Hochwasser  Land unter im Trecktal

Nach den Hochwasserschäden im Trecktal wird die dortige Kreisstraße zwischen Heimburg und B 244 zur Dauerbaustelle.

Von Dennis Lotzmann 11.10.2017, 14:00

Heimburg/Elbingerode l Herbert Hübe hat seine Pensionierung in Sichtweite. Zum Jahresende verabschiedet sich der Chef des Amtes für Kreisstraßen im Landratsamt. Seiner Nachfolgerin oder dem Nachfolger hinterlässt der scheidende Amtsleiter zumindest ein Erbe, das so nicht geplant war: Die Kreisstraße 1347 zwischen Heimburg und der B 244, die seit dem extremen Hochwasser Ende Juli voll gesperrt ist, wird die Behörde noch auf Jahre hinaus beschäftigen. Und: Voraussichtlich im Jahr 2019 müssten die Autofahrer mit einer erneuten längeren Vollsperrung rechnen, kündigt Hübe an.

Der Grund: In den kommenden Wochen werden die Schäden, die die Fluten im Sommer verursacht haben, zunächst nur provisorisch repariert. „Wir haben in den vergangenen Wochen zunächst den genauen Umfang der Schäden erfasst und dabei auch den Boden mit Probebohrungen untersucht“, erklärt der Amtsleiter. Dabei habe sich zumindest herausgestellt, dass die extremen Wassermassen, die Ende Juli von den Hängen zu Tal stürzten und die Straße teilweise unter- und ganze Stützmauern wegspülten, keine Risse in tieferen Bodenschichten verursacht haben. Nun habe die im Mansfeldischen Helbra ansässige Firma Kutter den Auftrag erhalten, die Unterspülungen und Auswaschungen zu beseitigen und die Straße zu stabilisieren.

Die in dieser Woche begonnenen Arbeiten, schätzt Hübe, werden voraussichtlich bis Mitte/Ende November unter Vollsperrung der Trecktalstraße erfolgen. Parallel dazu würden bereits schätzungsweise 80 Bäume gefällt, die in ihrer Standsicherheit gefährdet seien. Wegen des Hochwassers und auch wegen der jüngsten Herbststürme.

Die Sicherungsarbeiten erfolgen dabei nach Hübes Worten an drei besonders geschädigten Stellen im Trecktal. „Dabei werden unterhalb der Straße zunächst Stahlgleitwände eingezogen, um den Hang abzufangen und die Standsicherheit der Straße herzustellen“, erklärt der Amtschef den Umfang der geplanten Arbeiten. Insgesamt gehe es an drei Stellen im Trecktal um eine Gesamtlänge von rund 300 Metern. Auch die Leitplanken müssten neu verankert werden. Für diese Arbeiten seien rund 150.000 Euro veranschlagt.

Nach dieser provisorischen Notreparatur werde der Verkehr einspurig mit Ampelregelung an den besagten Problempunkten vorbei geleitet – aller Voraussicht nach das gesamte Jahr 2018 über und bis ins Jahr 2019 hinein. In diesem Zeitraum soll behördenintern die eigentliche und dauerhafte Sanierung der beschädigten Abschnitte geplant und vorbereitet werden, beschreibt der Amtsleiter die weiteren Pläne.

Wie Herbert Hübe sagt, habe sich bei dem Extremwetter Ende Juli jenes Problem herauskristallisiert: „Bei derartigem sintflutartigen Dauerregen, wie wir ihn damals hatten, können die völlig gesättigten Hänge irgendwann kein Wasser mehr aufnehmen und halten, sodass die Fluten komplett ins Tal stürzen. Deshalb wurde die Straße nicht nur über- sondern punktuell auch massiv unterspült.“

Ein Problem, dem man auf lange Sicht nur mit massiven baulichen Eingriffen begegnen könne, die nun für 2019 angestrebt würden: Entsprechend dimensionierte Gräben auf der hangseitigen Straßenseite, die das Wasser sammeln und anschließend durch ausreichend große Durchlässe schadlos unter der Straße hindurch in Richtung Teufelsbach ableiten. Parallel dazu am Hang zwischen Straße und Bachbett massive Sicherung mit Spundwänden, Gabionen oder anderen Möglichkeiten, die entsprechend solide im Untergrund verankert sein müssen, um auch Hochwasserfluten im Teufelsbach standzuhalten. „Wir wollen schließlich, dass die so sanierten Punkte in den kommenden 50, 60 Jahren den Naturgewalten standhalten“, skizziert Amtschef Hübe das Ziel.

Hinsichtlich des dafür zu veranschlagenden Investitionsbedarfs will sich Hübe auch mit Blick auf die Ausschreibungen nicht äußern. Nur so viel: Es werde teuer. Andere an Kreisstraßen geplante Projekte müssten zurückgestellt werden. „Das Gesamtprojekt bekommt eine hohe Priorität – wir müssen das haushaltstechnisch hinbekommen, damit wir 2019 bauen können und das schaffen.“ Soll heißen: Notfalls müssen andere Projekte an Kreisstraßen verschoben werden.

Wobei Herbert Hübe seine Hand nicht dafür ins Feuer legen will, dass die Situation im Trecktal dann auf Dauer geklärt ist. „Selbst wenn voraussichtlich 2019 an den drei Stellen nach allen Regeln der Technik gebaut wird, heißt das nicht, dass bei einem neuen Unwetter an vier anderen Stellen Probleme entstehen. Das Tal ist ein Problem – wenn es anhaltend und heftig schüttet, suchen sich die Wassermassen ihren Weg. So wie das im Sommer gekommen ist, können wir die Fluten einfach nicht stoppen.“

Wobei der Teufelsbach Ende Juli nicht nur im Trecktal eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat. Nach seiner Mündung in den Goldbach hat letzterer in Langenstein, Halberstadt und Harsleben ebenfalls heftige Schäden verursacht.

Die Autofahrer müssen im Raum Heimburg/Blankenburg/Wernigerode folglich weiter mit Umleitungen, Behinderungen und Staus rechnen. Aktuell müssen Einwohner in Oberharz-Orten wie Elbingerode, für die die Trecktal-Straße eine direkte Anbindung in Richtung Halberstadt ist, den Umweg über Wernigerode nehmen, weil aktuell auch die B 27 in Blankenburg gesperrt ist.

Hier laufen die Arbeiten nach Angaben von Hilmar Klitz von der Landesstraßen-Baubehörde (LSBB) planmäßig, sodass die geplante Freigabe zum 23. Dezember wohl gehalten werden könne. Bis dahin müssen die Wernigeröder mit massivem Verkehrsaufkommen rechnen.

Obendrein bleibt die Perspektive für die nächsten Jahre wenig erbaulich. Kommt die Sanierung im Jahr 2019 müssen die B 27 und die Ortsdurchfahrt Wernigerode wieder den gesamten Verkehr aufnehmen. Und – wird die Trecktal-Straße dann endlich auch gleich fahrbahnseitig grundhaft saniert? „Nein. Wenn die Hangsicherung kommt, haben wir kein Geld für acht Kilometer Straßensanierung“, stellt Hübe klar. „Uns fehlen Millionen, um die Straßen zu sanieren. Allein die hochwasserbedingten Schäden an Kreisstraßen werden auf 500.000 Euro veranschlagt.“