Dankeschön-Veranstaltung der Kreisfeuerwehrverbände mit Spendenübergabe in Drübeck "Hilfe für Helfer" stiftet Ehepaar 1000 Euro-Scheck
Mit einer gemeinsamen Veranstaltung haben der Kreisfeuerwehrverband Harz und der Feuerwehrverband für den Altkreis Quedlinburg in Drübeck allen Fluthelfern aus den eigenen Reihen ein großes Dankeschön gesagt. Der Erlös des gegründeten Hilfsfonds geht an ein junges Paar aus Schönhausen in der Altmark.
Drübeck l Wohl jeder dürfte das altmärkische Fischbeck seit dem Juni 2013 kennen. Jenen Ort, wo nach einem Deichbruch der Elbe-Havel-Winkel voll Wasser lief. Mit der spektakulären Versenkung von insgesamt drei Lastkähnen wurde das Leck von einer Länge von 100 Metern geschlossen. Die Fluten konnten abfließen. Da aber war es für viele Betroffene bereits zu spät, das Wasser stand meterhoch.
Aus ganz Deutschland rückte Hilfe an, auch aus dem Harz. Hier war die Feuerwehrbereitschaft des Landkreises vor Ort. Diese Einheiten sind die Kräfte für die sogenannten "großen Sachen". Immer dann, wenn die Wehr vor Ort die Lage nicht allein bewältigen kann, kommen die Züge der Kreisfeuerwehrbereitschaften zum Einsatz. In dieser Bereitschaft sind die Kräfte von Feuerwehr, Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DRLG) und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) zusammengefasst.
Insgesamt waren beim Juni-Hochwasser in Halle, Magdeburg und Fischbeck fast 1000 Frauen und Männer in rein rechnerisch über 2200 Tagen im Einsatz. Um die Logistik im Einsatzgebiet so einfach wie möglich zu halten, wurden die Helfer im 36 oder 48 Stundenrhythmus zum Einsatzort gebracht und zum Ausruhen wieder nach Hause gefahren.
Szenenwechsel: Gut 300 Gäste finden Platz im Schützenhaus Drübeck, jeder Platz ist besetzt. Eingeladen sind zudem die Partner der Helfer, die Verständnis zeigen und den Akteuren den Rücken frei halten.
Martin Skiebe hat seinen ersten offiziellen Auftritt als Landrat (parteilos) vor der Kreisfeuerwehr. Er sagt: "Es ist wichtig, dass man das Selbstverständliche wertschätzt." Skiebe unterstreicht die Bedeutung der Feuerwehrbereitschaft.
"Hier sitzen die Truppenteile, die die Fahne des Harzes auch nach außen tragen."
Martin Skiebe, Landrat
Der Quedlinburger: "Hier sitzen die Truppenteile, die die Fahne des Harzes auch nach außen tragen." Nach dem schlimmen Hochwasser gehe die Arbeit weiter, mit Dialogen, mit der Findung von Lösungen und vor allem deren Umsetzung, so Skiebe.
Auch der Chef des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, Lothar Lindecke, dankt allen Beteiligten. Für ihn sei beeindruckend gewesen, dass "helfen, nicht fragen" im Vordergrund stand. Kritiker weist er in die Schranken. Lindecke: "Wer sagt, wir haben zu viel Feuerwehr, hat das Hochwasser nicht miterlebt."
Als in der Volksstimme ein Spendenaufruf für die Flutopfer gestartet wurde, gründete auch die Feuerwehr des Harzes einen Hilfsfonds. Das gesammelte Geld wird nun an Kristin und Henry Wiggert übergeben. Beide sind sichtlich ergriffen. Ungläubig halten sie den Scheck in den Händen. Damit rückt ihr Traum vom Wiedereinzug in ihr Haus ein Stück näher. Das junge Paar ist in Schönhausen unweit von Fischbeck zu Hause. Und hatte beim Hochwasser im Juni beinahe alles verloren. Im Haus der Wiggerts habe das Wasser etwa 1,60 hoch gestanden. "Kinder, Hund und Kaninchen waren zum Glück bereits weg, als das Wasser kam", erinnert sich Kristin Wiggert.
"Wir haben auch schon mal ans Aufgeben gedacht, ich konnte nicht mehr."
Henry Wiggert, Flutopfer
Dennoch dachte das Paar in dieser schweren Zeit nicht nur an sich selbst. Beide sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Schönhausen und waren im selbst im Einsatz. Damit sind Wiggerts für den Fonds "Hilfe für Helfer" prädestiniert. 1000 Euro gehen an sie.
Das Untergeschoss des Hauses von 1938 war nach Abfluss des Wassers komplett zerstört, Lehmwände lösten sich auf. Die erste Prognose des Gutachters habe das Allerschlimmste verheißen - Abriss, berichtet das Ehepaar. Dann Aufatmen, das Gebäude kann gerettet werden. Der Schaden sei auf 100 000 bis 120 000 Euro beziffert worden. Es habe zwar eine Gebäudeversicherung gegeben, aber sämtlicher Hausrat sei hin gewesen. Fluthilfe habe die Familie beantragt, jedoch noch nicht bewilligt erhalten.
Heute sind die Wiggerts wieder optimistisch, das sei nicht immer so gewesen. "Wir haben auch schon mal ans Aufgeben gedacht, ich konnte einfach nicht mehr", sagt Henry Wiggert. Untergekommen seien sie im Bungalow der Schwiegereltern. "Und Weihnachten wollen wir wieder zu Hause feiern", zeigt sich Kristin Wiggert überzeugt.