbar. „Jeder sitzt mit seinem Handy und es wird viel zu wenig untereinander gesprochen“. Diesen „Teufelskreis“ wollte das Museumsteam mit der Aufforderung „Erzähl doch mal, wie es früher war“ durchbrechen.

Zur Eröffnung hatte Dorothee Könau nicht nur die Idee hinter dieser Ausstellung erläutert, sondern auch eine Geschichte ausgewählt und vorgetragen. Entschieden hatte sie sich für die Zeilen von Anni Lindemann aus Dingelstedt, die als Schülerin der siebenten Klasse eine Begebenheit mit einem Viehhändler aufgeschrieben hat, die sich 1933 zugetragen haben muss. Für Vorleserin Könau war dies eine doppelte Herausforderung, geschrieben in Sütterlin und stellenweise auf Platt. Doch die einstige Lehrerin meisterte diese Hürden und erhielt viel Beifall.

Marlies Becker war selbst zur Eröffnung gekommen. Sie sei der Bitte nach Erinnerungen an ihre Kindheit in Aderstedt sehr gern nachgekommen. „Während ich noch an der ersten Geschichte geschrieben habe, sind immer mehr Erinnerungen wach geworden.“ Zuletzt sei es richtig gesprudelt, erklärt die 83-Jährige, die sich die Mühe gemacht hat, alles noch einmal fein säuberlich per Hand abzuschreiben.

Gisela Westphal (geborene Richter) ist nach 46 Jahren wieder zurück nach Pabstorf gezogen. Sie hat gemeinsam mit ihrer Freundin Marianne Märschel in alten Fotos gekramt und viele Begebenheiten aus beider Kindheit in Pabstorf aufgeschrieben. Unter den Einsendungen befinden sich auch die des fast 97-jährigen Heinz Peine, der seine Erinnerungen „Geschichten eines alten Mannes“ nennt.

Etwa 70 Besucher konnte das Museumsteam an diesem Tag in Dedeleben begrüßen, alle waren interessiert an der neuen Ausstellung und angetan von der Fülle der Geschichten. Viele wollen wiederkommen und weiterlesen. Die Ausstellung wird bis Anfang September gezeigt, jeden ersten und dritten Sonntag im Monat ist geöffnet, von 14 bis 17 Uhr. Besichtigungen außerhalb dieser Zeiten sind auf Anfrage unter Telefon (03 94 22) 612 18 möglich.

Gute Nachrichten gibt es indes aus dem Museumsverein. Die Landtagsfraktion der Linken hat auf die Bitte aus Dedeleben reagiert und unterstützt mit einer Soforthilfe von 400 Euro die nächsten Renovierungsarbeiten. Der Scheck wurde durch die Abgeordnete Monika Hohmann übergeben.