Hochwasserschutz Schritte gegen die Flut

Der Starkregen am 2. Juni hat auch dem Team vom Unterhaltungsverband Ilse-Holtemme einen Dauereinsatz beschert.

Von Ingmar Mehlhose 08.06.2016, 07:00

Wernigerode l Es plätschert leise. Kaum zu glauben, dass sich der Sturzbach im Wernigeröder Stadtteil Hasserode am 2. Juni innerhalb von kürzester Zeit in einen solchen verwandelte.

„Die Forstwege sind komplett ausgespült“, sagt Nadja Effler-Scheruhn. Die Geschäftsführerin des Unterhaltungsverbandes (UHV) Ilse-Holtemme berichtet von mehreren Lkw-Ladungen Geröll, die die Mitarbeiter ihres Betriebshofes beräumen mussten. Auf eine Zwölf-Stunden-Schicht folgte nach einer kurzen Pause ein weiterer gut siebenstündiger Einsatz. Die diplomierte Bau-Ingenieurin: „Wir hätten eigentlich Geschiebefänge gebraucht, wie man sie aus dem alpinen Raum kennt.“ Solche Anlagen würden die Energie des Wassers brechen und es beruhigen.

Für sie stehe nicht erst seit der jüngsten Sturzflut fest, dass der Hochwasserschutz oberste Priorität haben muss. Die Geschäftsführerin: „Wir können unseren Verbandsmitgliedern und Gemeinden nur dringend ans Herz legen, die Förderungen dafür aktiv zu nutzen.“ Die nächsten Anmeldefristen seien der 30. Juni 2016 und der 31. März 2017. Zuschüsse vom Land in Höhe von bis zu 80 Prozent seien möglich. Präventiv lasse sich durch die Errichtung von Rückhaltezonen, Gerinneausbau, Korrekturen am Gewässerprofil sowie die Beseitigung von Engstellen und Hindernissen viel erreichen.

Schäden könnten vermieden werden, wenn Kommunen ein Konzept für den Hochwasserschutz besäßen. Nadja Effler-Scheruhn: „Ilsenburg ist da Vorreiter.“ Nach dem Unwetter 2014 sei dort schnell reagiert und zum Beispiel für den Suenbach Vorkehrungen getroffen worden. Für Wernigerode stehe ein solches Papier noch aus. Eine erste Erörterung mit Vertretern eines Ingenieurbüros und des städtischen Bauamtes solle am Donnerstag stattfinden.

Die Expertin sieht aber noch mehr Handlungsbedarf für das rund 1200 Kilometer lange Einzugsgebiet von Ilse-Holtemme. Sie sagt: „Es braucht dringend auch an ausgewählten Gewässern zweiter Ordnung eine Hochwasservorhersage.“ Pegelstände könnten meist nur an Gewässern erster Ordnung online abgerufen werden. Würde dieser Service erweitert, ließe sich schneller und zielgerichteter reagieren.

Ebenso für unabdingbar hält die UHV-Chefin die Rekrutierung von Wasserwehren. Deren Aufgaben könnten durch die freiwilligen Feuerwehren erfüllt werden. Nadja Effler-Scheruhn verweist auf das Wassergesetz des Landes Sachsen-Anhalt vom 16. März 2011. Die Formulierung dazu in Paragraf 14 lautet „Gemeinden, die erfahrungsgemäß von Hochwasser- und Eisgefahr bedroht sind, ... haben ... dafür zu sorgen“. Und weiter: „Sie haben die hierfür erforderlichen Hilfsmittel bereitzuhalten.“

Um alle Projekte tatsächlich wirkungsvoll umzusetzen, bedürfe es einer engen Vernetzung der kommunalen Träger. Als einen nächsten Schritt dafür sieht die Geschäftsführerin einen Strategieworkshop mit Exkursion am Dienstag, 21. Juni, in Drübeck.